Working Mum
fände es toll, wenn du mir mit den Keksen helfen würdest, Liebling. Das macht Spaß.»
Mit ihren großen grauen Augen nimmt Emily den Anblick ihrer Mutter spielenden Mutter auf. «Daddy hat gesagt, dass ich Rugrats sehen darf.»
«Schon gut, du darfst Rugrats sehen, wenn du dir dein blaues Kleid anziehst, bevor Kirsty und Simon kommen.»
11.47: Alles unter Kontrolle. Wende mich wieder dem Rezept zu. «Rühren Sie den Zitronensaft und den Blauschimmelkäse in die kalte Béchamelsauce.» Was für eine Béchamelsauce?
Blättere um. «Rezept für Béchamelsauce: S. 74.» Was? Und das sagen die jetzt erst? Es klingelt auf dem Handy: Es ist Rod Task. «Passt es gerade nicht, Katie?»
«Nein, passt ausgezeichnet. Au! Ben, lass das. Tut mir Leid, Rod. Was wolltest du sagen?»
«Ich faxe dir die Einzelheiten für die Konferenz morgen durch, Katie. Wir brauchen dich in Topform, es geht um die Anlage von Vermögenswerten, Gewinnausschüttung und strategische Ausblicke. Ganz deine Szene also. Der kleine Guy hat Freitagabend dein Loblied gesungen, hat gesagt, wie toll du es doch machst unter den Umständen.»
«Was für Umstände?»
«Och, du weißt ja, wie Jungs so über einem Curry ins Plaudern kommen.»
Nein, weiß ich nicht. Ich wäre am Freitag liebend gern mit Rod und dem Team zum Inder gegangen, und wenn auch nur, um Guy davon abzuhalten, hinter meinem Job her zu pirschen, aber ich musste nach Hause und Harry Potter vorlesen.
Da dringt plötzlich ein verdächtiger Geruch aus dem Backofen. «Keine Sorge, Rod. Alles unter Kontrolle. Bis morgen.»
«Nimm’s leicht, Süße!»
Ich mache die Backofentür auf und enthülle ein Desaster. Die Filoteig hat sich in einen versteinerten Wald verwandelt. Keine Panik. Denk nach, Kate, denk nach. Renne Anweisungen brüllend aus der Tür. Richard, kannst du bitte Ben anziehen und die Küche aufräumen?
12.31: Bin vom Supermarkt zurück. Ben ist angezogen, aber die Küche sieht aus wie ein Schlachtfeld.
«Richard, ich dachte, ich hätte dich gebeten aufzuräumen?»
Er schaut verwundert von der Zeitung auf. «Ich habe aufgeräumt. Ich hab die CDs schon alphabetisch geordnet.»
Kicke Briobahn unters Sofa, schleudere das übrige Spielzeug in den Hauswirtschaftsraum und versperre die Tür mit einem Wäscheständer. Ersetze die Käse-und-lauchblättrige Bocksbartkatastrophe durch eine Quiche von Marks & Spencer. Jetzt das Dressing. Schnucklige Flasche Olivenöl hat bombenfeste, knallrote Wachsplombe. Versuche sie mit dem Korkenzieher rauszuziehen, streue aber nur rote Flöckchen in die zarten Kopfsalatherzen. Nehme die Zähne zu Hilfe. Hat keinen Zweck. Scheiße. Scheiße. Geh mit scharfem Messer auf die Plombe los. Verfehle die Flasche und schlitze mir stattdessen den Handrücken auf. Sieht aus wie volltrunkener Selbstmordversuch. Durchsuche die Erste-Hilfe-Schublade. Kann nur ein einziges Pflaster finden. Mit einem Elefanten drauf. Renne nach oben, um mir das Outfit der entspannten Gastgeberin anzuziehen. Zwänge mich in die neuen Jeans, aber keine Spur vom Donna-Karan-Cashmere-Pullover. Warum ist in diesem Haus nie was an seinem Platz ?
12.58: Pullover gefunden. Paula hat ihn ganz hinten im Wäscheschrank versteckt, kein Wunder. Er hat offensichtlich die Kinderwäsche nur knapp überlebt. Jetzt ist er so eingelaufen, dass er Ally McBeal eben noch passen würde. Gehe nach unten und entdecke, dass Ben den übrig gebliebenen Blauschimmelkäse ins Videogerät stopft. Emily brüllt, weil Rugrats stecken geblieben ist. Von Richard keine Spur. Es klingelt an der Tür.
Kirsty und Simon Bing sind Architektenfreunde von Richard. In unserem Alter, haben keine Kinder, aber eine erlesene graublaue Katze, die sich wie Rauch um das japanische Porzellan in ihrem Loft in Clerkenwell schlängelt. Wenn wir die Bings besuchen, verbringe ich viel Zeit damit zu kreischen, während Ben die freitragende Treppe ohne Geländer hochkrabbelt und mit funkelnden Augen in den Abgrund linst. Zwischen den Kinderlosen und uns, die wir mit Nachkommen beschwert sind, gibt es unausgesprochene Spannungen. Vor Emilys Geburt hatten wir mit Kirsty und Simon vor den Toren Sienas eine Villa gemietet, und unsere abkühlende Beziehung erwärmt sich gelegentlich wieder, wenn wir an diese Woche in der Sonne zurückdenken. Falls wir heutzutage überhaupt mal unter Leute gehen, dann neigen Rich und ich dazu, mit Leuten herumzuhängen, die Kinder haben. Weil sie begreifen. Die plötzliche Notwendigkeit,
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