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Dosensuppen. Er wählte die Nummer, die er sich in Disney World eingeprägt hatte, und steckte alle Münzen in den Schlitz.
»Da?«, meldete sich eine vertraute alte Stimme. »Ich bin's.«
»Michail?«
»Ich brauche deine Hilfe, J ewgeni.«
Teil 2
Touristen sind Geschichtenerzähler
Mittwoch, 25. Juli bis Montag, 30. Juli 2007
1
Terence Albert Fitzhugh stand in Tom Graingers Büro im zweiundzwanzigsten Stock. Nur dass es nicht mehr Graingers Büro war. Durch die bis zur Decke reichenden Fenster hinter dem Schreibtisch fiel der Blick auf ein Panorama von Wolkenkratzern, die steinernen Ausläufer des Gro ßstadtdschungels. jenseits der J alousien an der gegenüberliegenden Wand lagen die Arbeitszellen, in denen junge, bleiche Reiseberater eifrig das Geschwafel der Touristen zu schlanken Reiseführern zusammenfassten. Diese wurden schließlich nach Langley weitergeleitet, wo andere Sachbearbeiter sie zu politikkonformen Berichten aufbereiteten.
J eder Einzelne dieser Reiseberater hasste ihn, das wusste er.
Nicht ihn persönlich, sondern das, was Terence Albert Fitzhugh repräsentierte. Das hatte er in Company-Büros auf der ganzen Welt erlebt. Zwischen den Abteilungsleitern und ihren Mitarbeitern entwickelt sich eine Art Liebe. Wenn ein Leiter ausgebootet oder gar getötet wird, schlagen die Emotionen in seiner Abteilung hohe Wogen. Und wenn diese Abteilung so wie der Tourismus für die Außenwelt unsichtbar ist, hängt die Belegschaft umso mehr von ihrem Chef ab.
Doch mit diesem Hass konnte er sich später befassen . jetzt zog er erst einmal die J alousie zu und nahm sich Graingers Computer vor. Selbst eine Woche nach seinem Tod war das Durcheinander auf dem Rechner noch nicht behoben. Tom Grainger war ein unverbesserlicher Chaot gewesen - einer jener alten Kalten Krieger, die keine Ordnung halten konnten, weil das jahrzehntelang ihre hübschen Sekretärinnen für sie getan hatten. Als sie plötzlich mit eigenen Computern konfrontiert wurden, müllten sie die Festplatten auf praktisch irreparable Weise zu. Aber auch ansonsten hatte Grainger nur Chaos hinterlassen.
Zuerst hatte Fitzhugh natürlich geglaubt, dieses Chaos bereinigt zu haben. Tripplehorn hatte seine Anweisungen bekommen und ihm nach seinem Rückruf mit einer sonderbar tonlosen Stimme bestätigt, dass der Auftrag erledigt war. Schön.
Dann, am Schauplatz, war ihm das Blut im Haus aufgefallen. Warum hatte Tripplehorn Weavers Leiche weggeschafft? Das war doch völlig überflüssig. Als am nächsten Tag die Ergebnisse der Spurensicherung vorlagen, erlitt er beinahe einen Herzinfarkt. Das Blut stammte nicht von Weaver. Von wem es war, war unklar. Er wusste als Einziger Bescheid.
Nicht Tripplehorn hatte seinen Anruf entgegengenommen, sondern Weaver.
Dann geschah, nach einer einwöchigen hektischen Suchaktion, bei der das ganze Land auf den Kopf gestellt wurde, das Wunder.
Fitzhugh rief den Netzwerkserver auf, tippte sein Kennwort ein und ließ noch einmal das Video vom Vormittag laufen. Ein Überwachungstechniker hatte Material aus mehreren Kameras zusammengefasst. Es fing vor dem Gebäude an, mitten im Strom der Pendler, die müde zur Arbeit drängten. An der Unterseite des Bildschirms lief die Zeitanzeige: 9 : 38 Uhr. In der Menge ein Kopf, den der Techniker mit einem Pfeil gekennzeichnet hatte. Er bewegte sich auf der gegenüberliegenden Seite der Avenue of the Americas, verharrte kurz und trabte durch ein Gewirr gelber Taxis herüber.
Schnitt zu einer zweiten Kamera auf dem Gehsteig vor dem Haus. Inzwischen war er identifiziert, und in der Eingangshalle gingen die Türsteher in Position. Dann sah es so aus, als wollte Weaver es sich nochmal anders überlegen. Er blieb stehen, ohne darauf zu achten, dass Leute mit ihm zusammenstießen. Als könnte er nicht mehr zwischen Norden und Süden unterscheiden. Doch schließlich setzte er seinen Weg zum Eingang fort.
Eine Deckenkamera in der Halle. Es war genau zu erkennen, wo sich die Türsteher aufgestellt hatten. Der große Schwarze, Lawrence, war gleich neben der Tür, während ein anderer bei der Palme lauerte. Zwei weitere hatten sich im Aufzugkorridor versteckt.
Lawrence ließ ihn hereinkommen und trat auf ihn zu.
Einen Moment lang schien alles in Ordnung. Sie plauderten unbeschwert, während sich die anderen drei näherten. Dann wurde Weaver auf sie aufmerksam und geriet in Panik. Anders konnte sich Fitzhugh das Geschehen nicht erklären, denn Milo Weaver machte auf dem Absatz kehrt, um
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