Working Mum
Mädchen. (Candys Vater ist abgehauen, als sie fünf war. Und ich glaube, seitdem versucht sie ihn wiederzufinden. Debras Vater hatte eine Autofirma in den Midlands und wurde von Deb und ihrer Schwester an Wochenenden gelegentlich zwischen zwei Golfpartien gesichtet.) Töchter, die danach strebten, die Söhne zu sein, die ihre Väter niemals hatten, Töchter, die in der Schule Höchstleistungen vollbrachten, damit ein Mann, der immer woanders hinguckte, auf sie aufmerksam wurde. Töchter wie die arme, verwirrte Antigone, die den flüchtigen Geist der väterlichen Liebe verfolgt. Warum also arbeiten Papas Mädchen an einem für Frauen so feindseligen Ort? Weil männliche Bestätigung das Einzige ist, was uns wirklich Trost spenden kann. Ziemlich traurig, was. Ziemlich beschissen traurig.
Ich mache die Augen zu und versuche die Gedanken an meinen eigenen unsteten Erzeuger zu verbannen. Seit er mit diesem Windelentwurf in der Firma aufgetaucht ist, hat er mich fast jeden Tag angerufen. Neulich Abend hat er eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und gesagt, das Geld reiche nicht.
«Wie viel hast du ihm gegeben?», fragte Rich, dem das Blut aus dem Gesicht wich.
Ich nannte eine Summe, die etwa einem Drittel des Betrages auf dem Scheck entsprach, und Rich ging an die Decke.
«Himmel, gute Frau, wann wirst du es endlich lernen?»
Gute Frage. Noch gibt es keinen Beschluss zur Begrenzung von Mitleid, oder?
20.18: Muss auf dem Bett eingeschlafen sein. Werde vom Telefon geweckt. Es ist Richard. Er klingt ungeheuer genervt. Sagt, dass er die Kugel für das Waschmittel nicht finden kann. Paula hat sich krank gemeldet, und Ben ist ohne Windel rumgelaufen, und es hat einen Unfall auf der Bettdecke gegeben. Er hat also den Bezug in die Waschmaschine gesteckt, kann aber den Ball nicht finden.
Ich sage ihm, dass sich der Ball wahrscheinlich in der Wäsche verfangen hat, er soll mal im Korb mit der Bügelwäsche nachsehen.
«Wo ist der Korb mit der Bügelwäsche?»
«Der steht neben dem Bügelbrett und quillt über. Rich, fragst du nicht mal, wie es gelaufen ist?»
«Was?»
«Das Final.»
«Ich brauche dich.»
«Mach halb lang, Rich, du wirst es doch wohl schaffen, dieses eine Mal Wäsche zu waschen.»
«Kate, das hat nichts mit der Wäsche zu tun, ich brauche dich einfach. Warum kannst du nicht heute Nacht nach Hause fliegen?»
«Das kann ich einfach nicht. Ich sitz morgen früh im ersten Flugzeug.»
Schon wieder das Telefon. Ich lasse es klingeln und klingeln. Wahrscheinlich ist es Rich, der wissen will, wo das Hamsterfutter ist oder die Mikrowelle oder die Ohren seiner Kinder. Schließlich, als ich denke, dass es ernsthafte Probleme mit den Kindern gibt, hebe ich ab.
«Ich war so froh zu hören, dass du Irin bist. Einen Augenblick lang lief ich Gefahr, dich mit der Katharine Reddy zu verwechseln, die sich um meinen Fonds kümmert und mir erzählt hat, sie sei Französin.»
«Ich habe nicht gesagt, dass ich Französin bin. Ich habe gesagt, ich hätte französisches Blut in den Adern.»
Er lacht: «Und was kommt als Nächstes? Irokesin? Du bist eine harte Nuss, Kate.»
Jetzt höre ich eine Stimme, die Stimme einer verantwortungsbewussten, nüchternen Frau, die ihrem Klienten sagt, dass sie unter gar keinen Umständen den Fly-With-Me-Cocktail in einem schmierigen Imbiss am Straßenrand probieren möchte.
Seine Antwort schießt umgehend zurück: «Kein Problem. Da gibt es auch einen ganz hervorragenden Bewitched, Bothered, and Bewildered.»
Eine Zeile aus diesem Lied kommt mir in den Kopf, und ich singe sie: «Horizontally speaking, he’s at his very best.»
Abelhammer stößt einen Pfiff aus. «Es ist also wahr, du weißt einfach alles.»
«Ich weiß nicht, wie man zum Sinatra Inn kommt.»
17
Night and Day
Der Sinatra Inn strahlt die verbissene Fröhlichkeit eines verblühenden Showgirls aus. Sitzecken in rotem Samt säumen die Wände, fünfzig Jahre eleganter Abendessen haben glänzenden Satteldruck auf dem Plüsch hinterlassen. Die hintere Wand ist dem Jungen von nebenan gewidmet, der es zu etwas gebracht hat. (Frank war aus Hoboken, gleich die Straße runter.) Da gibt es ein Bild von Sinatra mit Lauren Bacall, Sinatra in verwegener Pose mit dem Rat Pack, Sinatra im Lichtkegel am Klavier stehend, sein dünner Schlips hängt auf Halbmast und sein Hals reckt sich nach einem lange verklungenen Ton. Und Sinatra mit Ava Gardner in den Fünfzigern, er sieht verhungert aus, sie
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