World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Situation.“
Für gewöhnlich war sie ebenso idealistisch wie pragmatisch. Arthas hatte sie seinerzeit als „praktisch denkend“ bezeichnet, und genau diese Kombination war es, die sie zu einer so talentierten Magierin machte. Ihr neugieriger Geist kreiste so lange methodisch um ein Problem, bis sie die Lösung fand, und diese Einstellung erwies ihr auch bei ihren diplomatischen Pflichten gute Dienste. Während sie sich nämlich einerseits Gedanken über den Ausgang ihrer Arbeit machte, arbeitete sie gleichzeitig beharrlich auf ihr Ziel hin, mit Betonung auf arbeiten . Es war nicht ihre Art, einfach mit dem Fuß aufzustampfen und so quengelnde Fragen zu stellen wie Warum können wir nur nichts finden?
„Der Erzmagier hat recht“, meinte Kalecgos. „Wir stehen alle unter einem großen Druck. Vielleicht sollten wir eine kurze Pause einlegen.“
„Wir haben schon fürs Mittagessen eine Pause gemacht“, entgegnete Kinndy.
„Aber das war vor vier Stunden“, erinnerte Kalec sie. „Seitdem haben wir uns nicht mehr gestreckt oder uns bewegt oder sonst irgendetwas getan, außer in Bücher zu starren. Vielleicht sind unsere Sinne inzwischen schon so abgestumpft, dass wir es nicht einmal registrieren würden, wenn wir auf einen nützlichen Hinweis stießen.“
Jaina rieb sich die schmerzenden Augen. „Ich entschuldige mich noch einmal. Ich glaube, Kalec könnte gerade den Grund dafür beschrieben haben, warum wir noch nicht fündig geworden sind.“ Sie sprach ganz betont, um den anderen zu zeigen, dass sie wusste, wie sie eben geklungen hatte.
„Ich glaube nicht, dass …“, begann Kinndy.
„Du bist jung“, sagte Tervosh. „Du brauchst keine Pausen. Wir alten Leute hingegen müssen uns hin und wieder ausruhen. Falls du also weiter diese Dokumente durchforsten möchtest, nur zu, aber ich werde jetzt ein wenig im Garten arbeiten. Da gibt es noch ein paar Kräuter, die gepflückt werden wollen.“
Er erhob sich, und als er mit der Hand gegen sein Kreuz drückte, erklang ein deutliches Knacken. Jaina wusste, dass auch ihre Knochen knirschen würden, wenn sie nach den endlosen Stunden des Sitzens aufstand. Sie und Tervosh waren keine „alten Leute“, wie er scherzhaft gesagt hatte, aber die scheinbar unermüdliche Energie der Jugend, die sie durch die schwierigen Zeiten der Seuche und des Krieges mit den Dämonen getragen hatte, schien sie nun, da sie die Dreißig erreicht hatte, verlassen zu haben.
„Möchtet Ihr mich vielleicht ein wenig herumführen?“ Kalecs Frage schnitt in ihre Gedanken.
Sie blinzelte. „Oh! Ja, natürlich!“ Sie erhob sich und versuchte, ihre Scham darüber zu verbergen, dass man sie beim Tagträumen ertappt hatte. „Ich bin sehr stolz auf die Ordnung und die Harmonie, die hier in Theramore herrschen. Der Kataklysmus hat die Stadt zwar beschädigt, aber wir haben sie entschlossen wiederaufgebaut.“
Sie stiegen die lange, geschwungene Treppe von Jainas Turm hinab und traten dann in einen überraschend sonnigen Tag hinaus. Lady Prachtmeer nickte erst den Wachen zu, die zackig vor ihr salutierten, und dann Leutnant Aden, der auf seinem Pferd saß. Kalecgos blickte sich mit offenem Interesse um.
„Dort drüben liegt die Wehrzitadelle“, erklärte Jaina. Als sie weitergingen, sahen sie rechts von sich einen Übungsplatz, auf dem die Wachen von Theramore gegen Attrappen „kämpften“, und das dumpfe Geräusch, mit dem ihre Schwerter gegen das Holz stießen, begleitete die beiden kurze Zeit, bevor das Klirren von Stahl gegen Stahl, das von links herbeischallte, es übertönte. Dort trainierten die jungen Rekruten an der frischen Luft, während ihre Kommandanten ihnen Befehle zubrüllten und Priester sie aufmerksam beäugten, dazu bereit, vom Heiligen Licht zu zehren, um jeden zu heilen, der sich verletzte.
„Das ist ziemlich … martialisch“, kommentierte Kalec.
„Auf einer Seite der Stadt befindet sich der Zugang zu einem äußerst gefährlichen Sumpf, und auf der anderen liegt das Meer“, sagte Jaina. Sie setzten ihren Spaziergang fort, und die übenden Soldaten verschwanden außer Sicht, als sie ein Gasthaus passierten. „Es gibt viel, wogegen wir uns verteidigen müssen.“
„Ihr sprecht sicher von der Horde.“
Sie warf ihm einen bedeutsamen Blick zu. „Wir sind zwar die größte militärische Macht der Allianz auf diesem Kontinent, aber, um ehrlich zu sein, wir machen uns mehr Sorgen um wilde Tiere und verschiedene zwielichtige Gestalten.“
Kalec hob die
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