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Fitzhugh unsympathisch. Allein schon der unverhohlene Blick, mit dem er ihre Brüste begutachtete. Aber das war es nicht. Was sie wirklich an ihm verabscheute, war sein verständnisvolles Stirnrunzeln, als wären all ihre Äußerungen aufschlussreiche und schmerzliche Neuigkeiten. Reines Schmierentheater. Als sie nach dem Mord an Angela Yates in sein Washingtoner Büro gestürmt war, hatte er sie genauso abgespeist: »Ich werde mich der Sache annehmen, J anet. Verlassen Sie sich drauf.«
Sie hatte nichts erwartet und war fast schockiert, als am nächsten Tag in ihrem Büro in der 245 Murray Lane ein Umschlag eintraf. Ein stark zensierter, anonymer Observierungsbericht über Angela Yates. Und da stand es dann. Um 2338 Uhr hatte Milo Weaver ihr Apartment betreten. Die Überwachung wurde ausgesetzt - ohne Nennung eines Grundes. Nicht einmal für die Observierungsaktion selbst wurde ein Grund angegeben. Als die Kameras wieder liefen, war Weaver verschwunden. Ungefähr eine halbe Stunde später starb Angela Yates an einer Barbituratvergiftung. Ein einziges Zeitfenster, in dem nur eine Person auftauchte: Milo Weaver.
Später in Disney World hatte sie seine verängstigte, aber halsstarrige Frau und seine süße, schläfrige Tochter angetroffen. Beide ziemlich verblüfft über den Anblick von Simmons, Orbach und den anderen beiden Bewaffneten. Aber keinen Milo Weaver. Grainger hatte ihn gewarnt, wie sich herausstellte.
Dann war vor einer Woche Tom Grainger tot in New Jersey aufgefunden worden. Ein merkwürdiges Szenario. Der Umriss von Graingers Leiche im Garten sprach zwar eine deutliche Sprache, aber was war mit den drei von außen zerbrochenen Fenstern? Was war mit dem nicht identifizierten Blut gleich hinter der Eingangstür und am Fuß der Treppe? Was war mit den sieben Kugeln - neun Millimeter, SIG Sauer -, die sich in die Stufen gebohrt hatten? Niemand bot eine Erklärung an, obwohl kein Zweifel bestehen konnte, dass eine dritte Person am Tatort gewesen war. Fitzhugh spielte den Ratlosen.
In Austin verschwand Tina Weaver drei Stunden lang von der Bildfläche. Als Rodger Samson sie verhörte, gab sie zu, dass Milo sie aufgefordert hatte, mit ihm und Stephanie das Land zu verlassen. Doch sie hatte sich geweigert. Dann war er wieder untergetaucht, und Janet hatte nicht damit gerechnet, Milo Weaver jemals wiederzusehen. Doch heute Morgen hatte sie einen erhellenden Anruf von Matthew bekommen, dem Spitzel des Heimatschutzministeriums in der Abteilung Tourismus, die die CIA für ultrageheim hielt.
Warum hatte sich Milo gestellt?
Sie öffnete das braune Kuvert, das ihr Gloria Martinez ausgehändigt hatte.
Geboren am 21. Juni 1970 in Raleigh, North Carolina. Eltern:
Wilma und Theodore (Theo) Weaver. Im Oktober 1985, so erfuhr sie aus einem Ausschnitt des Raleigh News & Observer, »kam es auf der 1-40 bei der Ausfahrt Morrisville zu einem Unfall, als das Fahrzeug eines Betrunkenen ein anderes Auto frontal rammte«. Der Fahrzeuglenker David Paulson war auf der Stelle tot, genauso wie die Insassen des zweiten Wagens, Wilma und Theodore Weaver aus Cary. »Sie hinterlassen einen Sohn, Milo.«
Sie tippte die Daten in ihren Computer.
Ohne dass es dafür urkundliche Belege gab, behauptete ein Bericht, dass Milo Weaver mit fünfzehn in das St. Christopher Horne for Boys in Oxford, North Carolina, eingewiesen wurde. Die fehlende Dokumentation wurde mit einem weiteren Zeitungsausschnitt von 1989 erklärt, in dem gemeldet wurde, dass die gesamte Waisenhausanlage und ihre Aufzeichnungen bei einem Brand zerstört worden waren, ein Jahr nachdem Milo North Carolina den Rücken gekehrt hatte.
Ein Stipendium hatte ihn an die Lock Haven University geführt, eine kleine Hochschule in einem schläfrigen Bergnest in Pennsylvania. Einige Blätter informierten über den unbeständigen Studenten, der zwar nie verhaftet wurde, aber von der örtlichen Polizei verdächtigt wurde, Umgang mit Drogenkonsumenten zu haben: »Er hält sich häufig in dem alten Haus an der Ecke West Church und Fourth Street auf, wo es regelmäßig zu Marihuana-Partys kommt.« Zu Beginn seines Studiums hatte er sich noch auf kein Hauptfach festgelegt, entschied sich aber am Ende des ersten Jahr es für Internationale Beziehungen.
Trotz ihrer geringen Größe wies die Lock Haven University das umfangreichste Studentenaustauschprogramm an der Ostküste auf. Im Herbst 1990, in seinem dritten Jahr , traf Milo im englischen Plymouth ein, um am College of St. Mark and St.
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