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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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will, dass der Kate-Service so bald wie möglich wieder aufgenommen wird, und ich bin selbst ziemlich erpicht drauf, ihn wieder zu mobilisieren.
    «Kate, ich tausche meine Harvard Business Review gegen deine Vanity Fair .» Sie bietet mir eine Beilage mit nüchternem grauen Schriftbild an.
    «Sind Bilder von Johnny Depp drin?»
    «Nein, aber ein furchtbar interessanter Artikel über das, was man bei einer Kinästhetischen Präsentation zu tun und zu lassen hat. Rate mal, was an erster Stelle steht?»
    «Zwei Knöpfe mehr aufzumachen, als eigentlich respektabel ist?»
    «Nein, Kate, mal ernsthaft. ‹Stellen Sie sicher, dass Ihre Körpersprache Ihrem Klienten Ihre Absichten signalisiert.›»
    «Sag ich doch. Zwei Blusenknöpfe.» (Warum fühle ich mich verpflichtet, dieses wunderbare, ernsthafte Mädchen von ihren Illusionen zu befreien? Vielleicht ist es besser, dass ich zur Stelle bin, bevor Männer sie ihr nehmen.)
    Auf der anderen Seite des Ganges versucht eine gehetzte Brünette in einem weiten pinken Pullover ein brüllendes Baby zur Ruhe zu bringen. Sie steht auf und schwenkt das Kleine. Sie setzt sich wieder hin und versucht den zuckenden Kopf des Babys an ihre Schulter zu drücken, schließlich hebt sie ihren Pullover hoch und macht eine Brust frei. Der Schlipsträger auf dem Nachbarsitz wirft einen Blick auf das Milchdrüsenbollwerk und wetzt zur Toilette.
    Es gibt ein kaum bekanntes universelles Gesetz des Kindergebrülls: je größer die Verzweiflung und Scham der Mutter, umso lauter das Geräusch. Sogar ohne mich umzusehen, kann ich den Effekt einschätzen, den das stete Heulen auf die Mitreisenden hat. Die Kabine knistert vor Unmut: Männer, die arbeiten wollen, Männer, die sich ausruhen wollen, Frauen, die vielleicht die letzten Stunden der Freiheit auskosten und an nichts erinnert werden wollen, was sie auch zu Hause haben, Frauen, die nicht bei ihren eigenen Kindern sind und von Schuld geplagt werden.
    Die Mutter hat einen Gesichtsausdruck, den ich nur zu gut kenne. Zwei Teile manische Entschuldigung («Tut mir wirklich Leid!»), drei Teile Trotz («Wir haben für diesen Platz bezahlt, genau wie ihr anderen, und sie ist doch noch so klein, was erwarten Sie also?»). Das Baby kann nicht älter als drei, vier Monate sein, es hat einen Flaum auf dem Kopf, zart wie eine Pusteblume. Wenn es schreit, kann man den Puls an den Schläfen hüpfen sehen.
    «Nein, Laura, nein, Schätzchen, das tut weh», sagt die Mutter vorwurfsvoll, als die Kleine wütend an ihren langen dunklen Haaren zieht. Plötzlich fehlt mir Ben ganz furchtbar. Er macht das auch, wenn er übermüdet ist. Ein Baby, das nicht einschlafen kann, ist genauso frustriert wie ein Alkoholiker, den man aus der Bar aussperrt.
    Momo sieht sich das Ganze mit dem entsetzten Unverständnis einer Vierundzwanzigjährigen an. Mit verhaltener Stimme fragt sie mich, warum denn die Frau das Kind nicht beruhigen kann.
    «Das Baby will einschlafen, aber der Druck auf seinen Ohren ist wahrscheinlich ziemlich schmerzhaft. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Druck auszugleichen, und das ist, die Kleine zum Trinken zu bringen, aber sie will nicht angelegt werden, denn sie ist zu müde zum Saugen.»
    Bei dem Wort saugen schaudert Momo zierlich in ihrem grauen Donna-Karan-Wollkostüm. Sagt, sie findet die Vorstellung zu stillen ausgesprochen abartig.
    Ich sage ihr, es sei ganz das Gegenteil von abartig. «Ehrlich gesagt, das ist vielleicht das einzige Mal im Leben, dass der eigene Körper für einen wirklich Sinn macht. Ich saß im Kreißsaal, und Emily nuckelte herum, und die Milch fing an zu fließen, und ich dachte: Ich bin ein Säugetier!»
    «Klingt abstoßend », sagt Momo.
    «Es war nicht abstoßend, es war beruhigend. Unser ganzes Leben verbringen wir damit zu unterdrücken, was von unseren Instinkten noch übrig ist, und dieser – wie geht dieser Carole-King-Song nochmal? – ‹Oh, you make me fee-eel like a natural woman.›»
    Hätte nicht anfangen sollen zu singen. Der pinke Pullover hat’s gehört und denkt, ich mache sarkastische Bemerkungungen über sie, weil sie die Erdmutter-Nummer in aller Öffentlichkeit durchzieht. Ich will es mit einem konspirativen Lächeln wieder gutmachen – Keine Sorge, das habe ich selbst mitgemacht! –, aber ich habe vergessen, dass ich in Uniform bin. Sie hat meinen Aufzug und den Laptop gesehen, hält mich offensichtlich für den kinderlosen Feind und schießt mir einen Mörderblick zu.
    Ich muss versuchen, etwas

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