World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Er musterte den Troll. „Aber ich weiß, was dein Herz dir sagt.“
Vol’jin seufzte traurig und nickte. „Wenn wir diesen Pfad beschreit’n, wird uns das nichts Gutes bring’n.“
„Sag mir, weißt du, wer dieser Malkorok ist?“
Der Troll schnaubte. „Ein Schwarzfels. Man sagt, er kann das Sonn’nlicht in Durotar noch immer nich’ aussteh’n, weil er so lang im Berg Schwarzfels gelebt und Rend gedient hat.“
„Dachte ich mir schon“, brummte Baine.
„Er hat sich von Rend losgesagt und um Vergebung für seine früher’n Verbrech’n gebet’n. Garrosh hat ihn in seine Reih’n aufgenomm’n, und er bietet jedem dasselbe an, der schwört, ihn mit seinem Leb’n zu schütz’n. Tja, und jetzt hat er dies’n hübsch’n, groß’n Hund mit den scharf’n Zähn’n, der ihn bewacht.“
„Aber – wie kann man so jemandem vertrauen?“
Vol’jin lachte kurz. „Es gibt Leute, die würd’n sag’n: Wie kann man einem Grimmtotem vertrau’n? Und doch lässt du die, die dir Treue schwör’n, in Donnerfels leb’n.“
Baine zog die Brauen zusammen. Er musste an Tarakor denken, einen schwarzen Bullen, der unter Magatha gedient hatte. Er hatte den Angriff gegen Baine geführt, später aber für sich und seine Familie um Vergebung gebeten. Baine hatte ihm verziehen und es nie bereut, ebenso wenig wie bei den anderen, denen er diese Gnade erwiesen hatte. Doch irgendwie war ein Grimmtotem nicht das Gleiche wie ein Schwarzfelsorc für ihn.
„Vielleicht sind es nur Vorurteile“, meinte er. „Ich habe eine höhere Meinung von Tauren als von Orcs.“
„In letzter Zeit“, flüsterte Vol’jin, nachdem er sich versichert hatte, dass niemand sie belauschte, „hab’ ich das auch.“
Garrosh wartete draußen, damit diejenigen, die diese Gelegenheit nutzen wollten, ihm die Treue zu schwören, dies ohne unnötige Umstände tun konnten. Jetzt gerade kniete ein weiblicher Goblin vor ihm und plapperte irgendetwas vor sich hin, da sagte Malkorok plötzlich: „Da ist er.“
„Bring ihn her!“
Er unterbrach die Goblinfrau, tätschelte ihren Kopf und erklärte: „Ich akzeptiere deinen Eid.“ Dann schob er sie mit seinem Fuß aus dem Weg, als Malkorok zurückkam, neben sich den Anführer der Blutelfen. Lor’themar neigte in einer Geste des Respekts das bleiche, blonde Haupt.
„Ihr wolltet mich sprechen, Kriegshäuptling?“
„Ja, das wollte ich“, brummte Garrosh, während er den Blutelfen ein paar Schritte von den anderen fortführte, sodass sie sich unter vier Augen unterhalten konnten. Malkorok stellte sich vor sie und verschränkte die mächtigen grauen Arme vor der Brust, um dafür zu sorgen, dass niemand sie störte. „Von all den Anführern, mit Ausnahme allenfalls von Gallywix – der mich aber nur unterstützt, weil er einen Profit wittert –, bist du der einzige, der seinen Kriegshäuptling nicht anzweifelt. Nicht einmal, wenn Sylvanas versucht, an dein Mitgefühl zu appellieren. Ich weiß das zu schätzen, Elf. Du sollst wissen, dass deine Loyalität zur Kenntnis genommen wird.“
„Die Horde hat mein Volk aufgenommen und unterstützt, als sonst niemand uns helfen wollte“, entgegnete Lor’themar. „Das werde ich nicht vergessen. Und darum gilt meine Loyalität – und die meiner Leute – ganz und gar der Horde.“
Unruhe breitete sich in Garrosh aus, als ihm auffiel, wie der Blutelf die Betonung auf das letzte Wort legte. „Ich bin der Kriegshäuptling der Horde, Lor’themar. Und als solcher bin ich die Horde.“
„Ihr seid der Kriegshäuptling“, bestätigte Lor’themar bereitwillig. „Ist das alles, was Ihr von mir wolltet? Meine Leute warten ungeduldig darauf, nach Hause zurückzukehren und die Vorbereitungen für den Krieg zu treffen.“
„Gewiss“, sagte Garrosh. „Du darfst gehen.“
Der Blutelf hatte nichts Aufwieglerisches gesagt, dennoch wollte Garroshs Nervosität nicht weichen, als er dem Meer aus Rot und Gold nachblickte, das in Richtung der Tore von Orgrimmar verschwand.
„Den sollten wir im Auge behalten“, meinte er, an Malkorok gewandt.
„Wir sollten sie alle im Auge behalten“, erwiderte der Schwarzfelsorc.
3. KAPITEL
„Ich erinnere mich noch an diesen schmutzigen Mantel“, sagte das Bild von Prinz Anduin Wrynn mit einem Grinsen.
Lady Jaina Prachtmeer erwiderte das Lächeln. Sie und ihr „Neffe“, die einander zwar nicht durch Blut, aber durch eine tiefe Zuneigung verbunden waren, unterhielten sich mittels eines verzauberten Spiegels,
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