Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Trilogie war schon bei der Uraufführung 1798/99 ein großer Bühnenerfolg und gehört seitdem zu den meistgespielten Stücken Schillers.
Auch für die nachfolgenden Dramen holte sich Schiller seine Stoffe aus der Geschichte; allerdings sind darin die Charaktere der Hauptgestalten mehr an ihrer poetisch-dramatischen Funktion als an der historischen Wirklichkeit orientiert. Das 1800 uraufgeführte Drama »Maria Stuart«, ein Stoff englisch-schottischer Geschichte, wird zur streng gebauten Tragödie mit dem Höhepunkt der von Schiller erfundenen Begegnung Marias und ihrer Widersacherin Elisabeth I. in der Mitte des Stücks. Der tragische Ausgang steht von Anfang an fest, wird aber durch die Handlung immer wieder scheinbar infrage gestellt. In der romantischen Tragödie »Die Jungfrau von Orléans«, die im Jahr 1801 uraufgeführt wurde, geht Schiller noch freier mit den historischen Hintergründen um. Als König Karl VI. im scheinbar aussichtslosen Kampf gegen die Engländer kurz vor der Kapitulation steht, erscheint dem Bauernmädchen Johanna die Mutter Gottes und mit göttlicher Unterstützung führt sie die französischen Truppen zu einem großen Sieg. Die Hilfe des Himmels ist jedoch abhängig davon, dass Johanna sich ganz in den Dienst der Sache stellt und sich allen menschlichen Anwandlungen widersetzt. Johannas tragischer Konflikt entwickelt sich aus ihrer Liebe zu dem Engländer Lionel, den sie, obwohl er zur feindlichen Seite gehört, nicht zu töten vermag; deshalb verliert sie die göttliche Gunst und stirbt auf dem Schlachtfeld. Bei der Uraufführung war die Tragödie ein ungeheurer Erfolg.
DAS »BALLADENJAHR«
Schiller hat das Jahr 1797 als das »Balladenjahr« bezeichnet. In der Tat gelangen ihm und Goethe – beide von dem Wunsch beseelt, »große und würdige Kunstwerke« zu schaffen und sich darin gegenseitig zu übertreffen – in diesem Jahr einige Balladen, die als Höhepunkte der Lyrik der Weimarer Klassik aus keiner Anthologie deutscher Gedichte wegzudenken sind. So schrieb Goethe »Die Braut von Korinth«, »Der Gott und die Bajadere« und »Der Zauberlehrling«, in denen er im Gegensatz zu seinen früheren natur-magischen Balladen wie dem »Erlkönig« die Handlung einer sittlichen Idee unterordnete, was den Einfluss seines Weggefährten Schiller verrät. Schiller schrieb in diesem Jahr unter anderem »Der Taucher«, »Der Ring des Polykrates«, »Die Kraniche des Ibikus« und »Die Bürgschaft«. Während für Goethe die Ballade zugleich dramatisch, lyrisch und episch sein muss, liegt den Balladen Schillers die Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Schicksal beziehungsweise Notwendigkeit zugrunde. Immer geht es ihm um das Außergewöhnliche, das die Grenzen des Menschen zu sprengen droht, um Hybris, die bestraft wird, oder, wie in der »Bürgschaft«, um die Bereitschaft, für ein moralisches Gebot sogar das Leben einzusetzen.
Das letzte vollendete Geschichtsdrama aus der Feder Schillers ist der »Wilhelm Tell«, der 1804 zum ersten Mal aufgeführt wurde. Die Anregung zu diesem Stoff gab Goethe, der die historischen Stätten in der Schweiz bereist und ein Versepos geplant hatte. Schillers dramatische Bearbeitung des erfolgreichen historischen Kampfes der Schweizer gegen Habsburg, deren nicht tragischer Ausgang utopische Züge aufweist, erlangte insbesondere in den Jahren der napoleonischen Besetzung Deutschlands den Status eines Nationaldramas und genießt auch in der Schweiz höchste Popularität.
Unterbrochen wurde die Reihe der großen Geschichtsdramen durch »Die Braut von Messina« oder »Die feindlichen Brüder«, das im Jahr 1803 uraufgeführt wurde. Das »Trauerspiel mit Chören« orientiert sich im Aufbau, im Einbeziehen eines Chores und in der Schlusskatastrophe an der antiken Tragödie. Das Stück um Schuld und Schicksal fand bei den Zeitgenossen wenig Widerhall und wird auch heute selten gespielt. Eine letzte Arbeit, der »Demetrius«, blieb ein Fragment. Nachdem Schillers chronisches Leiden in den ersten Maitagen 1805 in eine akute Lungenentzündung übergegangen war, starb er, erst 45-jährig, am 9. Mai. Im Jahr 1827 wurden seine Gebeine auf Wunsch des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar vom Friedhof der St.-Jakobs-Kirche in die Weimarer Fürstengruft überführt.
DER DICHTER DER FREIHEIT UND SEINE WIRKUNG
Der Konflikt von Natur und Freiheit, Trieb und Geist hatte schon in Schillers jungen Jahren sein philosophisches Denken beherrscht. Leidenschaftlich verfocht
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