Working Mum
ihrer Videos ein realer Ort ist, hat sie nach Disneyland gewollt.
Jetzt klettert sie neben mich ins Bett und flüstert: «Weiß Minnie Maus denn, wie ich heiße, Mama?» Natürlich, sage ich, und meine Tochter rollt sich auf Höhe meiner Lende ein und dämmert weg, während ich daliege und jede Sekunde wacher werde bei dem Versuch, mich an all das zu erinnern, das ich nicht vergessen darf: Ausweise, Tickets, Geld, Regenmäntel (selbstverständlich wird es regnen, es sind Feiertage), Puzzle/Buntstifte/Papier, falls wir im Tunnel stecken bleiben, gedörrte Aprikosen als nahrhaften Snack, Jelly Beans zur Bestechung, Schokoladenplätzchen für totale Zusammenbrüche.
Hat Mrs. Pankhurst nicht ein paar Worte darüber verloren, dass Frauen damit aufhören müssten, die den Männern dienende Kaste zu sein? Also, Emmeline, wir haben’s versucht, Mann, was haben wir’s versucht. Frauen machen jetzt dieselben Jobs wie Männer und sie machen sie genauso gut. Aber die ganze Zeit tragen Frauen Informationen mit sich herum, die ihnen einfach keine Ruhe lassen. Im Kopf einer berufstätigen Mutter, nehme ich mal an, geht’s jeden Tag so zu wie am Flughafen von Gatwick. Impfungen (impfen oder nicht impfen, das ist hier die Frage …), Stundenpläne, Schuhgrößen, Packen für die Ferien, Kinderbetreuung zirkulieren darin und warten auf weitere Instruktionen aus dem Kontrollturm. Wenn Frauen sie nicht sicher zur Landung brächten, na, dann würde die ganze Welt zum Teufel gehen, oder nicht?
12.27: Die Taube hat zwei Eier gelegt. Elliptisch im Profil und erstaunlich weiß mit einem leichten Blauschimmer. Mutter und Vater scheinen abwechselnd drauf zu sitzen. Das erinnert mich an die Schichten, die Richard und ich bei den Kindern schieben, wenn eins von ihnen krank ist.
Am Ende dieses Tages muss ich vier Berichte geschrieben, eine unglaubliche Menge Aktien abgestoßen (bei einbrechenden Märkten gehört es zur Politik der Firma, mehr auf Bares zu setzen) und eine Schar Schokoladenenten bei Thornton’s gekauft haben. Außerdem bereiten Momo und ich uns auf die Schlacht um einen weiteren ethischen Fond in Italien vor. Und ich hab von Jack heute Morgen noch nicht mal gehört und sehne mich danach, den kleinen Briefumschlag rechts oben auf dem Monitor aufblinken zu sehen, der mir sagt, dass er da draußen ist und an mich denkt, so wie ich an ihn denke.
(Was war das für ein Gefühl – vorher? Bevor ich auf Nachrichten von ihm gewartet habe. Ich tu nichts als warten. Entweder warten und seine letzte Nachricht lesen oder die Antwort darauf verfassen und dann wieder warten. Das ist kein Leben mehr, nur noch ein andauerndes Warten. Die Ungeduld ist wie Hunger. Auf den Bildschirm starren, die Wörter heraufbeschwören, ihn zum Sprechen bringen.)
Von: Kate Reddy
An: Jack Abelhammer
Jack, bist du da?
Von: Kate Reddy
An: Jack Abelhammer
WAS DENKST DU? Verdammt nochmal, sag was!!
Von: Kate Reddy
An: Jack Abelhammer
Hab ich was Verkehrtes gesagt?
Von: Kate Reddy
An: Jack Abelhammer
Hallo?
Von: Kate Reddy
An: Jack Abelhammer
Was kann es denn Wichtigeres geben, als mit mir zu reden?
xxxxxxxxxxxxx
Von: Jack Abelhammer
An: Kate Reddy
Dein Sklave bin ich, nimmer darf ich ruhn,
Um deines Winks gewärtig stets zu sein.
Wertlos ist meine Zeit und all mein Tun,
Bis du mich rufst, sie deinem Dienst zu weihn.
Von: Kate Reddy
An: Jack Abelhammer
Okay, ich vergebe dir. Das ist wunderschön. Sonett von Bill Gatespeare, stimmt’s. Aber lass uns eines klarstellen: nochmal ein Schweigen dieser Länge, und du bist in großen Schwierigkeiten. Genauer gesagt, du bist ein toter Mann.
Das ist ein Versprechen xxxx
Von: Jack Abelhammer
An: Kate Reddy
Ich finde Bill Gatespeare hat die emotionale Software für jede Gelegenheit … Was dich angeht, Katharine, bin ich bereits in großen Schwierigkeiten. Sollte meine Fondsmanagerin persönlich erscheinen, um mich umzubringen, werde ich sterben wie ein Mann.
Ich wusste, dass du mit den Kindern nach Disneyland fährst, deshalb dachte ich, dass du mit den Vorbereitungen alle Hände voll zu tun hast und Botschaften nicht willkommen sind. Ich versuche mir vorzustellen, dass du ohne mich glücklich bist, ohne dass es mich unglücklich macht.
Noch wag ich, dich durch Eifersucht zu kränken,
Wo du jetzt weilst, und was dein Treiben ist;
Still harrt dein Knecht, wagt traurig nur zu denken,
Wie du beglückst die andern, wo du bist.
Du schreibst liebevoll über die Kinder, wie Emily liest,
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