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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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da ein heftiger Ruck durch das Schiff ging. Verzweifelt
sah sie sich nach Hilfe um, aber die Handvoll Seeleute an Deck kämpfte mit
Schoten und Leinen, und das Heulen des Windes ließ die Rufe der
Missionarsgattin ungehört verhallen.
    Noch
zweimal stürzte Caleb, bis es ihm gelang, den bewusstlosen Mann, der an der
Stirn blutete, am Kragen seines Regenzeugs zu packen und ihn im inzwischen
strömenden Regen und der noch höher aufpeitschenden Gischt unter Aufbietung all
seiner Kräfte in Richtung Niedergang zu ziehen.
    Blanker
Schrecken sprach aus Abigails Blick. Sie
war überzeugt, die beiden Männer würden jeden Augenblick über Bord gespült
werden. Umso verblüffter war sie, als Caleb, bleich und durchnässt und den
bewusstlosen Seemann hinter sich her zerrend, die Luke erreichte. Mit vereinten
Kräften schaffte das Missionarsehepaar den Mann nach unten und von dort aus in
ihre Kabine, wo sie ihn in eine Koje verfrachteten und sicherten. Dann sanken
sie einander in die Arme.
    In seiner
Kabine vertäute Neal gerade an der unteren Koje seine restlichen Kisten und
seine Ausrüstung mit Stricken, die ihm Mr. Simms ausgehändigt hatte, als Hannah
an der Tür auftauchte. »Brauchen Sie Hilfe, Mr. Scott? Ich habe nur einen
Koffer, und der ist gut verstaut.«
    »Sie
sollten sich nicht hier aufhalten, Miss Conroy. Diese Chemikalien sind sehr
gefährlich.« Er bemerkte, dass sich Hannah der hinderlichen Krinoline entledigt
hatte und sie mit dem in fließenden Bahnen fallenden Rock sehr viel weiblicher
aussah.
    »Sie
erwähnten, dass sie feuergefährlich sind. Warum löschen Sie dann nicht die
Lampe?«
    »Sie sind
sogar mehr als feuergefährlich. Der Äther, der zum Aufbereiten von Kollodium
verwendet wird, ist hochexplosiv.« In Boston, nicht weit von Josiah Scotts
Kanzlei entfernt, war ein Fotograf ums Leben gekommen, als in seiner
Dunkelkammer eine Flasche Äther zerbrach und sich die Dämpfe an einer
brennenden Kerze entzündeten. An kühlem Ort und ordnungsgemäß gelagert,
stellten ätherische Lösungen wie Kaliumcyanid, Ammonium und Silbernitrat
hingegen keine Gefahr da. Allerdings wusste Neal nicht, wie sich derlei chemische
Flüssigkeiten bei wetterbedingten Turbulenzen verhielten.
    »Dann
brauchen Sie erst recht Unterstützung.« Entschlossen griff Hannah nach einem
Strick und half Neal, ihn um eine Kiste zu schlingen, die die Aufschrift WISSENSCHAFTLICHE INSTRUMENTE-ZERBRECHLICH trug. Als
alles gesichert war, warf Neal sein Jackett auf die obere Koje. Just in dem
Augenblick, da er eine Ledertasche folgen lassen wollte, schlingerte das Schiff
so heftig, dass die Tasche wieder herunterfiel, dabei aufsprang und sich ihr
Inhalt auf dem Boden verteilte. Hannah half ihm, alles wieder einzusammeln -
Rasierpinsel, Seifenschale, Taschentücher, Kämme. Auch ein smaragdgrünes
kleines Glasfläschchen geriet ihr dabei in die Hände. Als sie es ins Licht der
über ihr schaukelnden Laterne hielt, sah sie, dass es die Form einer Träne
hatte und der lange Hals mit rotem Wachs versiegelt war. Das Fläschchen, sehr
flach und nur höchstens zwei Zoll lang, hing an einer hübschen goldenen Kette
und schien dazu bestimmt zu sein, um den Nacken getragen zu werden.
    Neal verschloss
die Tasche und hievte sie in die obere Koje. »So, das wäre geschafft! Und da
Mr. Simms gemeint hat, wir sollten uns an unseren Kojen festbinden, begeben wir
uns jetzt in Ihre Kabine, damit ich Sie mit einem ...« Er brach ab, als er
erkannte, was Hannah in der Hand hielt.
    »Das ist
aus der Tasche gefallen«, sagte sie. »Ganz entzückend, wie ich finde.«
    Über sein
Gesicht fiel ein Schatten. »Das hat Josiah Scott in der Wiege gefunden,
zwischen den Decken, in die man mich gewickelt hatte.«
    »Sehr
ungewöhnlich, einem Baby so etwas in die Wiege zu legen.«
    »Es dürfte
meiner Mutter gehört haben. Sie muss es
zwischen die Decken geschoben haben, als Andenken. Wahrscheinlich ist es mit
einem wahnsinnig teuren Pariser Parfüm gefüllt.«
    »Wie
kommen Sie denn darauf?«, fragte Hannah erstaunt.
    »Über die
Jahre hinweg habe ich mir immer mal wieder Gedanken über die Eigentümerin
dieses Fläschchens gemacht, warum sie es mir hinterlassen hat, als sie mich vor
der Haustür eines Unbekannten ablegte. Ich glaube«, sagte er und war bemüht,
sein Gleichgewicht nicht zu verlieren, denn jetzt geriet das Schiff erneut
heftig ins Schlingern, »ich glaube, meine Mutter hinterließ mir diese kostbare
kleine Flasche als Hinweis darauf, dass ich nicht

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