Working Mum
Unterrichtszeit in Mr. Dowlings Büro neben der Schulbücherei, nur ein Draht der elektrischen Heizsonne funktionierte. Ich fand es herrlich, mit ihm da drinnen zu sein, zu lesen und das Klicken der Ordner zu hören. Wir nahmen die Chartisten an einem Tag durch, den Ersten Weltkrieg an einem Wochenende. «Du wirst nicht alles wissen, aber ich glaube, wir bringen dich so weit, dass du den Eindruck erwecken kannst, dich hinreichend auszukennen», sagte mein Lehrer. Aber ich hatte das berühmte Reddy-Gedächtnis: England unter den Tudors und den Stuarts, das Ottomanische Reich, Hexerei. Ich hatte die Daten der Schlachten parat wie mein Vater die Lottozahlen. Wir konnten alles schaffen, Dad und ich, wenn wir der Meinung waren, dass es sich auszahlen würde. Als ich mich ganz allein in den Prüfungsraum setzte, wusste ich, dass ich es schaffen konnte, wenn es mir nur gelang, das Wissen lang genug festzuhalten. Nicht vergessen .
«Eine schöne Tasse Tee. Und ich mache ein paar Sandwiches, nicht? Möchtest du Schinken?» Mum macht sich in der Küche am Kessel zu schaffen. Es ist eher ein Alkoven als eine Küche, für mehr als eine Person ist kein Platz.
Ich will die Sandwiches nie essen, aber vor ein paar Jahren hatte ich so einen Reifeschub, und da wurde mir klar, dass es bei den Sandwiches meiner Mutter nicht ums Essen geht. Sie sind da, damit sie etwas für mich tun kann, wo es doch so viel gibt, was sie nicht mehr tun kann. Über Nacht ist ihr Bedürfnis, gebraucht zu werden, wichtiger geworden als mein Bedürfnis wegzukommen. Ich setze mich an den Formica-Tisch zum Ausklappen, den Tisch, der in allen Küchen meiner Kindheit gestanden hat. Er hat schwarzen Schorf an der einen Seite, seit die wütende Julie eine Auseinandersetzung mit Dad über einen Teller Steckrüben hatte. Während ich esse, stellt Mum das Bügelbrett auf und fängt an, sich durch den Korb voll Kleider zu ihren Füßen zu arbeiten. Bald ist der Raum erfüllt von dem einschläfernden, tröstlichen Geruch nach gebackenem Wasser. Das Bügeleisen stößt kleine genervte Schnaufer aus, als es die Bluse hinabfährt oder seine Schnauze in einen komplizierten Ärmel steckt.
Meine Mutter ist eine Meisterbüglerin. Es ist ein Vergnügen, ihre Hand ein paar Zentimeter vor der kleinen Dampflok herlaufen und den Weg ebnen zu sehen. Sie glättet und glättet, und dann plättet sie den Stoff wie eine Zauberkünstlerin, und schließlich faltet sie ihn. Die Ärmel von Hemden werden nach hinten gefaltet, wie bei einem Gefangenen. Während ich sie beobachte, werden meine Augen feucht: Ich denke, wenn sie weg ist, wird nie wieder jemand so etwas für mich tun – niemand wird je wieder meine Kleider mit so unendlicher Sorgfalt bügeln.
«Was hast du da über dem Auge, Liebes?»
«Gar nichts.»
Sie kommt rüber und hebt meinen Pony an, um sich das Ekzem genauer anzusehen, und ich blinzele meine Tränen weg. «Gar nichts, wie das bei dir aussieht, weiß ich, Katharine Reddy», lacht sie. «Hast du vom Arzt eine Salbe dafür gekriegt?»
«Ja.» Nein.
«Hast du das noch irgendwo anders?» – «Nein.» Ja, einen flammend roten, juckenden Gürtel um meine Taille, hinter den Ohren, in den Kniekehlen.
Das Handy in meiner Tasche fängt an zu dröhnen. Ich hole es raus und schaue auf die Nummer. Rod Task. Ich schalte das Telefon ab.
«Hab ich dir nicht beigebracht, wie du auf dich Acht gibst? Ich weiß nicht, wie du das schaffst mit der Arbeit, die dich immerzu verfolgt» – Mum stößt einen Finger Richtung Handy –, «und den Kindern. Das ist kein Leben.»
Als sie wieder hinter dem Bügelbrett steht, sagt sie: «Wie auch immer, was macht dein Richard?»
Ich murmele was vor mich hin. Ich bin den ganzen Weg hierher gefahren, um ihr zu erzählen, dass Richard weg ist. Mir hat die Vorstellung überhaupt nicht gefallen, die Kinder gleich mit Paula allein zu lassen, nachdem ich aus den Staaten wiedergekommen bin, aber wenn ich auf die Tube drücke, schaffe ich es hin und zurück an einem Tag. Und ich wollte nicht, dass Mum am Telefon erfährt, dass Richard und ich uns getrennt haben. Aber nun, wo ich hier bin, kann ich keine rechten Worte finden. «Ach, übrigens, mein Mann hat mich verlassen, weil ich ihn seit 1994 nicht beachtet habe.» Sie würde das für einen Witz halten.
«Richard ist ein guter Mann», sagt sie und zieht einen Kissenbezug über das runde Ende des Bügelbretts «Der ist was fürs Leben. Bessere als Richard gibt es gar nicht.»
Früher habe
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