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zu. »Du schaltest also ab, sobald ich aufkreuze?«
»Ja, versprochen.«
Milo hatte da seine Zweifel. Aber für den Fall, dass es zu vertraulich wurde, konnte er die Kameras abdecken, deren ungefähre Position er kannte. Mit den Mikros war das allerdings nicht so einfach. Vielleicht konnten sie raus auf den Balkon gehen?
Sie drückte auf den Türöffner und bat ihn nach oben in den dritten Stock, den er mit dem klapprigen Aufzug erreichte. In Jeans und T-Shirt erwartete sie ihn vor ihrer Tür, ein Glas Weißwein in der Hand. »Das war aber fix. Ich hab dich nicht aufgeweckt, oder?«
»Unsinn.« Er wedelte mit dem Smirnoff herum. »Für mich ist es erst fünf Uhr nachmittags.« Er küsste sie auf die Wangen und folgte ihr hinein.
Bald verdichtete sich bei ihm der Eindruck, dass sie es sich anders überlegt hatte. Angela hatte ihn angerufen, aber in der Zwischenzeit ihren Fehler eingesehen. Sie stellten den Wodka für später in den Kühlschrank und tranken Wein auf dem Sofa, das er schon von den Videokameras kannte.
Um die Stimmung etwas aufzulockern, fragte Milo nach ihrem Liebesleben. Ja, es gab die Prinzessin von vor einem Jahr, aber was hatte sich seither getan? »Du hast deine Hände doch nie lang bei dir behalten können.«
Das brachte sie zum Lachen, aber sie musste zugeben, dass sie seit dem Ende dieser Beziehung mit niemandem mehr geschlafen hatte. »Das war echt hart für mich. Weißt du noch, wie ich damals nach der Sache mit Frank Dawdle drauf war? So ähnlich war das auch.«
»Ein Vertrauensbruch.«
»So ungefähr.« Sie nippte an ihrem Glas. »Du kannst rauchen, wenn du willst.«
Milo zog seine Davidoffs heraus und bot ihr eine an, aber Angela hatte aufgehört. »Als es mit der Beziehung den Bach runterging, hätte ich wieder mit dem Rauchen anfangen können, aber das hätte sich zu sehr nach einer Niederlage angefühlt.«
Er setzte ein Lächeln auf. »Worüber wolltest du mit mir reden?«
Statt zu antworten, verschwand sie in die Küche. Milo wusste, dass das seine Chance war. Er konnte Einner auffordern, alles einzuschalten, wenn es nicht sowieso schon lief. Aber er tat es nicht - ohne dass er hätte sagen können, was ihn davon abhielt.
Sie kehrte mit der Weinflasche zurück und schenkte ihnen nach. Dann lief sie erneut hinüber in die Küche, um die Flasche in den Altglaseimer zu werfen. Als sie ihr Ritual beendet und sich auf dem Sofa eingerichtet hatte, hatte sie sich offenbar auch ihre Taktik zurechtgelegt. »Wie viel weißt du über die Situation im Sudan?«
»Nicht mehr als jeder andere, der Nachrichten hört. Vor zwei Jahren hat ein langer, schmutziger Nord-Süd-Bürgerkrieg geendet. Durch unsere Vermittlung. Aber inzwischen gibt es in der Region Darfur wieder einen Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Befreiungsarmee und den von der Regierung unterstützten Dschandschawid-Milizen. Zweihunderttausend Tote und zwei Millionen Vertriebene nach meinem letzten Stand. In der Hauptstadt im Osten herrscht ebenfalls Bürgerkrieg, ausgelöst durch die Ermordung von Mullah Salih Ahmad im Januar, für die der Präsident verantwortlich gemacht wird. Wir sind da allerdings besser informiert.« Sein Lächeln blieb unerwidert. »Was noch? Desolate Wirtschaft, Hauptexportartikel Rohöl.« Dann fiel ihm etwas ein. »Aber das Öl verkaufen sie nicht an uns. Wir haben ein Embargo gegen sie verhängt. China ist der Abnehmer.«
»Genau.« Die Erwähnung dieses Landes schien sie nicht weiter zu irritieren. »Im Moment deckt der Sudan sieben Prozent von Chinas Ölbedarf. Dafür liefert China der sudanesischen Regierung Waffen, mit denen sie ihre eigenen Bürger umbringt. Die Chinesen würden alles tun, damit die Öl quellen weitersprudeln.« Sie tippte sich an die Unterlippe. »Schon komisch. Die UN hat großen Druck auf China ausgeübt, damit es Präsident al-Bashir zum Friedensschluss in Darfur bewegt. Schließlich hat sich Hu Jintao - kein Geringerer als der Präsident also - im Februar mit ihm getroffen, um darüber zu reden. Gleichzeitig hat er die Annullierung der sudanesischen Schulden an China angekündigt und versprochen, ihm einen Präsidenten palast zu bauen. Das ist doch total abartig.«
»Kann man so sagen.«
»Aber zurück zu Salih Ahmad. Heute Mittag hast du mir erzählt, dass der Tiger Ahmad ermordet hat, aber nicht im Auftrag der sudanesischen Regierung.«
»Er kann sich geirrt haben. Er wusste ja nicht, für wen er arbeitet. Seiner Meinung nach waren es islamistische
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