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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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in unterschiedlichen Stilrichtungen ausgestellt
waren und wo man die jeweiligen Künstler umringte, »Neal ist verlobt und wird
heiraten.«
    Alice
blieb wie angewurzelt stehen. Jetzt erst fiel ihr auf, wie blass Hannah war,
wie tränenumflort ihr Blick, wie ihre Unterlippe zitterte. »Das darf doch
nicht wahr sein!«
    »Doch. Man
hat es mir mehrfach bestätigt.« Jetzt musste Hannah doch um ihre Fassung
ringen. »Neal hat letzte Woche sein neues Atelier eröffnet, kann sich bereits
nicht mehr retten vor Aufträgen für fotografische Porträts, und mehrere Leute
haben ihn ganz ungeniert nach seinem Familienstand gefragt.«
    »Ach
Hannah.« Alices Überschwang schlug in Enttäuschung um. »Das tut mir unendlich
leid für dich. Wie konnte es nur dazu kommen?«
    Hannah
bemühte sich, ruhig und sachlich zu bleiben, aber eigentlich war es ein Kampf,
nicht sofort in Tränen auszubrechen.
    »Immerhin
sind seit unserem letzten Treffen viereinhalb Jahre vergangen. Da kann so
manches passieren. Zumindest in meinem Leben hat sich viel verändert. Sie
schluckte und atmete tief durch. »Da, schau mal.« Sie kamen zu einem Bereich,
in dem große Fotografien in schönen Rahmen an der Wand hingen, durch ein
Schild als die Arbeiten von »Neal Scott, Fotograf« ausgewiesen.
    Den beiden
jungen Frauen gingen die Augen über. Während sich die anderen Künstler auf
Szenen von australischen Städten oder besiedeltem Land verlegt hatten -
Schafschur, Pferderennen, Schiffe im Hafen -, hatte sich der amerikanische
Fotograf in die Welt jenseits der letzten Außenposten der Zivilisation gewagt
und Bilder von Wundern der Natur eingefangen, die kaum jemand je zu Gesicht
bekam. Neals Fotografien aus dem Outback waren mehr als nur Bilder, es waren
Kunstwerke.
    Mit Tränen
in den Augen sah sich Hannah eins nach dem anderen an, nahm die Berge, die
Felsformationen, die baumlosen Ebenen in sich auf. Eine spirituelle Kraft
schien von diesen Fotografien auszugehen. Wie war es ihm nur gelungen, mit
Glas und Papier und ein paar Chemikalien die unendliche Weite der australischen
Landschaft derart zu veranschaulichen? Vor allem ein Foto faszinierte sie: An
der rechten und an der linken Seite belaubte Eukalypten, die sich voneinander
weg neigten, was den Eindruck erweckte, als würden sich die Theatervorhänge
einer Bühne öffnen und den Blick auf ein riesiges Felsmassiv in der Ferne
freigeben, das sich aus der flachen Wüste erhob. Neal hatte das Foto so gekonnt
arrangiert, als habe er gewusst, dass sich hinter ihm und seiner Kamera
Zuschauer befänden. Er hatte eine helle, unermessliche Fläche eingefangen, sie
in gleißendes Licht getaucht und in ein atemberaubendes Wunder verwandelt.
Durch einen raffinierten Kunstgriff - der untere Teil der Fotografie war so
beschnitten, dass nichts verriet, auf was für einem Boden ein sperriges Stativ
und ein Mensch gestanden hatten - weckte Neal beim Betrachter die Illusion, im
freien Raum dahinzugleiten. Hannah war überwältigt. Dies war räumliche
Erfahrung in atemberaubendem Maßstab. Neal bezog den Betrachter in die Szene
mit ein, ließ ihn durch goldenes Licht und über uraltes Land schweben.
    Ihr Herz
öffnete sich in grenzenloser Liebe zu ihm, sie brannte darauf, ihm persönlich
zu sagen, wie tief seine Arbeit sie berührte. Bis es sie wieder gleich einem
Stich durchfuhr, dass er ja verlobt war.
    »Schau dir
mal den Rahmen an, Hannah«, sagte Alice leise.
    Bemüht,
wenigstens nach außen hin ruhig zu wirken, wandte sich Hannah von dem Bild ab
und konzentrierte sich auf den Rahmen. Was auf den ersten Blick wie ein
phantasievolles Muster aussah, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als
winzige Blüten, die in das Holz geschnitzt waren, als Bäume, kleine Tiere,
sogar ein Wasserfall war zu erkennen!
    »Alice«,
meinte sie, »das erinnert mich an den Rahmen um das Bild, das dir dein
heimlicher Verehrer hat zukommen lassen.«
    »Tatsächlich!
Du hast recht!« Die Freundin war mit einem Mal aufgeregt.
    Vor einem
Monat hatte es angefangen. Alice, die allabendlich sowie an Wochenenden
zusätzlich nachmittags im Theater auftrat, war daran gewöhnt, unter den
Zuschauern immer wieder dieselben Gesichter zu bemerken. Dann aber hatte doch
einer von ihnen ihre Aufmerksamkeit geweckt - weil er nämlich immer auf
demselben Platz saß, ziemlich weit hinten und im Schatten, und nach Ende der
Vorstellung sofort verschwand, anstatt zu versuchen, sie hinter der Bühne
aufzusuchen oder wie die anderen in der Seitenstraße am

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