Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Aus der Korrespondenz entwickelte sich eine tiefe Freundschaft mit wechselseitigen Besuchen und Anteilnahme am familiären Leben.
Die Briefe selbst sind ein bedeutendes Dokument der gegenseitigen Anregung zweier überragender Persönlichkeiten, die sich trotz oder wohl gerade wegen ihrer Gegensätze und unterschiedlichen künstlerischen Auffassungen und Methoden in ihrem Schaffen befruchteten – Schiller als derjenige, der das Allgemeine im Einzelfall gestaltete, während Goethe vom Einzelfall ausging. Wichtigstes übergreifendes Thema der Briefe ist die Formulierung einer Kunsttheorie, deren Ziel die Aneignung und Fortbildung der ethischen und ästhetischen Werte der Antike war. Die Zusammenarbeit erstreckte sich auch auf die konkreten literarischen Pläne: So redigierte und veröffentlichte Schiller Goethes Roman »Wilhelm Meisters Lehrjahre«, regte den Freund zur Weiterarbeit am »Faust« an und verhalf dessen »Egmont« in seiner eigenen Bearbeitung zu einem Bühnenerfolg, während Goethe lebhaften Anteil an Schillers »Wallenstein«-Trilogie nahm und sie 1798/99 auf der Weimarer Bühne erfolgreich inszenierte. Neben den »Horen» betreute Schiller von 1795 bis 1799 die jährlich erscheinenden »Musenalmanache«, Anthologien mit vorwiegend lyrischen Dichtungen. Für diese Almanache wurde Schiller wieder verstärkt dichterisch tätig und verfasste Gedichte wie »Das Ideal und das Leben« (1795), »Das verschleierte Bild zu Sais« (1795), »Würde der Frauen« (1796), »Die Klage der Ceres« (1797) und »Das Lied von der Glocke« (1799).
Insbesondere der »Musenalmanach für das Jahr 1797« erregte aufgrund der gemeinsam von Goethe und Schiller verfassten »Xenien« das zeitgenössische Publikum. Die Xenien waren Epigramme, die in Form von Distichen, die sich aus jeweils einem Hexameter und einem Pentameter zusammensetzten, ohne die namentliche Nennung des jeweiligen Autors teils wohlwollend, in den meisten Fällen jedoch scharf satirisch das deutsche Geistesleben kommentierten. Natürlich ließen die Reaktionen in Form heftiger Repliken nicht auf sich warten. Nach diesem landesweit ausgetragenen »Xenienstreit« gaben sich die beiden Dichter im so genannten Balladenjahr 1797 umgänglicher.
DIE WEIMARER KLASSIK
Vom Ende des 18. bis ins beginnende 19. Jahrhundert erstreckt sich die klassische Periode der deutschen Literatur. Ihr geistiges Zentrum war Weimar. Sowohl als Dichter wie auch als Kunsttheoretiker waren Goethe und Schiller ihre bedeutendsten Köpfe, daneben spielten Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder, zeitweilig auch Wilhelm von Humboldt, Heinrich von Kleist und Jean Paul eine wichtige Rolle. Die Weimarer Klassik entwickelte in produktiver Auseinandersetzung mit den geschichtlichen Ereignissen der Zeit, den Philosophien Immanuel Kants, Johann Gottlieb Fichtes und Friedrich Schellings, dem spätaufklärerischen und revolutionär-demokratischen Schrifttum sowie der deutschen Frühromantik eine eigenständige Welt- und Kunstanschauung. Aus dieser gingen bedeutende literarische Werke wie Schillers »Lied von der Glocke« hervor. Aber auch Geschichtsdramen »Wallenstein«, »Maria Stuart«, »Die Jungfrau von Orléans« und »Wilhelm Tell« entstanden in dieser äußerst fruchtbaren Epoche.
DIE GROSSEN DRAMEN
1799 zog Schiller, der seine Lehrtätigkeit wegen seiner gesundheitlichen Probleme bereits 1791 aufgegeben hatte, endgültig nach Weimar. 1802 bezog er dort ein eigenes Haus, im selben Jahr erhielt er auch den Adelstitel. Er wollte Goethe, den er fast täglich traf, und insbesondere dem Theater, das dieser erfolgreich leitete, näher sein und erhoffte sich von der Anschauung der praktischen Theaterarbeit Anregung und Unterstützung für seine Pläne. Trotz einer erneuten schweren Erkrankung im Jahr 1800, von der er sich nicht mehr erholen sollte, schrieb Schiller unermüdlich und vollendete neben Übersetzungen und Bühnenbearbeitungen wie Shakespeares »Macbeth«, Gozzis »Turandot« oder Racines »Phèdre« beinahe jährlich ein neues Drama.
Begonnen wurde die Reihe der großen klassischen Versdramen mit »Wallenstein« (»Wallensteins Lager«, »Die Piccolomini« und »Wallensteins Tod«). Die realistisch gezeichnete Gestalt des Feldherrn aus dem Dreißigjährigen Krieg erscheint in einem großen historischen Panorama, in dem sich das Zusammenspiel von persönlichem Machtstreben und Verantwortung, Entscheidungsfreiheit und dem Zwang historischer Umstände entfaltet. Die
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