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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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absolutistischer Macht regierenden König richtet. Weitere Werke dieser Schaffensperiode, wie die von pantheistischem Gedankengut geprägte theoretische Schrift »Philosophische Briefe« (1786) sowie die Erzählungen »Der Verbrecher aus verlorener Ehre« (1787) und »Der Geisterseher« (1787/89) erschienen in der von Schiller selbst herausgegebenen Zeitschrift »Thalia«.
    CHARLOTTE VON LENGEFELD
    1787 zog es Schiller in das intellektuell anregende Weimar, wo er in Abwesenheit Goethes, der damals in Italien weilte, Herder und Wieland traf und sich intensiv mit historischen Studien beschäftigte. Ein erstes Ergebnis war 1788 die »Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung«, was ausschlaggebend dafür war, dass Schiller – allerdings unbesoldet – Professor für Geschichte in Jena wurde, wo er sich niederließ und am 26. Mai 1789 vor einer begeisterten Zuhörerschaft seine Antrittsvorlesung mit dem Titel »Was ist und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?« hielt. Neben den mühsamen historischen Studien, die schließlich die dreibändige »Geschichte des Dreißigjährigen Krieges« (1790–92) hervorbrachten, und trotz angeschlagener Gesundheit verfasste Schiller große philosophische Gedichte wie »Die Götter Griechenlands« (1788) und »Die Künstler« (1789);außerdem betätigte er sich aus Geldmangel als Herausgeber von Geschichtswerken und Verfasser von Vorreden, unter anderem zu den vier Bänden der »Merkwürdigen Rechtsfälle«, einer Sammlung juristischer Fallgeschichten, die der Advokat Francis Gayot de Pitaval von 1734 bis 1743 zusammengestellt hatte. Im Februar 1790 heiratete Schiller Charlotte von Lengefeld, nachdem ihm Herzog Karl August von Sachsen-Weimar ein Ehrengehalt von 200 Talern jährlich ausgesetzt hatte. Schiller, der Charlotte bereits drei Jahre zuvor kennen gelernt hatte, führte bis zu seinem Tod eine glückliche, mit Kindern gesegnete Ehe. Ein einschneidendes Erlebnis war 1791 eine lebensgefährliche Erkrankung – vermutlich handelte es sich um eine Lungen- und Bauchfellentzündung –, von der er sich nie mehr ganz erholte. In den folgenden fünf Jahren rückten allerdings die drückenden materiellen Nöte in den Hintergrund, denn Friedrich Christian II., Herzog von Schleswig-Holstein-Augustenburg, und sein Minister Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann stifteten ihm ein großzügiges Ehrengehalt. Schiller beschäftigte sich mit antiker Dichtung und begann ab 1791, sich intensiv mit der zeitgenössischen Philosophie auseinander zu setzen – vor allem mit der damals revolutionären kritischen Transzendentalphilosophie des Königsberger Professors Immanuel Kant, unter deren starkem Einfluss er seine eigene Anthropologie, Ethik und Ästhetik entwarf und in höchst anspruchsvollen Aufsätzen festhielt.
    DER BUND MIT GOETHE
    Im Jahr 1794 begann die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Schiller und Johann Wolfgang von Goethe, Höhepunkt des »klassischen Jahrzehnts« der deutschen Literatur. Beide hatten seit Jahren aufmerksam das Schaffen des jeweils anderen verfolgt und auch kommentiert – anfänglich nicht nur wohlwollend. Das Trauerspiel »Egmont« rezensierte Schiller 1788 nicht übermäßig freundlich und Freunden gegenüber hatte er sich sogar abfällig über Goethes Charakter geäußert. Goethe hingegen missbilligte die »ethischen und theatralischen Paradoxe« des Jüngeren, womit die frühen Dramen gemeint waren. »An keine Vereinigung war zu denken«, schrieb Goethe lange nach Schillers Tod in seinem kleinen Aufsatz »Erste Bekanntschaft mit Schiller«. Immerhin hatte Goethe als Weimarer Theaterleiter zu Beginn der 1790er-Jahre einige Werke Schillers aufführen lassen und sich zuvor auch für dessen Ernennung zum Professor ausgesprochen.
    Ein persönliches Treffen, zu dem es bei einer Versammlung der Naturforschenden Gesellschaft in Jena im Juni 1794 kam, führte schließlich zu einer intensiven geistigen Auseinandersetzung um Goethes gedankliches Konzept der »Urpflanze«, die dieser selbst als »Anschauung«, Schiller als Kant-Schüler hingegen als »Idee« bezeichnete. Da die zwei Männer offenbar trotz ihrer unterschiedlichen Meinungen voneinander beeindruckt waren, sagte Goethe die Mitarbeit an der geplanten ästhetischphilosophischen Zeitschrift »Die Horen« zu. Damit begann der einzigartige »Briefwechsel« zwischen den beiden großen Dichtern in den Jahren 1794 bis 1805, den Goethe 1828/29 persönlich herausgab.

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