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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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dabei nicht erspart bleiben würde,
Näheres über seine Braut zu vernehmen.
    Sie sah
eine kleine Messingglocke auf dem Verkaufstisch und wollte sie schon in
Bewegung setzen, als sich hinten im Laden ein Vorhang teilte und ein junger
Mann erschien.
    »Mr.
Rorke!« Sie erkannte ihn sofort. »Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    »Ganz
meinerseits, Miss Conroy«, erwiderte er fröhlich. »Neal ist in der
Dunkelkammer, kommt aber gleich. Er wartet schon den ganzen Tag auf Sie.«
    Fintan
Rorke machte einen reiferen Eindruck. Sein Gesicht war weniger »entzückend« und
umso markanter. Dafür errötete er, wenn er lächelte, noch immer so hinreißend.
    »Bitte
kommen Sie mit«, sagte er, fasste sie am Ellbogen und führte sie in einen
außergewöhnlich dekorierten Raum. Dies sei das Atelier, erklärte er, und im
Augenblick werde hier eine Kulisse für eine Szene im Freien arrangiert. Palmen
wuchsen aus steinernen Trögen, Blumen ragten aus Vasen. Mildes Sonnenlicht,
das durch das Glasdach drang, beschien jedes Blatt, jeden Stängel. Weiterhin zu
entdecken gab es eine Sonnenuhr aus Bronze, eine marmorne Vogeltränke sowie ein
mit blühenden Ranken umwundenes Gitter. Wie in einer unwirklichen Welt kam
sich Hannah vor.
    Fintan
bedeutete ihr, auf einer weißen Korbbank zwischen eingetopften Farnen und
kleinen Bäumen Platz zu nehmen - in einer Szenerie, die auf sie wie ein
Stadtpark oder ein Gewächshaus wirkte. »Ich muss mich jetzt leider verabschieden«, sagte er. »Aber Neal wird gleich
hier sein.«
    Sie sah
ihm hinterher. Machte er sich etwa auf den Weg zu Alice? Er hatte sich in
Schale geworfen und, wie es aussah, einen neuen Filzhut erworben. Sein
beschwingter Schritt ließ eigentlich keinen Zweifel aufkommen, wohin es ihn
zog.
    Hannah
wandte sich wieder dem so ungewöhnlich ausstaffierten Atelier zu. Friedlich
und still war es hier. Dennoch wirkte es nicht beruhigend auf sie. Abgesehen
davon, dass sie sich gleich würde anhören müssen, wie sich Neal über seine
Verlobte verbreitete, kamen Überlegungen um den Immobilienmakler hinzu, den
sie gestern beauftragt hatte, Charlie Swanswick, den Besitzer der Brookdale
Farm, ausfindig zu machen. Jetzt wartete sie ungeduldig auf eine
Erfolgsmeldung. Bei so vielen Rückkehrern von den Goldfeldern, wo sie über
Nacht zu Millionären geworden waren, wurden einem Immobilien in guter Lage
rasch vor der Nase weggeschnappt. Sie hoffte inständig, dass es Mr. Samson
Jones gelang, noch vor allen anderen Interessenten Kontakt mit Swanswick
aufzunehmen.
    Auch Nellie Turner und die beiden Wöchnerinnen, die jetzt ebenfalls an
Kindbettfieber erkrankt waren, gingen ihr nicht aus dem Kopf. Wie war es zu der
Infektion gekommen, und wodurch erfolgte die Verbreitung?
    Als sich
die Tür zur Dunkelkammer öffnete und Neal auftauchte, fielen alle Überlegungen
und Befürchtungen von Hannah ab. Hemdsärmelig und in schwarzen Hosen, die
Hosenträger gleichsam wie Ausrufezeichen auf weißem Untergrund - nie hatte er
besser ausgesehen.
    »Hannah!«
Mit drei Schritten war er bei ihr. Sie erhob sich von der Gartenbank, und noch
ehe sie etwas sagen konnte, schloss er sie in die Arme und küsste sie.
    Tränen
brannten ihr in den Augen. Sie sog Düfte ein, die so vertraut wie erregend
waren - seine Rasierseife, seine Haarpomade. Sie schmiegte sich an seinen
muskulösen Körper, legte die Hände auf seine breite Brust und die Schultern,
genoss die männliche Stärke, die ihr das Gefühl der Frau gab und die sie mit
Verlangen überflutete.
    Es war ein
langer und inbrünstiger Kuss, der wohl nie zum Ende gekommen wäre, wenn Hannah
sich nicht gelöst und ihm in die Augen geschaut hätte. »Neal, das dürfen wir
nicht.«
    »Und warum
nicht?«
    »Deine
Verlobte ...«
    Er wölbte
die Brauen. »Verlobte?«
    »Von
meiner Freundin Blanche Sinclair weiß ich, dass du vor kurzem aus Sydney
hergekommen bist, zusammen mit ...«
    »Ach du
Schreck! Nein, Hannah! Da hat wohl jemand etwas falsch verstanden. Als Mrs. Sinclair mich fragte, was mich nach Melbourne führt, habe ich gesagt,
ich sei hergekommen, um zu heiraten.«
    »Aber die
junge Dame in deiner Begleitung, gestern Abend, auf der Gala ... in dem grünen
Abendkleid?«
    Er dachte
angestrengt nach. »Oh! Du meinst die Dame, die zusammen mit mir eintraf?
Hannah, ich weiß beim besten Willen nicht, wer sie war.«
    »Du hast
etwas zu ihr gesagt, bevor du auf mich zukamst.«
    »Hab ich
das? Vermutlich so etwas wie >Genießen Sie den Abend<, rein aus
Höflichkeit. Wir

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