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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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die Gelegenheit, mich hinzusetzen und in Ruhe die Zeitung zu lesen. Schlagzeile auf Seite 2: Warum ein zweites Baby Ihre Karriere vernichten kann. Das lese ich ganz bestimmt nicht. Ich schwöre es bei Gott, seit Emilys Geburt ist jeden Monat irgendeine Untersuchung veröffentlicht worden, die belegt, dass mein Kind meine Aufstiegschancen ruiniert oder, noch schmerzhafter, dass meine Arbeit die Chancen meines Kindes ruiniert. Wohin man auch guckt, man steht als Verdammte da.
    Ich blättere auf die Frauenseite und fange an, etwas auszufüllen, das sich Stress-Quiz nennt.
     
Haben Sie festgestellt, dass sie unter Folgendem leiden:
a) Schlaflosigkeit
b) Reizbarkeit
     
    Scheiße, was ist jetzt schon wieder. Verdammtes Handy. Es ist Rod Task aus dem Büro.
    «Katie, wie ich höre, ist das Final mit Muh Muh großartig gelaufen.»
    «Momo.»
    «Richtig. Finde, ihr Mädchen solltet euch zusammentun, zieht doch noch ein paar ethische Fonds mehr an Land.»
    Rod sagt, er brauche Zugang zur Salinger-Akte. Aber er kommt nicht in meinen Computer. Will das Passwort.
    «Ben Pampers.»
    «Pampas? Wusste ja gar nicht, dass du eine Schwäche für die Argies hast, Katie.»
    «Was?»
    «Pampas. Südamerikanische Steppe, stimmt’s?»
    «Nein. P.A.M.P.E.R.S, das ist … äh, Kosmetik.»
     
Wann haben Sie das letzte Mal die Zeit gefunden, ein Buch zu lesen?
a) während der letzten vier Wochen
b) nicht mehr, seit …
     
    Wieder das Handy. Meine Mutter. «Hast du gerade viel zu tun, Kath?»
    «Nein, passt gut, Mum.»
    Ich lehne mich zurück an die Kopfstütze und bereite mich auf ein längeres Gespräch vor. Ich kann meiner Mutter schlecht erklären, dass «viel zu tun» nicht mehr das bedeutet, was es zu ihrer Zeit bedeutet hat. Es bedeutet nicht mehr den geschäftigen Morgen mit der Waschmaschine und einem Sandwich als Lunch, bevor man die Kinder von der Schule abholt. «Viel zu tun» hat ganz andere Dimensionen erreicht seit meiner Kindheit.
    Meine Mutter glaubt, dass etwas Schlimmes passiert ist, wenn ich sie nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden zurückrufe. Es ist schwer zu erklären, dass ich nur dann eine Chance habe zurückzurufen, wenn gerade nichts Schlimmes passiert ist. Stürmisch ist bei mir aber die überwiegende Wetterlage, mit überraschenden Schauern von Ruhe.
    Mum sagt, dass sie nur mal hören wollte, wie Emily in der Schule zurechtkommt, seit ihre Freundin Ella weggezogen ist.
    Eiskalt erwischt. Ich hatte keine Ahnung, dass Ella weg ist. Habe mich nicht mehr um die Schule gekümmert, seit ich mit den Vorbereitungen für das Final angefangen habe. «Ach, bestens. Wirklich, sie hat es ganz gut verwunden. Und sie macht im Ballett ihre Sache ganz phantastisch.» Einfahrt in einen Tunnel. Die Verbindung wird unterbrochen.
    Ein härter werdender Knoten in meinem Magen macht es mir schwer, mich auf das Stress-Quiz zu konzentrieren. Wann habe ich angefangen, meine Mutter anzulügen? Ich meine damit nicht die obligatorischen Mutter-Tochter-Schwindeleien wie «Spätestens um elf, habe ich nie genommen, drei Cola, aber alle tragen das, er hat auf dem Fußboden geschlafen, ja, ein Freund von Deb, nein, nicht überzogen, im Ausverkauf, ja, ein absolutes Schnäppchen, ganz toll, könnte nicht besser sein.»
    Nein, nicht diese Art Lügen, die einfach nur dem gegenseitigen Schutz dienen. Wenn man klein ist, schützt einen die Mutter vor der Welt, weil sie glaubt, dass man zu klein ist, sie zu verstehen, und wenn sie alt ist, dann schützt man sie, weil sie zu alt ist zu verstehen – oder zu alt, um noch mehr Verstehen aufgedrängt zu bekommen. Die Kurve des Lebens verläuft so: will wissen, weiß, will nicht wissen.
    Was ich meine, sind meine Lügen als Mutter. Ich erzähle ihr, Emily sei gut damit zurechtgekommen, dass ihre beste Freundin weggezogen ist, obwohl ich das nicht mal mitbekommen habe. Wenn Mum denken würde, dass ich bei der Arbeit versage, wäre mir das lieber, als wenn sie denken würde, dass ich für meine Kinder eine Fremde bin. Sie glaubt, dass ich alles habe, und sie freut sich so für mich. Ich kann es ihr nicht sagen, oder? Das wäre genauso wie herauszufinden, dass Aschenputtel nach ihrem Einzug in den Palast vom Prinzen wieder zum Küchendienst geschickt worden ist.
     
    Klosterhotel, York, 7.47: Ich rufe meine Mutter an. Sie klingt kurzatmig. Nach vorsichtigem Nachbohren meinerseits gibt sie zu, dass sie sich in letzter Zeit ein wenig angeschlagen fühlt. Aus dem Muttercode übertragen heißt das, dass

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