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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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das
Gerücht von einer grassierenden Seuche, die bereits mehrere Todesopfer
gefordert habe, in der Stadt umging, waren besorgte Freunde und Verwandte von
Patienten im Victoria Hospital vorstellig geworden. Dr. Iverson hatte Besuche
ausschließlich bei denjenigen Patienten gestattet, die kein Fieber hatten,
allen aber eingeschärft, nichts anzufassen. Im weiteren Verlauf waren abwechselnd
er oder Dr. Kennedy von Zeit zu Zeit am Eingang erschienen, um den Übrigen,
die nicht wankten und wichen, zu versichern, dass alles unter Kontrolle sei.
    Der
unerwartete Auftritt der Aborigines hatte allerdings Verwirrung gestiftet und
die Legende in Erinnerung gebracht, dass auf diesem Grund und Boden ein Fluch
lag. Panik war ausgebrochen. Allein schon dadurch, dass die Eingeborenen, die
mit ihren weiß bemalten nackten Körpern wie Wilde aussahen, nichts anderes
taten, als einfach dazuhocken und zum Hospital zu starren, war die Menge
zusehends nervös geworden.
    In der
einfallenden Dämmerung musterte Fintan die Aborigines. Eine unheimliche,
beängstigende Szene. Die etwa zwanzig eingeborenen Männer und Frauen jedweden
Alters, von blutjung bis uralt, saßen auf der Grünfläche, die sich von der
Straße bis zu den Stufen des Hospitals zog. Seit sie sich während der Nacht
dort niedergelassen hatten, hatten sie sich, das Gesicht auf das einstöckige
Gebäude geheftet, nicht bewegt. Mit ihren Speeren und Bumerangs wirkten sie
fürwahr bedrohlich, und die primitiven Muster auf ihren Körpern verliehen ihnen
eine furchterregende Aura. »Worauf die wohl warten?«
    »Keine
Ahnung, Mr. Rorke.« Iverson hatte versucht, mit den Eingeborenen zu verhandeln,
aber keinen Erfolg gehabt. Auch die Bemühungen von Dr.
Abe Kennedy, der zwei Jahre in einer christlichen Aborigines-Mission verbracht hatte, waren vergeblich geblieben.
    Marcus
Iverson hatte sich jedoch mit größeren Sorgen herumzuschlagen als mit diesem
merkwürdigen Besuch der Eingeborenen. Es war zu drei weiteren Erkrankungen an
Kindbettfieber gekommen - auf der Männerstation! Unbegreiflich. Dabei hatte er
doch Anweisungen erteilt, um eine Ansteckung außerhalb der Frauenstation zu
verhindern, und Blanche Sinclair mit ihrem Talent, in schwierigen Situationen
einen kühlen Kopf zu bewahren, hatte dafür gesorgt, dass diese Anweisungen
genauestens befolgt wurden. Die einzige Schlussfolgerung, zu der Iverson kam,
war, dass die drei Männer mit demselben Verursacher in Kontakt gekommen waren
wie der erste Fall, Nellie Turner.
Aber wer oder was war das?
    Er und
Miss Conroy hatten unermüdlich nach der Ursache geforscht, hatten unter dem
Mikroskop Wasser-, Bettwäsche-, Essensproben untersucht. Die Mikrobe musste
irgendwo anhaften, vielleicht sogar an den Händen der Ärzte, denn wenn die Ansteckungsgefahr
durch die Luft verbreitet wurde, warum waren dann keine der freiwilligen
Helferinnen oder Besucher oder Ärzte davon betroffen? Das Fieber schien nur die
zu befallen, die bereits Patienten waren.
    Und welche Verbindung bestand zwischen drei männlichen Patienten und
einer frisch entbundenen Wöchnerin, einer Frau mit einer ausgekugelten Schulter
und einer mit einem gebrochenen Fuß?
    Und was
war mit Edward Soames, der unter den besorgten Blicken seiner ihm treu zur
Seite stehenden Frau als weiteres Opfer der tödlichen Krankheit seinem Ende
entgegendämmerte?
    Wenn wir
nicht bald dem Übel auf die Spur kommen, überlegte Iverson, der Verzweiflung
nahe, breitet sich die Ansteckung bis in die Stadt aus, und dann bekommen wir
es mit einer Epidemie zu tun, die unzählige Todesopfer fordern dürfte.
    Als er
mehrere Personen, vermutlich weitere Angehörige, die sich um die Sicherheit
ihrer bettlägerigen Familienmitglieder sorgten, die Stufen zum Hospital hochkommen
sah, meinte er: »Ist wohl besser, wenn ich mal mit ihnen rede.«
    Die neuen
Fälle auf der Männerstation hatten ihn zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Um
die Verbreitung der Infektion zu unterbinden, hatte er das Hospital für
Besucher geschlossen, nur eine Handvoll wurde vorgelassen: Keinesfalls Kinder
oder Tiere, und von den wenigen Besuchern auch nur solche, die sich an die
Regeln hielten. Manche wollten es sich nicht nehmen lassen, bei jedem Patienten
auf der Station vorbeizuschauen, sie zu berühren, ihnen Essen anzubieten, von
dem bereits andere Patienten gekostet hatten. Sie bestanden darauf, von einem
Bett zum anderen zu gehen, ungeachtet der Gefahr, möglicherweise dadurch die
Ansteckung zu verbreiten, und ohne

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