Word-OleSte-DerTou
französischen Außenminister? Der interessiert doch niemanden. Nein, alles deutet auf den ältesten Grund der Welt hin: Geld. Er steckte bis zum Hals in irgendwelchen Grundstücksspekulationen und hatte zu viele Schulden angehäuft. Er hat sich sein Kapital aus dunklen Quellen beschafft. Der Mann hat Millionen in Uganda und im Kongo investiert, während er gleichzeitig Aufbaukredite für diese Länder ausgehandelt hat. Wenn er überlebt hätte, wäre er vor Gericht gestellt worden. Zu seinem Glück hat einer seiner Gläubiger die Sache auf seine Weise geregelt.« Erneut zuckte sie mit den Achseln. »So ist er wenigstens als Held gestorben.«
»Und der Tiger?«
Angelas Augen funkelten, als sie Luft holte. Hier kam also sie ins Spiel. »Eigentlich war es Zufall. Wie gesagt, ich war überzeugt, dass er es war. Es passte zwar nicht zu seiner Arbeitsweise, aber welcher andere bekannte Killer hat die Dreistigkeit, so was durchzuziehen? Antwort: keiner. Also hab ich mich ein wenig umgehört und erfahren, dass Tom Grainger ... er ist noch dein Chef, oder?«
Milo nickte.
»Also, Tom hatte drei Fotos von ihm. Aus Mailand, Frankfurt und den Arabischen Emiraten. Paul und ich haben das ganze Bildmaterial der Überwachungskameras in dem Hotel durchgesehen. Hat ewig gedauert, das kann ich dir sagen, und am Ende war es trotzdem umsonst. Nichts. Aber ich hab nicht lockergelassen. Du weißt, wie hartnäckig ich sein kann. Hey, was ziehst du eigentlich für ein Gesicht?«
Milo hatte es gar nicht bemerkt. Er hatte überlegt, warum ihm Grainger nichts von Angelas Anfrage wegen der Fotos erzählt hatte.
Angela fuhr bereits fort. »Wir sind an die Öffentlichkeit gegangen. Inzwischen war es Januar, da blieb uns sowieso nichts anderes mehr übrig. Ich hab die Aufnahme aus Italien ausgedruckt und sie in Marseille rumgeschickt. In Läden, Banken, Hotels. Überall. Nichts. Absolute Fehlanzeige. Wochen sind verstrichen. Ich bin nach Paris zurückgekehrt. Dann, im Februar, hat sich Paul gemeldet. Eine Angestellte der Union Bank of Switzerland hatte das Gesicht wiedererkannt.«
»Wieso hat ihre Erinnerung erst so spät eingesetzt?«
»Du vergisst, wie lang in Frankreich die Ferien dauern. Sie war beim Skifahren.«
»Ach so.«
»Also wieder nach Marseille, und dort haben wir uns die Aufnahmen der Bank vorgenommen. Ein Volltreffer. Am 18. November, drei Tage vor dem Anschlag, hat er dreihunderttausend Dollar abgehoben und das entsprechende Konto aufgelöst. Als Mitinhaber des Kontos war Samuel Roth eingetragen - einer der Decknamen des Tigers. Natürlich hat er sich mit einem Pass ausgewiesen, und wir haben die Kopie, die damals gemacht wurde. Aber vor allem kennen wir jetzt das Konto.«
Milo hatte die Hände zu beiden Seiten des Glases auf den Tisch gelegt. »Und?«
Um die Spannung noch zu steigern, griff Angela erneut zu ihrem Glas. Die Sache machte ihr sichtlich Spaß. »Am 16. November in Zürich von einem gewissen Rolf Vinterberg eröffnet.«
Erstaunt lehnte er sich zurück. In wenigen Monaten hatte sie mehr zutage gefördert als er in den vergangenen sechs Jahren. »Und wer ist dieser Rolf Vinterberg?«
»Schwer zu sagen. Die Adresse ist nur eine Tür in einer Seitenstraße von Zürich. Hat das Geld in bar auf das Konto eingezahlt. Die Kameraaufnahme zeigt einen Mann mit Hut. Und der Name ist Quatsch.«
»Wie kommt es, dass ich nie davon gehört habe? Hast du nicht nach Langley berichtet?«
Beklommen schüttelte sie den Kopf.
Seine Bewunderung mischte sich mit Frust. Wenn sie nicht so paranoid gewesen wäre, hätten sie ihre Erkenntnisse austauschen können. Aber Angela wollte sich nicht die Schau stehlen lassen - so ein Fang konnte wirklich entscheidend für die Karriere sein. »Ich bin ihm schon seit Jahren auf den Fersen. Hast du das gewusst?«
Es gab keinen Grund, warum sie es hätte wissen sollen. Sie senkte den Blick in ihr Glas. »Tut mir leid.« Aber es tat ihr nicht leid.
»Ich habe mich am Mittwoch mit ihm getroffen. In den Staaten.«
»Mit dem Tiger?« Er nickte.
Die Farbe wich aus ihren Wangen. »Du machst Witze.« »Er ist tot, Angela. Hat sich m it Zyanid vergiftet. Einer sei ner Auftraggeber hatte ihn mit Aids angesteckt. Und im Gegensatz zu uns wusste dieser Auftraggeber, dass er ein Christian Scientist war.«
»Christian was?« Sie schien völlig verwirrt. »Er war was?«
»Er wollte keine Medikamente dagegen nehmen, deshalb wurde er sehr schnell sehr krank.«
Sprachlos trank sie ihren Wein und
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