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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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ansehnliche Mengen Kokain, Opium und Alkohol hingewiesen
wurde. Und dass, wenn ein Produkt den Namen von jemandem trug, diesem immer ein
»Dr.« oder »Professor« vorangestellt war.
    Dr. Doyles unfehlbare Entwurmungspillen: »Helfen,
wo andere versagen.« Prof. Barnards
Gesundheitstonikum: »Enthält mehr als 60 Bestandteile,
darunter seltenes Schlangenöl!« Dr. Palmers
Frauenpillen: »Beruhigen garantiert Beschwerden in der Gebärmutter.« Swami Guptas Lebenselixir: »In Indien
erprobt! Rottet zuverlässig alle Formen von Krebs aus.« Dr. Harrows Fruchtbarkeitstonikum: »Ein Baby in jeder Flasche!«
    Mit
kommerziell hergestellten Arzneien hatte Hannah so gut wie keine Erfahrung. Der
Apotheker in Bayfield hielt sich
vornehmlich an die vom Arzt verordneten Rezepturen. Von Zeit zu Zeit kam zwar
ein Vertreter durch das Dorf und pries von der Ladefläche seines Wagens aus
irgendwelche Wundermittel an, aber Hannahs Vater
hatte seinen Patienten eingeschärft, auf derlei »Humbug« nicht hereinzufallen.
    Jetzt
tauchte in dem Gang ein beleibter Mann mit spiegelblanker Glatze auf; er trug
einen gut geschnittenen schwarzen Anzug, und um seine rosigen Lippen bauschte
sich ein mächtiger grauschwarz melierter Bart. Er stellte sich als Mr.
Kirkland vor, Inhaber und Geschäftsführer dieses eleganten Kaufhauses. »Was
immer den Körper quält«, prahlte er mit einer ausholenden Handbewegung über das
Angebot an Arzneien hinweg, »ich habe das Gegenmittel.«
    »Sehr
beeindruckend«, sagte Hannah, die gerade eine Flasche mit Kokaintropfen bei Zahnschmerzen - für Kinder in der
Hand hielt.
    »In der
Tat! Und wie Sie sehen, alle Produkte mit Garantie. So etwas kann ein Apotheker
von seinen Arzneien nicht behaupten. Außerdem sind diese hier weitaus
preiswerter. Und Zeit sparen Sie auch noch, Sie müssen nicht vorher zum Arzt
gehen.«
    Wie war es
möglich, überlegte Hannah, dass all diese Mittelchen Heilung versprachen, wenn
nicht einmal ein Arzt dies vermochte? Nein, sagte sie sich dann, sie konnten es
nicht. Sie waren genau das, was ihr Vater als »Humbug« bezeichnet hatte, eine
Vortäuschung falscher Tatsachen, nichts weiter. Nur gab es dagegen keine
Gesetze, und wer immer danach trachtete, seine Schmerzen und Beschwerden zu
lindern, vertraute dem, was da geschrieben stand.
    Mr.
Kirkland wies auf die Gesundheitsbücher hin, die er ebenfalls in seinem
Sortiment führte. Hannah griff nach einem Handbuch mit dem Titel »Häusliche
Krankenpflege«, schlug das Kapitel Ein Bettbad für
den Patienten auf. »Wenn der Patient zu krank ist, um für ein Bad
das Bett zu verlassen, stellen Sie eine mit Seifenwasser gefüllte Schüssel an
sein Bett und waschen Sie ihn mit einem Lappen, beginnend mit dem Hals und dann
so weit abwärts wie möglich. Dann nehmen Sie sich seine Füße vor und reiben Sie
ihm die Beine so weit hinauf wie möglich ab. Anschließend waschen Sie ihm den
Schambereich.«
    Sie griff
sich ein anderes, Problemlose Entbindung, und überflog
den Inhalt. »1. Schritt: Wenn bei der werdenden Mutter die Wehen einsetzen,
schicken Sie alle männlichen Personen aus dem Zimmer. 2. Schritt: Schirmen Sie
die Schwangere ab.« Hannah meinte ihren Augen nicht zu trauen, als sie
seitenweise völlig überflüssige Informationen durchblätterte. Keinerlei
Einzelheiten über Hilfestellungen bei einer Entbindung, keine Empfehlung, was
in einer schwierigen Situation zu tun war, und schon gar nicht der Hinweis,
unbedingt saubere Tücher zu verwenden und sich die Hände zu waschen. Das
Handbuch drehte sich hauptsächlich darum, die werdende Mutter bei Laune zu
halten und sie optimistisch zu stimmen. »Verabreichen Sie ihr ausreichend
Alkohol, das kann Gin oder Rum sein, notfalls auch nur Wein.«
    »Diese
Bücher und Arzneien verkaufen sich prächtig«, merkte Mr. Kirkland stolz an,
nicht ohne sich wie ein Politiker auf Stimmenfang an die Revers seiner Jacke
zu fassen. »Von weit her strömen die Leute herbei und kaufen, was sie kriegen
können. Einige Farmen sind so abgelegen, dass die Bauern dort nie einen Arzt zu
Gesicht bekommen und sich allein behelfen müssen.«
    In diesem
Augenblick kam ein Fremder auf sie zu. Er tippte an seinen vom Regen
durchweichten Filzhut. »Schön' guten Tag, Freunde. Farley
Gladstone, zu Ihren Diensten.« Damit überreichte er jedem der beiden
eine feucht gewordene Visitenkarte, auf der zu lesen stand: Dr. Gladstone, Schmerzlose
Zahnbehandlungen.
    Gladstones Haar wies die Farbe von Kitt auf, er hatte ein schmales

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