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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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regierungsnahe Zeitschrift, »The Review« (1703–13), die als Vorlage für zahlreiche moralische Wochenschriften der Aufklärungszeit diente. In ihr fanden sich Artikel aus beinahe sämtlichen Lebensbereichen, die ihre Leserschaft auf unterhaltsame Weise belehren sollten. Überdies reiste Defoe im Auftrag der englischen Regierung nach Schottland, um dort für die Union der beiden Königreiche zu werben. Defoe wirkte während seiner Reise auch als Geheimagent und versorgte die Regierung in London mit Berichten über die Stimmungslage in Schottland im Vorfeld der Vereinigung Englands und Schottlands zum Königreich Großbritannien, die 1707 schließlich erfolgreich vollzogen und von Defoe 1709 in einer umfassenden Darstellung gewürdigt wurde.
    In den letzten Lebensjahren der Königin Anna verhedderte sich Defoe erneut in den Fallstricken der Ironie. Er beteiligte sich mit einer Reihe von Pamphleten an einer aufkeimenden Nachfolgedebatte, in der er vorgeblich Partei ergriff für die Nachkommen des vormaligen Stuart-Königs Jakob II., der 1689 in der so genannten Glorreichen Revolution von der politischen Opposition abgesetzt worden war. Abermals musste er bis zu seiner Begnadigung durch die Königin im Gefängnis einsitzen. Auch nach dem Tod Annas im Jahre 1714 und dem Thronwechsel zu Georg I. aus dem Haus Hannover blieb Defoe eine politisch zwielichtige, oftmals im Geheimen agierende Gestalt, die ihr publizistisches Geschick gleichzeitig für sich widerstreitende politische Parteiungen verwenden konnte.
    ›Robinson Crusoe hat den Kindern unglaubliche Dienste geleistet; es ist ihr Entzücken und ihr Evangelium.‹
    Johann Wolfgang Goethe
    ROBINSON CRUSOE
    Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums von Defoes 1719 veröffentlichtem Roman »Robinson Crusoe« schilderte die englische Schriftstellerin Virginia Woolf in einem Essay Erinnerungen an ihre Kindheit, als ihr und anderen Kindern das häufig vorgelesene Buch als gleichsam autorloses, anonymes Erzeugnis erschienen sei, das unmittelbar dem Volk entstammte. Sie hätten sich Defoe gegenüber in einer ähnlichen Lage empfunden wie die Griechen gegenüber Homer: »Nie kam uns der Gedanke, es existiere eine Person wie Defoe, und zu erfahren, ›Robinson Crusoe‹ sei das Werk eines Mannes mit einer Feder in der Hand, hätte uns entweder peinlich verwirrt oder überhaupt nichts gesagt«. Bei aller Wertschätzung, die Virginia Woolf für Defoes ersten Roman empfand, bedauerte sie in ihrem Essay nachdrücklich die geringe Bekanntheit seiner anderen Romane, die fast ausnahmslos in den nur vier Jahren zwischen 1720 bis 1724 publiziert wurden. Besonders die beiden Werke »Moll Flanders« und »Roxana« verdienten es – so Virginia Woolf –, »zu den wenigen englischen Romanen« gerechnet zu werden, »die wir unstreitig groß nennen können«.
    DER ENGLISCHE ROMAN DES FRÜHEN 18. JAHRHUNDERTS
    Während der ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts erreichten die englische Prosa und die Versdichtung – vor allem Alexander Popes – ein in dieser Breite vorher nicht gekanntes Niveau. Spätestens seit der Mitte des Jahrhunderts erschienen jene Romane, die den Ruhm der Engländer auf diesem Gebiet begründeten: 1740 Samuel Richardsons Briefroman »Pamela«, 1749 Henry Fieldings Erziehungsroman »Tom Jones«, und 1760–67 Laurence Sternes »Tristram Shandy«, in dem der Realismus der Vorgänger bereits wieder infrage gestellt wird.
    Auch einige der früheren Versuche, im Unterschied zur »Romance« erfahrbare Wirklichkeit in einer »Novel« darzustellen, sind bis heute lesenswert, vor allem Daniel Defoes »Robinson Crusoe« (1719). In all diesen Spielarten des Romans wird die Absicht der Autoren deutlich, »life in its true state«, das Leben in seiner wahren Gestalt darzustellen, wie Samuel Johnson es formulierte.
    Diese Blüte des englischen Romans ist ohne den Höhenflug essayistischer und journalistischer Texte nach der Aufhebung der Zensur (1695) nicht denkbar. Oft genug boten zahlreiche Periodika einer immer größer werdenden Leserschaft großartige literarische Kleinkunst: vor allem Daniel Defoes »The Review« (1703–13), Richard Steeles »The Tatler« (1709–11), Joseph Addisons (und Steeles) »The Spectator« (1711–12).
    Doch selbst »Robinson Crusoe« dürfte das Schicksal etlicher Klassiker der Weltliteratur teilen, die in ihren Grundzügen zwar allgemein bekannt und über die Maßen beliebt sind, aber nur sehr vereinzelt zur Gänze gelesen werden. Denn Defoes

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