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Working Mum

Working Mum

Titel: Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Pearson
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Engels.»
    Ich bin dran mit Lachen. Davon ermuntert, fängt Rich an, mein Haar zu küssen, und lässt eine forschende Hand in mein Nachthemd gleiten. Er zieht mich gerade auf den Winnie-the-Pooh-Teppich runter, als Ben sich kerzengerade aufsetzt, seinen Eltern einen Wie-könnt-ihr-nur-Blick zuwirft und auf sich selber zeigt. (Habe ich erwähnt, dass Babys auch strikt gegen Sex sind? Man sollte glauben, sie hätten eine nostalgische Sehnsucht nach dem Akt, der sie hervorgebracht hat, doch stattdessen scheinen sie über ein Warnsystem zu verfügen, das Rivalen in die Flucht schlägt. Sie jaulen wie auf Knopfdruck los, als wären sie mit dem BH-Verschluss verkabelt.) Rich schnappt sich seinen Sohn und geht zu einem zeitigen Frühstück nach unten.
    Ich versuche, nochmal einzuschlafen, aber ich kann nicht schlafen, weil ich immer daran denken muss, wie sehr Richard und ich uns verändert haben. Wir haben uns vor fünfzehn Jahren an der Uni kennen gelernt. Ich demonstrierte vor Barclay’s Bank, und er eröffnete dort ein Konto. Ich brüllte irgendwas über Südafrika – Wie kannst du in Brutalität investieren? –, und Rich kam rüber zu unserem selbstgerechten Häuflein, und ich gab ihm ein Flugblatt, das er höflich durchlas.
    «Meine Güte, das hört sich schlimm an», sagte er, ehe er mich auf einen Kaffee einlud. Einen Mann wie Richard Shattock, der so deutlich der besseren Gesellschaft angehörte, hatte ich in meinem Leben noch nicht kennen gelernt. Wie er redete! Ich wusste, dass alle Privatschuljungs emotional verkrüppelte Kotzbrocken waren, aber ich wusste nicht, was ich machen sollte, als klar wurde, dass dieser eine zu mehr Liebe fähig war, als ich je erfahren hatte. Rich wollte die Welt nicht retten wie meine idealistischen Freunde, er machte sie ganz einfach besser, nur weil er da war.
    Sechs Tage später, in seinem Collegezimmer unter dem Dach, schliefen wir zum ersten Mal miteinander. Der Sonnenschein fiel als staubige goldene Säule durch das Oberlicht, als er feierlich meinen Button mit dem Slogan «Radfahrer gegen die Bombe» abnahm und sagte: «Die Russen schlafen sicher besser, wenn sie wissen, dass du deine Fahrradprüfung bestanden hast, Kate.»
    Hatte ich vorher je über mich selbst gelacht? Bestimmt war das Geräusch ziemlich rostig, das ich an diesem Abend produzierte, ein verstopfter Brunnen, der glucksend zum Leben erwacht. «Dein Herrenschokoladelachen», hat Richard es genannt, «weil es dunkel und bitter und nördlich klingt und weil ich dich auffressen könnte.» Und das ist das Geräusch, das ich immer noch am allerliebsten mag: das Geräusch, das wir machen, wenn wir so sind wie wir waren.
    Ich erinnere mich daran, wie sehr ich seinen Körper geliebt habe, aber noch mehr habe ich geliebt, wie sich mein Körper in Beziehung zu seinem angefühlt hat – für jede Kante eine Kurve, sein Rückgrat wie felsige Stufen in eine Höhle der Lust. Am Tag sind wir durch die Fens geradelt und haben «Hügel» gerufen, wenn wir auch nur die geringste Erhebung spürten, aber nachts haben wir ein ganz anderes Terrain erkundet.
    Als Richard und ich anfingen, beieinander zu schlafen, ich meine, richtig zu schlafen, kein Sex – lagen wir in der Mitte vom Bett, die Gesicht einander zugewandt, dicht genug, um unseren warmen nächtlichen Atem zu spüren. Meine Brüste lagen an seiner Brust, und meine Beine, ich weiß nicht mehr, wie das ging, verschwanden unter und über seinen wie der Schwanz einer Meerjungfrau. Wenn ich an uns beide im Bett denke, damals, dann denke ich an die Gestalt eines Seepferdchens.
    Mit der Zeit drehten wir die Gesichter nach außen. Wenn man unsere erste kleine Trennung datieren wollte, dann fällt sie wahrscheinlich mit dem Erwerb eines großen Doppelbettes von Heals in den späten achtziger Jahren zusammen. Und dann, mit der Ankunft unseres ersten Kindes, begann der Kampf um den Schlaf. Man fiel ins Bett, man stürzte sich nicht mehr hinein. Wir, die wir mit ebensolcher Leichtigkeit in den Schlaf und wieder hinausglitten waren wie ineinander, bewachten nun eifersüchtig unsere Ruheplätze. Mein Körper schockierte mich, weil er alles feindselig abwehrte, was ihm die verbleibende Kraft zu rauben drohte. Ein streunendes Knie oder ein Ellenbogen waren genug, um Grenzgefechte auszulösen. Ich erinnere mich, dass ich anfing zu bemerken, wie laut Richards Nieser waren, wie übertrieben artikuliert. Har-Tschi! machte er. Har-Tschi!
    Als Studenten waren wir mit dem Zug durch Europa

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