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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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ich ihren Enthusiasmus für meinen Mann immer als Kritik an mir interpretiert. Ihre Bewunderung für eine weitere seiner anscheinend wunderbaren Tugenden (seine Fähigkeit, ein einfaches Essen zuzubereiten, seine Bereitschaft, Zeit mit seinen Kindern zu verbringen) schien immer die Aufmerksamkeit auf meine entsprechenden Laster zu lenken (meine Abhängigkeit von Tiefkühlgerichten, meine Arbeitswochenenden in Mailand). Jetzt sitze ich hier bei meiner Mutter am Tisch und kann ihr Lob so verstehen, wie es gemeint ist: als die Wahrheit über jemanden, der Mums Gabe hat, die Bedürfnisse anderer über seine eigenen zu stellen.
    In diesem Raum haben wir Tee getrunken, als ich Richard zum ersten Mal mit nach Hause gebracht habe. Ich war so entschlossen, mich nicht dafür zu schämen, wo ich herkam, dass ich mich, als wir nach einer heißen, von Staus behinderten Fahrt aus London ankamen, in eine Trotzhaltung hineingesteigert hatte: Du musst uns schon so nehmen, wie wir sind. Wir haben kein zusammenpassendes Besteck. Na und! Wirst du mir einen Strick daraus drehen? Was?
    Das tat Richard nicht. Er ist ein diplomatisches Naturtalent und hatte meine Mutter schnell so weit, dass sie ihm aus der Hand fraß, nur weil er heroische Mengen Brot und Butter vertilgen konnte. Ich weiß noch, wie groß er in unserer Wohnung wirkte, die Möbel waren plötzlich Puppenmöbel, und mit wie viel Feingefühl er all die verbotenen Orte aus der Vergangenheit meiner Familie umschiffte. (Dad hatte uns damals schon verlassen, aber seine Abwesenheit war genauso dominant wie seine Anwesenheit es gewesen war.) In Panik darüber, dass ihre Tochter mit ihrem Freund aus der besseren Gesellschaft kommen würde, hatte meine Mutter, die sich immer zu viel Mühe macht, sich bei dieser Gelegenheit zu wenig Mühe gemacht. Aber Richard bot an, in den Laden zu gehen und noch mehr Milch zu holen, und kam mit zwei Sorten Keksen und einem Enthusiasmus für die Hügel wieder, deren rußige Flanken er vom Ende der Straße aus hatte sehen können.
    «Julie sagt, dass Männer hier gewesen sind, die Geld wollten, das Dad ihnen schuldet.»
    Mit einer Hand betupft sie ihren Helm aus grauen Locken: «Das war nichts weiter. Sie hätte dich nicht damit belästigen sollen. Ist jetzt alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken darum.»
    Ich muss ein Gesicht gezogen haben, denn sie fügt hinzu. «Du solltest nicht so hart gegen deinen Vater sein, Liebes.»
    «Wieso? Er war auch hart gegen uns.»
    Pschuuuusch, pschuuusch. Das Bügeleisen und meine Mutter zischeln mich simultan mit ihren gedämpften Seufzern an.
    «Weißt du, es ist nicht leicht für ihn. Er ist so ein heller Kopf, aber er hatte einfach nicht die Chancen, nicht so wie du. In seiner Familie kam es gar nicht infrage, aufs College zu gehen. Medizin wäre was für ihn gewesen, aber das war ein langes Studium, und dafür war einfach kein Geld da.»
    «Wenn er so clever ist, warum kommt er dann immer wieder in Schwierigkeiten?»
    Meine Mutter beendet Gespräche, an denen ihr nicht viel liegt, mit einem non-sequitur. «Nun, er war immer sehr stolz auf dich, Kathy. Ich musste ihn davon abhalten, deine Zeugnisse überall herumzuzeigen.»
    Sie faltet die Ärmel hinter der letzten Bluse und legt sie zu den anderen in den Korb. Die beiden, die ich ihr letztes Jahr zum Geburtstag bei Liberty’s gekauft habe, sind nirgends zu sehen, die anderen Geschenke auch nicht. «Hast du die rote Strickjacke mal getragen, die ich dir mitgebracht habe, Mum?»
    «Aber das ist Kaschmir, Liebes.»
    Seit ich angefangen habe zu arbeiten, kaufe ich meiner Mutter schöne Kleider. Ich möchte, dass sie welche hat, ich brauche es, dass sie sie hat, ich wollte alles für sie wieder gutmachen. Aber sie legt alles, was ich ihr mitbringe, weg «für Anlässe». «Anlässe» ist ein nicht näher bestimmter Tag in der Zukunft, wenn das Leben endlich seine Versprechungen erfüllt.
    «Möchtest du Kuchen?»
    Nein. «Ja, gerne.»
    Auf der Anrichte, neben der vor einem Vierteljahrhundert mit Rabattmarken erworbenen Uhr, steht ein Foto meiner Eltern, das in den späten fünfziger Jahren in einem Badeort aufgenommen worden ist. Sie lachen, und hinter ihnen ist der Himmel von Möwen gesprenkelt. Sie sehen aus wie Filmstars. Dad zieht seine Tyrone-Power-Nummer ab. Mum mit ihren dunklen Audrey-Hepburn-Augen und in diesen wadenlangen Stierkämpferhosen und einem Paar kleiner schwarzer Pumps. Als Kind hat das Glück auf diesem Foto in mir Sehnsüchte ausgelöst, ich

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