Working Mum
einer Welle guten Willens gleite ich zum Abschluss der Präsentation. Der Abschluss ist der Teil, in dem man sagt: Gebt uns das Geld. Aber höflich. Und ohne Geld zu erwähnen.
17.11: Momo und ich lassen uns ins Taxi fallen, als wir hinter uns das Knirschen von Leder hören.
«Ich möchte gern sagen, welche Freude es mir war, eine solche Leistung bewundern zu dürfen, Ms Reddy.»
«Oh, danke sehr, Mr. Abelhammer. Ich war äußerst dankbar für Ihren Einwurf.»
Momo, die im Spannungsfeld zwischen mir und Jack gefangen ist, wirkt ein wenig befremdet.
Seine Hand ruht auf dem Rahmen der Autotür. «Ich habe mich gefragt, ob ich Sie beide wohl für einen Drink interessieren könnte. Vielleicht möchten Sie die Sehenswürdigkeiten von Shanksville in Augenschein nehmen. Wie ich gesehen habe, hat das Sinatra Inn einen Cocktail namens Come Fly With Me auf der Karte.»
«Offen gestanden, Ms Gumeratne und ich sind sehr müde.»
Er nickt verständnisvoll. «Ein anderes Mal. Geben Sie gut auf sich Acht.»
Auf dem Weg zurück ins Hotel fragt Momo: «Entschuldige, Kate, aber kennst du diesen Mann?»
«Nein. Tu ich nicht.» Eine der Wahrheit entsprechende Antwort. Ich kenne Jack Abelhammer nicht, aber ich bin möglicherweise in ihn verliebt. Wie kann man in jemanden verliebt sein, den man nicht kennt? Wenn man’s recht bedenkt, ist es wahrscheinlich so einfacher: Ein leerer Bildschirm, auf den man all seine Sehnsüchte tippen kann.
«Er sieht aus wie George Clooney», seufzt Momo. «Ich glaube, wir hätten diesen Drink mitnehmen sollen.»
«Nein. Es wäre unprofessionell, solange sie noch keine Entscheidung getroffen haben. Abgesehen davon sollten wir unseren Erfolg selber feiern. Du warst ein richtiger Star.»
«Tut mir Leid, Kate, aber du warst die Brillante. Ich hätte das nicht gekonnt, was du eben gemacht hast.» Momo gestattet sich ein Lächeln, und plötzlich sehe ich, wie angespannt ihr Gesicht gewesen ist. «Ich wusste gar nicht, dass du Irin bist.»
«Nur ein bisschen. Väterlicherseits.»
«Wie McMahon.»
«Ja, nur ohne die Prinzipien.»
Sie kichert. «Was macht dein Vater?»
«Dasselbe wie ich, so ungefähr.»
«Ist er Fondsmanager?»
«Nein, aber wie wir setzt er auf hoch gefeierte Pferde, tut so, als sei das Wissenschaft, und betet zu Gott, dass sie ins Ziel kommen. Und wenn sie das nicht tun, verlässt er die Stadt.»
«Gott im Himmel», sagt Momo, die so schockiert ist, dass sie zum ersten Mal, seit ich sie kenne, vergisst, «tut mir Leid» zu sagen. «Das scheint ja eine schillernde Persönlichkeit zu sein.»
IMMER WENN ICH mit anderen Leuten über meinen Vater rede, fällt mir auf, dass ich einen anderen Tonfall annehme: unbeteiligt, leichthin, ironisch. Schillernde Persönlichkeiten sind ganz wunderbar in Dickens-Romanen oder als Nebenrollen in Filmen, wo sie von aufgeblasenen ehemaligen Idolen aus Vormittagsvorstellungen gespielt werden, die es auf einer Woge öffentlicher Sympathie bis zum besten Nebendarsteller bringen können. Aber in seinem Leben will man so was nicht haben, solange man was dagegen machen kann.
«Tu so, als ob wir jede Menge Geld hätten, Kathylein», hat Dad mir mal eingeschärft. Wir waren in einem Biergarten am Ende einer langen, grauen Reihe von Städten im Norden. Julie und ich saßen auf einer Bank und hatten Gläser mit Dandelion & Burdock vor uns, ein Getränk, das schmeckt wie Pepsi mit Kerosin, aber wir glaubten, das sei das von vornehmen Damen bevorzugte Getränk. Ich war zwölf und mir war so schwindelig davon, alle sechs Monate in eine andere Stadt ziehen zu müssen, dass ich nicht mehr wusste, was charakterfestes Benehmen ist, und außerdem war ich zu sehr von meinem Vater eingenommen, um zu protestieren. Natürlich war kein Geld da, und wenn was da war, dann wurde es von Joe aus dem Portemonnaie meiner Mutter gezaubert und in irgendeins seiner Projekte gesteckt.
Aber ich tat so, als hätten wir Geld. Schon damals, glaube ich, konnte ich die Enttäuschung riechen, die sich wie muffiger Dampf auf meinem Vater niederließ, und ich wollte ihn davor beschützen. Enttäuschung entmannt einen Mann. Die Frauen um ihn herum müssen so tun, als könnten sie sie nicht riechen, und er sitzt dabei und kann sein Glas nicht mit einer Hand halten, weil er so zittert, und behauptet, es stünden noch immer alle Tore zum Erfolg offen.
Also, hier ist noch was Komisches. Alle Frauen, die ich in der City kenne, sind auf die eine oder andere Weise Papas
Weitere Kostenlose Bücher