Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Dieses Märchen ist Hoffmanns poetisch-philosophisches Vermächtnis. Erhebung zur Ironie und Freiheit – so lautet die Quintessenz seines Werks.
»HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN«
Als Schriftsteller, Komponist, Zeichner und Person übte E. T. A. Hoffmann einen so großen Einfluss auf das kulturelle Leben aus, dass sein Werk auch von anderen Künstlern adaptiert wurde. So schufen Jules Barbier und Michel Carré 1851 ein Drama, in dessen Mittelpunkt der Autor steht. Jacques Offenbach griff in seiner fantastischen Oper »Hoffmanns Erzählungen« auf dieses gleichnamige Theaterstück zurück.
Die Rahmenhandlung zeigt den Dichter Hoffmann, der in Lutters Weinkeller auf seine Geliebte, die gefeierte Sängerin Stella, wartet. Im Rausch des Punsches und gedrängt von den anwesenden Studenten gedenkt Hoffmann seiner vergangenen Liebschaften: In drei grotesk-unheimlichen Bildern erscheinen die für ihn menschliche, jedoch mechanische Puppe Olympia, seine kranke Verlobte Antonia, die sich durch die Schuld des dämonischen Doktors Mirakel zu Tode singt, und die verführerische Kurtisane Giulietta. Als Stella auftaucht, ist Hoffmann zu keinem Gespräch mehr fähig und bleibt allein zurück.
HEINRICH VON KLEIST
DAS LEBEN ALS TRAGÖDIE
Der geniale Dramatiker, dem seinen Worten zufolge »auf Erden nicht zu helfen war«, vereinigte in sich glühende Fantasie, musikalisches Sprachgenie und eine ins Übermaß gesteigerte Sensibilität, die schließlich zu seinem Freitod führte. Was Goethe als »krankhaft« an dem Schöpfer des »Zerbrochenen Krugs« und des »Michael Kohlhaas« verurteilte, die Steigerung des subjektiven Gefühls zur höchsten Instanz, schätzt man heute als avantgardistischen Zug.
18. 10. 1777
Geburt (nach eigener Angabe 10. 10.) in Frankfurt (Oder)
1794
Teilnahme am Rheinfeldzug
1801
Lebenskrise (»Kantkrise«)
1808
»Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe«
1811
»Der zerbrochne Krug«
21. 11. 1811
Selbstmord am Kleinen Wannsee
Von Heinrich von Kleist gibt es zwar einige bildliche Darstellungen, angefangen von einer sehr früh angefertigten Miniatur, die ihn mit einem oberflächlichen Lächeln zeigt, und endend mit einer im 20. Jahrhundert in Düsseldorf entdeckten Totenmaske, die manche für die des Dichters halten. Doch bis auf das Jugendbildchen, das echt sein könnte, sind sie vermutlich alle nicht authentisch. Wie Kleist, einer der bedeutendsten Literaten, den Deutschland hervorgebracht hat, wirklich aussah, verliert sich demnach im Schatten von Möglichkeiten, Andeutungen und ungenauen Beschreibungen.
EIN SCHATTENBILD
Heinrich von Kleist hatte, wie man weiß, Hemmungen beim Sprechen, erst recht beim Vorlesen seiner Arbeiten und geriet dabei leicht ins Stottern. Sein Dichterkollege Achim von Arnim schrieb über ihn: »Eine sehr eigentümliche, ein wenig verdrehte Natur … Er ist der unbefangenste, fast zynische Mensch, der mir lange begegnet, hat eine gewisse Unbestimmtheit in der Rede, die … in seinen Arbeiten durch stetes Ausstreichen und Abändern sich äußert. Er lebt sehr wunderlich, oft ganze Tage im Bette, um da ungestörter bei der Tabakspfeife arbeiten zu können.« Die gefährliche Tiefe von Kleists gequältem Wesen loten solche Sätze freilich nicht aus. Zweifellos hat der Dichter selbst das meiste dazu beigetragen, dass hinter dem Schattengebilde aus Scheu und Irritierbarkeit seine Natur nicht präzise zu bestimmen, allenfalls zu erahnen blieb. Gewiss, es gibt Annäherungsmöglichkeiten an das Rätsel Kleist, aber sie münden letztlich doch immer wieder ins Doppeldeutige – vor allem, wenn man sein Leben vom dramatischen Ende, vom Selbstmord her, dem die Tötung einer geliebten Frau vorausging, betrachtet.
DAS SPIEL MIT LEBENSPLÄNEN
Bernd Wilhelm Heinrich von Kleist, wie der Dichter mit vollständigem Namen hieß, wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren. Die Vorfahren stammten aus Pommern und waren ursprünglich slawischer Herkunft. Im Lauf der Zeit stellten die Kleists, standesbewusst und zielorientiert, eine der größten Offizierssippen Preußens. Heinrichs Familie war selbstbewusst, jedoch finanziell nicht allzu gut gestellt, der häusliche Ton war preußisch-starr und lutherisch-streng. Schon früh, 1788, verlor er den Vater, den pensionierten Major Joachim Friedrich von Kleist. Die Mutter, die zweite Frau dieses Militärs, Juliane von Pannwitz, starb fünf Jahre darauf. Später verlor Kleist so gut wie kein Wort mehr über die beiden. Von den
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