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Mord an Ihrem Chef haben Sie die einzigen Beweise vernichtet, mit denen Sie wenigstens einen Teil Ihrer Geschichte hätten belegen können.«
»Ich habe nie behauptet, dass ich ein Genie bin.«
Das Schweigen wurde vom Janet Simmons' Telefon unterbrochen. Sie warf einen Blick auf das Display und trat in die Ecke, den Finger ans freie Ohr gedrückt. »Ja. Moment mal, ganz langsam. Was? Ja - ich meine, nein. Das war ich nicht. Glauben Sie mir, ich hatte nichts damit zu tun. Nein, tun Sie das nicht. Fassen Sie nichts an, bis ich bei Ihnen bin. In Ordnung?« Sie warf einen Blick über die Schulter. »Es dauert eine halbe Stunde, höchstens eine Dreiviertelstunde. Warten Sie einfach, okay? Bis gleich.«
Sie klappte das Telefon zu. »Ich muss sofort weg.«
Beide Männer blinzelten.
»Können wir morgen weitermachen?«
Milo schenkte sich die Antwort, und Fitzhugh stand grummelnd auf. »Ja, denke schon.«
Simmons schaute sich in der Verhörzelle um. »Und er soll hier raus.«
»Was?« Fitzhugh war die Verblüffung anzumerken.
»Ich habe eine Einzelzelle im MCC vorbereiten lassen. Ich möchte, dass Sie ihn bis morgen früh dorthin verlegen.«
Das MCC war das Metropolitan Correctional Center, eine Untersuchungshaftanstalt am Foley Square in Lower Manhattan.
»Warum?«, fragte Milo.
»Ja«, fiel Fitzhugh gereizt ein. »Warum?«
Etwas unverhohlen Drohendes trat in ihre Stimme. »Weil ich an einem Ort mit ihm reden will, den Sie nicht völlig unter Ihrer Kontrolle haben.«
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als sie auf wundersame Weise beiden gleichzeitig in die Augen sah. Dann verließ sie den Raum.
»Sieht aus, als würde Ms Simmons der CIA nicht trauen«, stellte Milo fest.
»Na und, ich scheiß auf sie«, knurrte Fitzhugh. »Von der lass ich mir doch nicht vorschreiben, wann und wie ich ein Verhör führe.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Sie wissen, warum sie auf einmal so hektisch ist, oder?«
Milo schüttelte den Kopf.
»Wir haben einen russischen Pass mit Ihrem Bild drin. Lautet auf den Namen MichailJewgenowitsch Wlastow . « Milos Bestürzung war echt. Egal was sich Jewgeni für einen Plan ausgedacht hatte, er konnte sich nicht vorstellen, dass die Enthüllung seines geheimen Vorlebens dazu gehört e. »Wo haben Sie den her?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Der ist gefälscht.«
»Ich fürchte, nein, Milo. Nicht mal die Company macht so gute Pässe.«
»Und was bedeutet das Ihrer Meinung nach? «
Wieder griff Fitzhugh in seine Innentasche und zog mehrere gefaltete Blätter heraus, die er auf dem Tisch glattstrich.
Milo achtete nicht darauf, er schaute weiter seinem Gegenüber in die Augen. »Was ist das?«
»Geheimdokumente, die in russische Hände gelangt sind. Geheimdokumente, zu denen Sie unmittelbar vorher Zugang hatten.«
Langsam ließ Milo den Blick auf die Papiere sinken. Auf dem ersten stand:
Moskau, Russische Föderation Fall: 509-2034-2B (Tourismus)
Bericht 1: (einger. Alexander) Erwerb bulgarischer Botschaftsbänder (re Op. Angelhead) von Denistow (Attache) zur Weiterleitung an U5-Botschaft. 9. 11.99
Bericht 2: (einger. Handel) Wiederbeschaffte Artikel von F5B-Agent (5ergei Arenski), verst., umfassen Kopie d. bulg. Botschaftsbänder (re Op. Angelhead). 13. 11.99
An dem knappen Stil erkannte er, dass Harry Lynch der Verfasser war. Er war wirklich ein ausgezeichneter Reiseberater. Unter dem Namen Charles Alexander hatte Milo 1999 Bänder der bulgarischen Botschaft in Moskau erworben. Dieser Vorgang war unter dem Namen Operation Angelhead gelaufen. Vier Tage später war Handel, ein anderer Tourist, auf einen toten FSB-Agenten gestoßen oder hatte ihn getötet und eine Kopie der Angelhead-Bänder bei der Leiche entdeckt. Milo hatte keine Ahnung, wie der Russe an die Kopie gelangt war.
Er blätterte die restlichen Blätter durch und verharrte kurz bei dem dritten:
Venedig, Italien
Fall: S09-9283-3A (Tourismus)
Bericht 1: (einger. Alexander) Verfolgung Franklin Dawdle wegen Verdachts auf Unterschlagung von 3.000.000 $ äffentl. Gelder. 10.9.01
Bericht 2: (einger. Elliot) FSB-Quelle (VIKTOR) bestätigt russische Kenntnis von unterschlagenen 3.000.000 und gescheiterter Wiederbeschaffungsoperation in Venedig. 8. 10.01
Fitzhugh las verkehrt herum mit. »Ja, Ihre letzte Operation hat es sogar bis Moskau geschafft.«
Milo drehte die Seiten um. »Sind Sie wirklich so verzweifelt, Terence? So was kann man über jeden Außendienstagenten zusammenstellen.
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