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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Patienten werden entsprechend geschützt.«
    »Warum
dürfen wir dann nicht rein?«
    »Wegen der
Ansteckungsgefahr.«
    Jetzt
erinnerte sich jemand, dass der Amerikaner von seiner zukünftigen Frau
gesprochen hatte. »Sie haben doch auch jemanden da drin!«, rief er. »Eine Frau,
die Sie heiraten wollen. Sie haben gesagt, Sie machen sich keine Sorgen, dass
sie da drin ist. Und Sie haben von freiwilligen Helferinnen gesprochen. Was ist
mit denen? Können die
sich etwa nicht anstecken und dann wieder andere anstecken?«
    »Genau!«,
pflichtete ein anderer bei. »Und haben die etwa keine
Ehemänner und Kinder?«
    »Beides
geht ja wohl schlecht, Kumpel«, schnarrte der Kaminkehrer. »Entweder ist es da
drin sicher oder es ist es nicht.«
    »Wolln Sie
wissen, was ich davon halte?«, schnauzte einer, dessen rote Nase und
blutunterlaufenen Augen ihn als handfesten Zecher kennzeichneten. »Meiner
Meinung nach haben die da drin von nichts 'ne Ahnung. Alles faule Ausreden, was
die uns da auftischen. Ich jedenfalls werde meinen Bruder da rausholen. Er hat
sich nur das Bein gebrochen. Ich kann ihn zu Hause pflegen. Hätte ich
eigentlich von Anfang an tun sollen.«
    Wieder
wälzten sie sich die Stufen hoch. Neal machte sich bereits darauf gefasst, dass
es zu Handgreiflichkeiten kommen könnte.
    In diesem
Augenblick öffneten sich die Eingangstüren, und begleitet von lautem johlen
und Zischen der Menge erschien Dr. Iverson. »Ich bin gerade noch rechtzeitig
zur Hintertür gekommen«, sagte er zu Neal. »Es wird wohl nicht mehr lange
dauern, bis sie mit einem Holzpfahl gegen die Tür rammen. Wir müssen diese
Leute irgendwie zur Räson bringen.«
    Zusammen
mit Joe und Graham Turner kam jetzt auch Fintan von der Rückseite des Gebäudes
zurück.
    Wieder
öffnete sich das Hauptportal. Diesmal war es Hannah, die in die Nacht
hinaustrat. »Neal! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du hier bist. Jemand sagte
mir, dass ...« Und dann sah sie die beiden Turner-Brüder. »Sie müssen Joe
Turner sein«, sagte sie zu dem Jüngeren. »Ich habe erfahren, dass Sie hier
sind. Ich bin Hannah Conroy. Ich kannte Ihre Frau.«
    »Dann sind
Sie die Hebamme«, sagte er und wischte sich die Nase am Ärmel. »Nellie hat mir
in ihren Briefen von Ihnen erzählt. Dass Sie sehr nett sind, hat sie gesagt.
Geht es ihr gut? Darf ich zu ihr?«
    »Es tut
mir so leid«, sagte Hannah leise und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Nellie hat nicht überlebt.«
    Turner
schluchzte auf. Grenzenloses Mitgefühl überkam Hannah. Trotz seines Barts war
Joe Turner ja fast selbst noch ein Kind. »Mr. Turner«, sagte sie
beschwichtigend, »Nellie hat nicht gelit ten. Sie ist
friedlich eingeschlafen.« Obwohl sie höchst ungern zu einer Lüge griff, war
dies gelegentlich durchaus angebracht und konnte für den anderen tröstlich
sein. Selbst ihr Vater, ein standhafter Quäker, für den Ehrlichkeit oberstes
Gebot war, nahm es hin und wieder mit der Wahrheit nicht so genau, um
trauernden Angehörigen ein wenig Trost zu spenden.
    »Habt ihr
das gehört?«, brüllte ein Mann von den Stufen aus über die Menge. »Die haben
seine Frau umgebracht! Die Ärmste kam her, um ein Baby zu kriegen, und dann
starb sie an der Seuche! So weit werden wir's bei unseren Frauen nicht kommen lassen!«
    Hannah
trat vor, hob die Hände. »Ich bitte Sie, Ruhe zu bewahren! Wir haben alles
unter Kontrolle.« Sie stellte sich unter eine Laterne, deren Licht auf ihr
weißes Mieder fiel und die weiße Spitzenhaube auf ihrem dunklen Haar wie einen
sanften Heiligenschein anmuten ließ, während der dunklere Rock wie eine Wolke
ihre Beine umspielte. Hoch aufgerichtet stand sie da, souverän und
selbstbewusst. Augenblicklich ruhten die Blicke aller auf ihr, der Aufruhr
verebbte, eine spannungsgeladene Stille breitete sich aus.
    Auf einmal
und zur allgemeinen Überraschung erhoben sich die Aborigines. Erschrocken wich
die Menge zurück.
    Neal ließ
die Eingeborenen nicht aus den Augen, sah ihre Blicke, ihre Gesichter, die
nichts verrieten. »Seltsam«, murmelte er, »Hannah, sie schauen alle dich an.«
    »Mich?
Tatsächlich!« Sie musste ihm recht geben. Zwanzig tiefliegende Augenpaare unter
dunklen Brauen waren auf sie gerichtet. »Warum das denn?«
    »Weiß ich
nicht. Du bist die Erste, auf die sie reagieren.«
    Lautes
Geschrei erhob sich in der Besuchermenge, in der es wie in einem aufgewühlten
Meer auf und ab wogte. »Sie werden uns umbringen!«
    »Abschlachten
werden sie uns alle!«
    Einer der
Männer war

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