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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Augen.
    Während
Fintan den verstörten Mann auf Abstand hielt, zog Sir Marcus seine Jacke
zurecht. »Sir«, sagte er nachsichtig, »wenn Sie mir sagen, wer Sie sind, werde
ich ...«
    »Ich bin
Joe Turner, ich bin grade von den Goldfeldern zurück und muss erleben, wie eine Nachbarin meinen neugeborenen Sohn stillt. Mein
Bruder hier«, er deutete mit dem Daumen auf seinen Begleiter, der nicht minder
verstört wirkte, »Graham, er sagt, dass meine Nellie tot ist. Dass Sie sie haben sterben lassen. Aber das kann ich nicht
glauben. Ich will meine Frau sehen!«
    Iverson
starrte verdutzt die beiden Männer an. Nellie Turner?
Dann fiel es ihm ein. Sie war gestern gestorben.
    Er fasste
nach Turners Arm. »Wenn Sie bitte mit hineinkommen würden, Mr. Turner. Es muss ein Schock für Sie gewesen sein ...«
    »Sie
bringen mich zu meiner Nellie, ja?« Große
haselnussfarbene Augen drückten eine stumme Bitte aus. »Ich will ja nicht
unhöflich sein, Sir, aber wir müssen das Baby taufen. Er soll Michael heißen,
wie Nellies Vater. Aber ohne Nellie geht das nicht. Bitte, darf sie nach Hause?«
    Sir Marcus
tauschte einen Blick mit Fintan, schaute dann über die Menge, die sich jetzt
noch dichter auf ihn zudrängte, um mitzubekommen, weshalb die beiden
Neuankömmlinge so erregt waren. »Wirklich, Sir«, sagte Iverson leise, »wir
sollten drinnen miteinander reden.«
    Turner
befreite sich von Fintans Griff. »Ich will aber nicht reden, ich will zu Nellie! « Seine
Stimme versagte, und sein Schmerz schien sich über die Menge zu verbreiten.
    »Zu meiner Frau lässt man mich auch nicht!«, erhob sich eine Stimme
und gleich darauf eine weitere: »Seit Mittag warte ich hier, um meine Schwester
zu besuchen, aber sie lassen mich nicht rein.«
    Alle
wandten sich um zu einer älteren Frau mit einem Paisley-Schal über dem Kopf.
»Sie kam mit einem gebrochenen Fußknöchel her, und jetzt heißt es, ich darf
nicht zu ihr! Was ist, wenn sie tot ist? Was verschweigt man uns?«
    Lautes
Geschrei erhob sich, jeder wollte wissen, was im Hospital vor sich ging, warum
die Aborigines hier waren, ob sie sich alle anstecken würden.
    »Ich bin
dafür, wir gehen jetzt einfach rein!«, brüllte ein ungemein stämmiger Mann mit
Armen so dick wie Feuerholzscheite. »Sie können uns nicht aufhalten!«
    »Das kann
ich nicht zulassen«, sagte Sir Marcus ruhig, wenngleich mit gebieterischer
Stimme, die nichts von seiner eigenen Angst verriet. Wenn sich dieser Mob
darauf verständigte, das Hospital zu stürmen ...
    Unvermittelt
preschte Joe Turner, dicht gefolgt von seinem Bruder, zu den Doppeltüren vor,
weitere Männer schlossen sich den beiden an.
    »Halten
Sie ihn auf«, sagte Sir Marcus, aber Fintan war bereits an den Türen und
versperrte Joe Turner den Weg. Auf der anderen Seite der Glasscheibe hörte er,
wie die Schlüssel in den Schlössern herumgedreht wurden.
    »Ich will
doch nur meine Nellie besuchen«,
flehte Turner. »Ich will doch nur wissen, ob es ihr gut geht. Unser Baby ist so
klein - so winzig - es braucht seine Mutter ...«
    Wieder
verlor Turner die Fassung, schlug schluchzend die Hände vors Gesicht.
    »Ich will
meine Schwester abholen!«, brüllte ein anderer.
    Iverson
erkannte den, der gesprochen hatte. Es war ein Kaminkehrer, der täglich kam.
»Lieber guter Mann, Ihre Schwester muss im
Streckverband bleiben. Die kleinste Bewegung, und ihre Hüfte bricht abermals,
und dann kann sie nie wieder laufen.«
    »Immer
noch besser als an der Seuche zu krepieren!«
    Zustimmende
wie sorgenvolle Rufe schlossen sich an, und die in der vordersten Reihe hielten
weiter auf die Treppe zu, empörten sich darüber, dass Angehörige, Schwestern
und Mütter, die wegen eines gebrochenen Fußes oder einer ausgekugelten Schulter
ins Hospital gekommen waren, jetzt in einem Sarg aus Kiefernholz gelandet
waren.
    »Wir
schlagen die verdammten Türen ein!«
    Starr vor
Entsetzen sahen Sir Marcus und Fintan mit an, wie sich eine Meute
wutentbrannter Männer gleich einer unaufhaltsamen Flutwelle die Stufen hinauf
ergoss.
    »Stehen
bleiben!«, rief jemand im Befehlston. Diejenigen, die das Geschehen von
drinnen, durch die Glasfenster der Haupttüren, verfolgten, sahen Neal Scott
hoch zu Ross am
hintersten Ende der Menge auftauchen. Jetzt saß er ab, bahnte sich den Weg zum
Eingang. »Was ist hier los, Doktor?«, fragte er, oben angekommen, außer Atem.
    »Im
Hospital ist eine Seuche ausgebrochen, und bevor unsere Angehörigen sterben,
wollen wir sie da rausholen«, warf

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