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Extremisten.«
Sie runzelte die Stirn. »Im Mai hab ich mich ein paarmal mit einem Jungen getroffen. Rahman Garang. Sudanese. Er war bei Salih Ahmads Gruppierung.«
»Terrorist? «
Angela legte den Kopf zurück. »Keine Ahnung, was Rahman alles getrieben hat, aber ich würde ihn schon als Terroristen bezeichnen - zumindest als einen kommenden. Seine Familie lebt seit fünf Jahren hier, und als er im Mai auf Besuch hier war, haben ihn die Franzosen festgenommen. Sie haben eine Verbindung zu einer Zelle in Lyon vermutet. Ein echter Hitzkopf. Voller Hass. Wie sich herausstellte, hatte er keine Kontakte nach Frankreich, aber während seiner Haft hat er die Befrager immer wieder für den Tod seines Mullahs verantwortlich gemacht. Ihr und die Amerikaner, waren seine Worte. Deswegen hat mich meine Ex dann angerufen - sie ist keine Prinzessin, auch wenn sie sich wie eine aufführt. Sie ist beim französischen Geheimdienst. Eine kleine Wiedergutmachung von ihrer Seite. Bei einem Gespräch mit Rahman im Gefängnis hat er mich wissen lassen, dass er keine Angst vor mir hat. Ich - das heißt die USA und all ihre Verbündeten - hatte Mullah Salih Ahmad ermordet, und er war darauf gefasst, als Nächster dran zu sein. Die Franzosen haben ihn freigelassen, weil sie ihm nichts nachweisen konnten.
Aber es war merkwürdig. Wir hatten alle die Nachrichten gesehen. Es wäre in seinem Interesse gewesen, Präsident al-Bashir die Schuld zu geben. Schließlich geht es bei dem Aufstand darum, ihn zu stürzen. Eine Woche später habe ich Rahmans Familie aufgetrieben und ihn zu einem Treffen überredet. Wir haben in der Stadtmitte zu Mittag gegessen in dem Lokal, wo du mich heute gefunden hast. Rahmans Bruder Ali wollte unbedingt zu seinem Schutz mitkommen. Ich habe zugestimmt, ihn aber während des Gesprächs vor dem Bistro warten lassen.«
Milo erinnerte sich an das Datum auf Einners Bild: 16. Mai.
Als sie nach ihrem Wein griff, nutzte er die Gelegenheit für eine Zwischenfrage: »Und? Wusste er was, oder hat er nur wirres Zeug geredet?«
Angela setzte ihr Glas ab, das leer war. »Von beidem etwas. Rahman war im Haus des Mullahs in Kharturn, als die Leiche aufgetaucht ist. Es waren viele Freunde da, eine Art Mahnwache im Kreis der Familie. Rahman musste auf die Toilette, und vom Fenster aus konnte er in den Hof schauen. Er hat einen Europäer beobachtet - oder zumindest einen Weißen -, der die Leiche abgelegt hat. Das war der Knackpunkt seiner Argumentation.«
»Hast du ihm die Fotos vom Tiger gezeigt?«
Sie schüttelte den Kopf, vielleicht ein wenig kleinlaut. »Auf die Idee bin ich nicht gekommen. Aber ich habe ihm versprochen, der Sache nachzugehen. Wäre ich ein Mann gewesen, hätte er mir wahrscheinlich nicht geglaubt. Aber anscheinend mochte er mich. Ich habe ihn und Ali nach Hause gefahren und in den nächsten Tagen Nachforschungen angestellt. Ich hatte ja keine Anhaltspunkte. Keinen Grund für die Vermutung, dass der Mord ebenfalls auf das Konto des Tigers ging. Schließlich gibt es viele weiße Gesichter auf der Welt. Ich dachte, dass sich al-Bashir seinen Killer auf dem freien Markt der Region geholt hat.«
»Hast du das eigentlich gemeldet? Dass du Rahman hilfst, meine ich.«
Wieder schüttelte sie den Kopf, aber diesmal ohne jede Verlegenheit. »Du weißt doch, was passiert wäre. Für die Verschwörungstheorien eines potenziellen Selbstmordattentäters interessiert sich niemand. Ich habe nur gemeldet, dass ich ihn als mögliche Quelle benutzen wollte.«
»Verstehe. «
»Nach fünf Tagen hatte ich nichts rausgefunden und wollte Rahman darüber informieren. Aber seine Familie hat mich nicht reingelassen. Seine Mutter, sein Vater, seine Schwester auf einmal war ich wie eine Aussätzige für sie. Schließlich kam Ali raus. Rahman war anscheinend verschwunden. Am Tag nach unserem gemeinsamen Mittagessen hatte er einen Anruf bekommen. Zu seiner Mutter hat er gesagt, dass er zu einem wichtigen Treffen muss. Seitdem war er nicht wieder aufgetaucht. «
»Ist er vielleicht zurück nach Kharturn?«
Sie schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Der Junge hatte keinerlei Ressourcen. Keine gefälschten Pässe oder Ähnliches.« Sie zögerte. »Letzte Woche wurde seine Leiche gefunden, in Gonesse, einem Vorort von Paris. Zwei Schüsse in die Brust. Nach Angaben der Forensiker wurde er schon vor eineinhalb Monaten getötet - also kurz nach dem Gespräch mit mir.«
Jetzt war es Milo, der Bewegung brauchte. Er rieb sich die Knie und
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