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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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war das gewesen. Sie hatte
seitdem nichts mehr von ihm gehört, aber da sein Steckbrief noch immer aushing,
lag die Vermutung nahe, dass er weiterhin frei herumlief. Die Fahrt über das
Land, weit weg vom betriebsamen Adelaide, erinnerte sie an jene Nacht.
Rückblickend schien es so gewesen zu sein, dass, als ein hungriger Dingo über
sie herzufallen drohte, ein Fremder aus dem Dunkel aufgetaucht war, um sie zu
beschützen, ein Mann mit einem für sie ungewohnten Akzent, verwitterten Gesichtszügen,
spöttischem Lächeln. Hannah kam es fast so vor, als wäre in jenen Minuten, in
Gestalt eines Mannes, Australien selbst zu ihrer Rettung geeilt. Wohin war
dieser Jamie O'Brien entschwunden?
    Er kehrte zurück in die rote Erde und zu den geisterhaften Eukalyptusbäumen
und dem nicht endenden Himmel.
    Diese
schwärmerische Vorstellung erschreckte sie längst nicht mehr. Sie wusste, dass
sie drauf und dran war, sich in das Land, das sie sich erwählt hatte, zu
verlieben. Seine Einzigartigkeit begeisterte sie. Die Scharen weißer Kakadus,
die von den Kronen der Eukalyptusbäume aufstoben. Das unvermittelte Auftauchen
eines Emus, der ihr über den Weg lief. Die Kängurus, die neben aus England
eingeführten Schafen grasten. Dazu die Schilder über Toreinfahrten, die
bäuerliche Betriebe als Wattie Run auswiesen, als Billabong Station oder als
Fairview Farm.
    Den
Schildern war anzusehen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit, erst in den
letzten Jahren angebracht worden waren. In Bayfield waren allein die Straßen Hunderte von Jahren alt. Es gab keinen
Bauernhof, der nicht seit Generationen in Familienbesitz war. Selbst Eichen und
Täler waren durchdrungen von Tradition und Brauchtum. Hier dagegen! Häuschen,
die noch den ersten Anstrich zeigten, Felder, die gerade zum ersten Mal
bestellt worden waren. Wer immer sich hier niederließ, war bestrebt, dem
Erdreich seinen Stempel aufzudrücken, etwas aus diesem Land zu machen und aus
sich selbst.
    Dass in
Australien alles so neu war, faszinierte Hannah. Hier gab es keine düsteren
Vortragssäle, in denen bornierte Mediziner ungerechte Urteile über einen Mann
fällen konnten, der keinen Titel besaß und von einfacher Herkunft war. Neal
fiel ihr ein, der nicht wusste, wer er war oder woher er stammte - hier würde
er sich wohlfühlen. Dieses Land war geeignet für einen Neuanfang, egal, was
vorher war, wie frühere Generationen hier gelebt hatten. Hier kam es nur darauf
an, was ein Mann heute zuwege brachte.
    Wie gerne
hätte Hannah diese Erkenntnis mit Neal geteilt. Vielleicht kam es ja bald dazu.
Sie hatte endlich Nachricht von der Kolonialregierung in Perth erhalten: Neals
Forschungsschiff sei vom zurückliegenden Aufstand der Eingeborenen nicht betroffen
gewesen, es sei zwar noch nicht wieder zurück, werde aber in Kürze erwartet.
Vielleicht war er inzwischen bereits gelandet und sah sich nach einem Schiff
nach Adelaide um.
    Vor ihr
lag eine Abzweigung, ein Feldweg, der zwischen Eukalyptusbäumen verschwand.
Ein Schild am Straßenrand mit einem Pfeil nach rechts verwies auf die Seven
Oaks Station.
    Nach
Erhalt der Mitteilung, dass es Neal gut ging, hatte Hannah ihr Vorhaben
aufgegeben, nach Perth zu fahren und dort nach ihm zu suchen. Stattdessen war
sie aufs Land gezogen, wo sie hoffte, eine Hebammen-Praxis eröffnen zu können.
Dieser Plan ging zurück auf die Bemerkung des Inhabers und Geschäftsführers
von Kirkland's Emporium, dass die
Landbevölkerung wegen der Entfernungen von medizinischer Hilfe abgeschnitten
sei. Auf einmal sah Hannah deutlich, dass dies ihre Chance war - wenn sie der
Stadt und ihren etablierten Hebammen, die eifersüchtig über ihre Pfründe
wachten, den Rücken kehrte, konnte sie hier einen Neuanfang wagen.
    Sie wohnte
mit Alice im Australia Hotel,
einem quirligen Etablissement an der Kapunda Road, noch weiter von der Stadt entfernt als Lulus Haus. Es gehörte und
wurde geleitet von einer Witwe namens Mrs. Guinness,
die nichts gegen eine Vermietung an unverheiratete Damen einzuwenden hatte. Das
Hotel war vor einigen jähren errichtet worden, nachdem man in Kapunda auf
Kupfer gestoßen war und seither schwere Planwagen über die Landstraße zogen,
vollgepfercht mit ausgehungerten und erschöpften Männern. Weitere Gebäude
waren hinzugekommen - ein Textilwarengeschäft, ein Laden für Futtermittel und
Farmbedarf, eine Schmiede. Mrs. Guinness
kümmerte sich um die Post, die für die Region aus Adelaide kam, weshalb Farmer
und Viehtreiber häufig die

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