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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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eingeholt habe, ich hasse es, dass ich es als unmöglichen Luxus ansehe, mir die Zeit zu nehmen, jemanden anzurufen, der meine Treppe ausmisst. Es ist doch einfach notwendig. Triage. Die Hierarchie der Dringlichkeit. Ich hab es falsch gemacht: Dinge, die den Kindern schaden könnten, haben Vorrang, alles andere kann warten. Ich schaue zu Emily rein, sie hat sich neben Paula zusammengerollt, die auf dem Bett eingeschlafen ist. Ich schalte die Aschenputtellampe aus und decke sie beide zu.
    Unten in der Küche mache ich eine Kanne Pfefferminztee und versuche einen sinnvollen Satz aus Momo herauszuholen. Zehn Minuten später begreife ich, warum sie Schwierigkeiten hat, das Problem zu erklären: Ihr Vokabular ist einfach nicht vulgär genug, um zu beschreiben, was sie gesehen hat.
    Heute Abend nach der Arbeit ist Momo mit ein paar Leuten vom US Desk im 171 gewesen, einer Bar gegenüber der Liverpool Street. Später ist sie nochmal ins Büro gegangen, um ein paar Akten für unser bevorstehendes Final zu holen. Chris Bunce war da mit einer Gruppe von Typen, die sich um seinen Monitor scharten, lachten und anzügliche Bemerkungen machten. Ihr Freund Julian war dabei, der letztes Jahr am selben Tag wie Momo bei EMF angefangen hatte. Die Männer hörten sie nicht, und sie merkten erst zu spät, dass sie zu ihnen herübergekommen war, um zu sehen, was sie da anschauten.
    «Bilder von einer Frau, Kate, die nichts anhatte, ich meine, es war schlimmer als nichts.»
    «Aber so was laden die sich doch andauernd runter, Momo.»
    «Du verstehst nicht, Kate, das waren Bilder von mir .»
     
    2.10: Ich habe Momo die Treppe hochgeholfen, ihr Nachtzeug geholt und sie im Gästebett schlafen gelegt. In meinem Gap-XXXL-T-Shirt sieht sie aus wie acht. Sie ist jetzt ruhiger und kann mir die ganze Geschichte erzählen. Offenbar hat sie aus voller Kehle geschrien, als sie die Bilder auf dem Monitor gesehen hat, und sie verlangte zu wissen, wer das getan hatte.
    Bunce ließ sich nicht beeindrucken. Er drehte sich zu Momo um und sagte: «Na, jetzt, wo wir die echte Ware hier haben, mag sie uns vielleicht mal zeigen, was sie draufhat, was, Männer?»
    Sie lachten alle darüber, aber als Momo anfing zu weinen, verließen sie das Büro ziemlich schnell. Nur Julian blieb noch und versuchte sie zu beruhigen. Sie schrie ihn an, bis er ihr schließlich erzählte, dass Bunce die Porträtfotos von Momo von der EMF-Website genommen hatte – jene, die in der Firmenbroschüre verwendet werden, um das Bekenntnis zur Vielfältigkeit zu illustrieren –, und sie digital bearbeitet und auf die Körper von Frauen gesetzt hatte, die im Internet frei verfügbar sind. «Unbekleidete Körper», wiederholt Momo, und ihre Förmlichkeit macht es nur noch schmerzhafter.
    Momo sagt, sie hat sich weggedreht, als sie ihren eigenen Kopf beim Oralsex gesehen hat. Es gab Überschriften zu den Bildern, aber sie konnte sie nicht richtig erkennen, weil sie ihre Brille hatte fallen lassen und sie auf dem Parkett kaputt gegangen war.
    «Da stand irgendwas von asiatischen Babes, glaube ich.»
    «Na klar.»
    «Was machen wir jetzt?», fragt sie, und das wir klingt gleichzeitig vereinnahmend und vollkommen angebracht.
    Gar nichts machen wir. «Wir überlegen uns was.»
    Ich mache das Deckenlicht aus und lasse die Nachttischlampe an. Neben ihr steht eine Vase mit einem vertrockneten Maiglöckchen, ein Überbleibsel vom Besuch der Schwiegereltern.
    «Ich verstehe das nicht, Kate», sagt Momo. «Warum tut Bunce so was? Wie kann man überhaupt so was tun?»
    «Ach, weil du schön bist und eine Frau, und weil er es kann. Es ist nicht besonderes kompliziert.»
    Eine Sekunde lang sprüht sie Funken vor Wut. «Willst du damit sagen, dass das, was Chris Bunce mir angetan hat, nicht persönlich gemeint war?»
    «Nein. Ja.» Ich bin unbeschreiblich müde, mir ist, als hätte ich Blei in den Adern. Der Schrecken darüber, dass Ben etwas fehlen könnte – und jetzt das hier. Warum muss ich Momo immer dann alles wirklich Wichtige erklären, wenn ich mich gerade so dumm fühle? Ich lege meine Hand auf ihre kühle braune und zwinge mich zu sprechen: «Ich will damit nur sagen, alles war Geschichte – und jetzt sind plötzlich wir da. Solche wie uns hat es vorher nie gegeben, Momo. Jahrhundert für Jahrhundert haben Frauen gewusst, wo ihr Platz war, und seit zwanzig Jahren sind da plötzlich Frauen, die nicht wissen, wo ihr Platz ist, und das macht Männern Angst. Es ist so schnell passiert. Chris

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