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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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ein stetiges Netz zwischen dem Volk und ihren Traumpfaden gesponnen
werde, in einer Abfolge von Schöpfung, Stillstand und Wiedererstehung.
    Er griff
nach dem kleinen Lederbeutel auf seiner Brust, befühlte den glatten magischen
Stein darin. »Sehr starke Geistmacht, Thulan«, hatte Jallara mit einem
strahlenden Lächeln gesagt. »Geistmacht beschützen Thulan auf seinem
Traumpfad.«
    Auch das
inzwischen leere smaragdgrüne Tränenfläschchen betastete er. Die Tränen meiner
Mutter haben mich aus der Welt der Geister zurückgeführt, sagte er sich. In den
Tagen nach seinem Erlebnis an der Felswand hatte Neal über seine Vision
nachgedacht. Und Klarheit gewonnen. Wenn Josiah bei jeder Gelegenheit die
großartigen Erfolge seines Adoptivsohns zur Sprache gebracht hatte, mit ihm
Urlaub in den Bergen gemacht, Geburtstagsfeiern ausgerichtet, dem Jungen jeden
Wunsch erfüllt hatte, hatte dies Neal bislang als Kompensation dafür gewertet,
dass Josiah sein Möglichstes tat, um ihm, Neal, darüber hinwegzuhelfen, keinen
richtigen Vater zu haben, während diese Verwöhnorgien in Wirklichkeit Ausdruck
eines Vaters waren, der seinen Sohn über alles liebte.
    Neal
schaute hinüber zu dem jungen Fintan, der sich bei den Pferden aufhielt. Seit
Neal zurück war, hatten er und sein Assistent beeindruckende Aufnahmen vom
australischen Outback gemacht. Bizarre Felsformationen. Einen einzelnen Baum
inmitten der unendlichen Ebene. Einen Regenbogen, der gleich einer Säule
senkrecht in den Himmel ragte. All dies und mehr wollte Neal seinem Vater
zeigen. Josiah sollte wissen, was sein Sohn zustande gebracht hatte. Ich habe
mit einem Stamm von Aborigines zusammengelebt, Vater. Ich habe mich allein
durch die Wüste gekämpft, mich einer geheimen Initiation unterzogen. Und ich
habe die Schönheit und die Seele Australiens auf meine fotografischen Platten
gebannt - Eindrücke, wie sie kein Weißer je zu Gesicht bekommen hat.
    Er
beschäftigte sich wieder mit dem Waran über dem Feuer, als ein Aufschrei die
morgendliche Stille durchbrach. »Gold! Ich habe Gold gefunden!«, brüllte John
Allen.
    Alle
sprangen auf und rannten los, das Frühstück war vergessen.
    Auch Neal
ging hinüber zu dem großen Felsblock, wo die Männer bereits auf allen vieren
wie besessen in der trockenen roten Erde scharrten. Eine Szene, die Sir
Reginald mit einem selbstgefälligen Grinsen beobachtete.
    »Wir sind
wegen des Goldes hergekommen?«,
fragte Neal.
    »Ganz
recht, und wir haben Gold gefunden.«
    Neal
starrte den Weißhaarigen verblüfft an. »Von Gold war aber nie die Rede.«
    »Je
weniger davon wussten, desto besser.« Oliphant fuhr mit der Hand in die Tasche
seiner ausgebeulten Hose. Als er die Faust öffnete, lag darin ein glänzender
Klumpen Gold. »Seine Herkunft ist zwar nicht ganz astrein, hat, wie mir ein
Kerl in Perth erzählte,
was mit flüchtigen Sträflingen zu tun. Irgendwie hat's dieser Klumpen zurück in
die Zivilisation geschafft, und ich hab ihn für fünfzig Pfund erstanden.
Zusammen mit dem Zauberwort Galagandra.«
    »Dann war
diese Expedition also nur ein Vorwand«, sagte Neal.
    Während er
zusah, wie Billy Patton und Andy Mason, Colonel Enfield und sogar
der behäbige Professor Williams das rote Erdreich im Schatten verkrüppelter
Mulgabäume und Eukalypten durchwühlten, meinte Sir Reginald: »Ich konnte doch
schlecht mit der Wahrheit rausrücken, oder? Überrannt hätte man mich dann. Hab
deshalb nur wenige eingeweiht.«
    Eine Weile
sah Neal die verstörende Szene mit an - wie Wahnsinnige führten sich die
Männer auf -, um dann etwas zu bemerken, was sein Blut erstarren ließ.
    Auf den
Felsen: Strichmännchen, mit schwarzem Farbstoff aufgemalt.
    »Um
Himmels willen«, flüsterte er. »Dies ist ein heiliger Ort. Sir Reginald, Sie
müssen die Männer von hier wegschicken.« Oliphant winkte ab.
    »Wenn der
hier ansässige Stamm Wind von uns bekommt...«
    »Dann
kaufen wir ihnen diesen Platz hier ab. Geben ihnen, was sie verlangen.«
    »Dies hier
ist eine heilige Stätte, sie werden sie nicht verkaufen!« Besorgt schaute sich
Neal um. Die Männer, die da auf dem Boden kauerten, die an nichts anderes
dachten als an Gold, die nicht bewaffnet waren - es wäre ein Leichtes, sie zu
übertölpeln und in Bausch und Bogen zu erledigen.
    Im Lager,
etwa hundert Fuß entfernt, sah Neal seinen Assistenten in aller Eile das
Stativ auspacken. Rorke war, wie er seltsam geistesabwesend zur Kenntnis nahm,
ein ungemein rasch handelnder Assistent. Er hatte ein

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