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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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setzten die F-117-Tarnkappenbomber bei der Invasion Panamas 1989 nicht aus Furcht vor der panamesischen Luftabwehr ein, sondern weil das Pentagon mit seiner neuen Waffe prahlen wollte. Die Invasion trug den Codenamen »Just Cause«, und im Pentagon scherzten viele, die Tarnkappenbomber kämen zu Einsatz, » just cause we could« – »einfach weil wir es können«.) Setzt man jedoch Cyberwaffen in einer Krise nur ein, um zu zeigen, wozu man in der Lage ist, hat man das Problem, dass viele hochentwickelte Cyberangriffstechniken nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt sind, ähnlich wie die Einmalverschlüsselung in der Kryptologie. Setzt man offensive Cyberwaffen ein, können sie vom Gegner entdeckt werden, der dann natürlich alles daransetzt, geeignete Abwehrmaßnahmen zu entwickeln.
    Wenn die USA mit ihren geheimen Cyberwaffen andere Angreifer nicht abschrecken können, ist es dann möglich, dass sich die USA selbst von der Bedrohung durch die Cyberwaffen anderer Länder abschrecken lassen? Anders ausgedrückt, schrecken wir heute aufgrund unserer Anfälligkeit für Cyberwaffen vor konventionellen Militäroperationen zurück? Wenn es wie in unserem Planspiel zu einer Krise im Südchinesischen Meer kommen sollte, habe ich so meine Zweifel, ob jemand im Situation Room zum Präsidenten sagen würde: »Es wäre besser, wenn Sie keine Flugzeugträger hinschicken, um China zum Einlenken im Streit um die Ölvorkommen zu bewegen. Denn wenn Sie die Marine hinschicken, Mister President, dann könnte China einen Cyberangriff auf uns starten und die Börse lahmlegen, dafür sorgen, dass unsere Verkehrsflugzeuge am Boden bleiben, die Züge nicht mehr fahren und unsere Städte wegen Stromausfalls im Dunkeln liegen. Wir haben derzeit nichts, was sie aufhalten könnte, Sir.«
    Jemand sollte das sagen, denn es stimmt natürlich. Aber würde es jemand aussprechen? Wahrscheinlich nicht. Der Generalstabschef der USA erfuhr erst vor knapp zwei Jahren, dass sein operatives Netzwerk bei einem Cyberangriff lahmgelegt werden könnte. Das Weiße Haus brachte es über ein Jahr lang nicht zuwege, einen »Cyber-Zar« zu ernennen. Das amerikanische Militär betrachtet Technologie als Ass im Ärmel, als etwas, das dafür sorgt, dass unsere Flugzeuge, Schiffe und Panzer besser funktionieren als alle anderen auf der Welt. Den meisten fällt die Vorstellung schwer, dass andere Nationen Technologie effektiv gegen uns einsetzen können, vor allem, wenn es sich bei dieser Technik nicht um einen Tarnkappenbomber, sondern um einen von einem Computerfreak entwickelten Programmcode handelt.
    Wir können daher andere Nationen nicht mit unseren Cyberwaffen abschrecken. Tatsächlich sind andere Staaten so wenig abgeschreckt, dass sie regelmäßig in unsere Computernetze eindringen. Ebenso wenig schrecken wir davor zurück, Maßnahmen zu ergreifen, die andere zu einem größeren Cyberangriff provozieren könnten. Die Abschreckung ist nur eine Möglichkeit, etwas, das wir im Denken möglicher Cyberangreifer hervorrufen könnten, falls (ein fettgedrucktes Falls) wir uns ernsthaft daranmachen, effektive Abwehrsysteme für unsere wichtigsten Netzwerke zu installieren. Da wir damit noch nicht einmal angefangen haben, spielt das Prinzip der Abschreckung, die Conditio sine qua non für die Verhinderung eines strategischen Atomkriegs, bei der Verhinderung eines Cyberkriegs heute keine bedeutende Rolle.
    2. Kein Erstschlag?
    Bei unserem Planspiel ist Ihnen wahrscheinlich das Konzept des Erstschlags aufgefallen. In Ermangelung einer anderen Strategie unternahm das Team, das die Rolle der USA spielte, den ersten Schritt im Cyberspace und verschickte eine beleidigende E-Mail im internen Mailsystem des chinesischen Militärs, außerdem veranlasste es einen Stromausfall, der eigentlich regional begrenzt bleiben sollte. Das strategische Ziel bestand darin, zu signalisieren, dass die USA die Krise sehr ernst nehmen und über einige Druckmittel verfügen. Das unmittelbare taktische Ziel des Cyber Command lautete, die Mobilmachung der chinesischen Landungsboote zu verlangsamen und Zeit für die US-Diplomaten zu gewinnen, damit diese China mit Gesprächen vom geplanten Vorhaben abbringen konnten.
    Im Kalten Krieg hatte die Sowjetunion vorgeschlagen, dass sich die USA und sie dazu verpflichten sollten, auf den Ersteinsatz von Nuklearwaffen zu verzichten. Die US-Regierung stimmte der Erklärung zum Verzicht auf einen Ersteinsatz nie zu; sie wollte sich die Option offenhalten,

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