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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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78 Prozent würden morgen ihren Job aufgeben, wenn sie könnten.»
    «Ha! Das kann nicht stimmen. Diejenigen von uns, die wirklich gestresst sind, haben keine Zeit, blödsinnige Fragebogen auszufüllen. Was meinst du dazu, Momo?»
    Sie runzelt niedlich ihre Nase: «Tut mir Leid, aber ich werde keine haben. Kinder. Ich weiß wirklich nicht, wie du das schaffst, Kate.»
    «Schubladen, das ist der Trick. Sie kommen in eine Schublade, die Arbeit in eine andere, und man muss drauf achten, dass nichts von der einen in die andere kleckert. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich. Aber du musst Kinder haben. Du bist schön und intelligent, und es gibt da draußen schon genug schielende Dumpfbacken, die sich vermehren.»
    Momo schüttelt den Kopf. «Ich mag Kinder, wirklich, aber ich will im Beruf weiterkommen, und du hast mir selbst gesagt, was die City von Müttern hält. Außerdem», fügt sie kühl hinzu, «bin ich zu hoch qualifiziert, um kleine Kinder zu hüten.»
    Wie kann man ihr das erklären? So viele Frauen in Momos Alter werfen einen Blick auf solche wie mich, die von ihrem Doppelleben in den Wahnsinn getrieben werden, und beschließen, das Kinderkriegen so lange wie möglich aufzuschieben. Ich habe das bei meinen Freundinnen gesehen. Wenn sie so um die fünfunddreißig sind, geraten sie in Panik, schnappen sich den Falschen – jeder Samenspender ist ihnen mittlerweile recht –, stellen fest, dass sie nicht schwanger werden, und stürzen sich in In-Vitro-Behandlungen, die schmerzhaft und rasend teuer sind. Manchmal klappt es, meistens nicht. Wir glauben, dass wir Mutter Natur überlistet haben, aber die Natur nennt sich nicht umsonst Mutter. Sie hat ihre eigene Art, uns kleinzukriegen. Das Ende der Welt wird nicht mit einem Knall kommen, sondern eine Frau wird durch eine Glasscheibe ihre eingefrorenen Eier anstarren und sich fragen, ob sie je die Zeit haben wird, sie aufzutauen. Ich versuche den Lärm des Flughafens auszublenden und denke daran, was Emily und Ben für mich bedeuten, dann raffe ich zusammen, was mir noch an Stärke bleibt, und schenke sie Momo.
    «Kinder sind der Beweis dafür, dass wir hier gewesen sind, Momo. Zu ihnen gehen wir, wenn wir sterben. Sie sind das Beste und das Unmöglichste, was es gibt, aber es gibt nichts anderes. Das musst du mir glauben. Das Leben ist ein Rätsel und sie sind die Lösung. Wenn es eine Antwort gibt, dann können nur sie es sein.»
    Momo greift in ihre Tasche und gibt mir ein Taschentuch. Ist es der Gedanke an die Kinder, der mich zum Weinen bringt, oder der Gedanke daran, dass ich letzte Nacht überhaupt nicht an sie gedacht habe?
     
    Flug von Newark nach Heathrow, 8.53: Adrenalin bringt einen immer durch den Job, aber auf dem Weg nach Hause löst die Tatsache, dass ich weg gewesen bin, einen Kater aus. Ich fühle mich zu Hause sowohl unentbehrlich – wie sollen sie ohne mich zurechtkommen? – als auch schmerzlich nebensächlich: Sie kommen ohne mich zurecht.
    Wenn ich im Ausland bin, sitze ich in meinem Hotelzimmer vor dem Laptop und rufe per Remote Access meine E-Mails auf. Man hört den Wählton aus weiter Ferne, irgendwo am hintersten Ende des Universums. Nach ein paar Sekunden bronchialen Rauschens steppen die bips auf dem Satelliten und kommen angehüpft. Remote Access. Mache ich es mit meinen Kindern nicht genauso? Ich wähle sie an, wenn ich das Bedürfnis dazu habe, aber ansonsten halte ich sie auf Distanz. Immer wenn ich ein paar Tage richtig mit Emily und Ben zusammen war, Tag und Nacht, bin ich überwältigt davon, wie lebendig sie sind. Sie sind nicht das schüchtern lächelnde kleine Mädchen und der Junge auf dem Bild, das ich Momo gerade gezeigt habe. Dem Bild aus meiner Brieftasche. Sie brauchen mich wie Wasser oder Licht, es ist erschütternd einfach. Und das passt in keine dieser Theorien darüber, was Frauen mit ihrem Leben anfangen sollten. Theorien aus Büchern von Frauen, die nie Kinder hatten, oder die Kinder hatten und sie so großgezogen haben wie ich es zumeist tue, per Remote Access.
    Kinder verändern einem das Herz: Das steht in keinem Buch. Wie ich hier so sitze in der ersten Reihe der Business Class mit einem großen Gin vor mir, fühle ich dieses absurde Organ in meiner Brust, angeschwollen und schwer wie ein Kürbis.
    Momo ist an meiner Seite. Seit den Tränen am Flughafen ist meine Assistentin auf besorgte Art aufmerksam. Diese wehmütige Fremde, die über den Sinn des Lebens redet, hat sie aus der Bahn geworfen. Momo

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