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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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nicht weit von ihrer Pension lag, erreichte sie wenig später die
Praxis. Als sie die Stufen des eingeschossigen Backsteinhauses hinaufstieg, das
zwischen einem Kleidergeschäft und einer Buchhandlung lag, streifte ihr Blick
das auf Hochglanz polierte Messingschild, auf dem Dr.
Davenports Namen prangte. Eines Tages, lächelte sie in sich hinein,
eines Tages steht da auch mein Name.
    Die
Eingangstür öffnete sich zu einem winzigen Vorraum mit zwei Türen. Die eine,
auf der Privat stand,
führte in die Küche und den nach hintenhinaus gelegenen Dienstbotentrakt. Auf
der anderen stand Wartezimmer, das Hannah
betrat und in dem bereits mehrere Patienten auf den Doktor warteten.
    Sie hatten
auf einer Bank Platz genommen, die sich an zwei Wänden entlangzog. Sobald ein
Patient aus dem Behandlungszimmer kam, stand der Nächste in der Bankreihe auf
und begab sich zum Doktor, und die noch Wartenden rutschten nach. Hannah
bedachte alle mit einem Lächeln. Ein paar Männer erhoben sich kurz, andere
legten den Finger an die Mütze und murmelten »Morgen, Miss.« Da war Mr.
Billingsly, der Kurzwarenhändler, mit einer entzündeten Zehe, und da war die
Frau des Bäckers, Mrs. Hudson,
mit ihrem hartnäckigen Husten. Der Mann mit dem rechten Arm in der Schlinge war Sammy Usher, ein Viehtreiber, der sich bei
einem Sturz vom Pferd die Schulter ausgekugelt hatte. Hannah bemerkte Mrs. Rembert, der wohl wieder mal ihre Arthritis zu schaffen machte, und
Mr. Sanderson, der zweifelsohne eine weitere
Flasche des Tonikums haben wollte, das ihm nach eigener Aussage die Vitalität
eines Zwanzigjährigen verlieh. Einige der Anwesenden waren Hannah unbekannt.
Sie wusste, dass der eine oder andere aus reiner Neugier herkam; seit bekannt
geworden war, dass der Doktor mit einer Frau zusammenarbeitete, wollten sie
sich persönlich ein Bild von ihr machen.
    Als Hannah
die Tür zum Behandlungszimmer öffnete, freute sie sich schon darauf, wieder
etwas dazuzulernen, und war gespannt, was der Tag mit sich bringen würde.
Letzten Montag zum Beispiel war eine Frau in die Praxis gestürmt und hatte vorgebracht,
dass eine Familie in der Nachbarschaft sterbenskrank daniederliege.
    Davenport
und sie hatten alles stehen und liegen gelassen und waren durch den Nieselregen
zu dem betreffenden Haus ganz in der Nähe geeilt. Sie hatten sich selbst Zugang
verschafft und in dem einen Zimmer Vater und Mutter, im anderen fünf Kinder angetroffen,
allesamt von heftigen Magenschmerzen mit Brechreiz heimgesucht und entsprechend
geschwächt. Während Dr. Davenport die Kinder untersuchte, gelang es Mr.
Dykstra, sich aus seinem Bett ins Kinderzimmer zu schleppen, völlig benommen
und torkelnd und mitunter kichernd, so dass man ihn durchaus für betrunken
halten konnte.
    Nachdem
Dr. Davenport dem Mann wieder in sein Bett geholfen hatte, erkundigte er sich,
wann und wie es zu der Erkrankung gekommen war, und erfuhr, dass es den
Jüngsten kurz nach dem Frühstück als Ersten getroffen habe. Bis zum Mittag
hätten alle unter Übelkeit, Durchfall und Schmerzen gelitten.
    »Was haben
Sie zum Frühstück gegessen?« Auf diese Frage von Dr. Davenport kam als Antwort:
Wurst, Eier und Tomaten. Woraufhin der Doktor die vor sich hin stöhnenden
Dykstras Hannahs Obhut
anvertraute und sich auf der Rückseite des bescheidenen Holzhäuschen umsah, wo
sich ein kleiner Garten befand, wie er für die meisten Bewohner von Adelaide
typisch war: Schnurgerade Reihen bepflanzt mit Salat, Karotten und Tomaten.
Als Davenport zusätzlich leere Kerosindosen fand, fragte er, ans Bett des
Familienoberhaupts zurückgekehrt: »Mr. Dykstra, haben Sie in Ihrem Garten
Lampenöl verwendet?«
    »Musste
ich, Doktor. Blattläuse und Spinnenmilben hatten sich wieder über meine Tomaten
hergemacht. Die Pflanzen waren noch jung, ich wusste, dass ich sie sonst
verlieren würde. Deshalb hab ich sie mit Kerosin bespritzt. Hat prima gewirkt.«
    »Mr.
Dykstra, Kerosin vergiftet nicht nur Insekten, sondern auch Menschen. Die Tomaten,
die Sie zum Frühstück gegessen haben, waren vergiftet.«
    »Aber
meine Frau hat sie vorher gründlich abgespült.«
    »Mr.
Dykstra, das Kerosin ist in den Boden eingesickert und dann von den Wurzeln der
jungen Pflanzen aufgesogen worden. Bis zu ihrer Reife waren die Tomaten
durchsetzt mit Kerosin. Bekämpfen Sie Blattläuse mit anderen Mitteln, Mr.
Dykstra.«
    Dr.
Davenport ordnete an, zur Blutverdünnung stündlich große Mengen Wasser zu
trinken, und gegen das Erbrechen Pfefferminz

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