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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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gesellig, klug und schön.
    Ab 1801 besuchten die beiden Brüder Joseph und Wilhelm das katholische Gymnasium in Breslau und wohnten im St.-Josephs-Konvikt. Nach dem Schulabschluss im Jahr 1804 blieben sie unter der Leitung von Hofmeister Heinke ein weiteres Jahr in Breslau zur Vorbereitung auf das Universitätsstudium. Nur den Musikunterricht und das Schultheater erwähnte Eichendorff später lobend; religiöse Anstöße empfing er trotz der katholisch geprägten Umgebung während dieser Zeit offenbar nicht. Umso mehr Anregungen erhielt er außerhalb der Schule bei den zahlreichen Theaterbesuchen, bei denen er beispielsweise Dramen von Lessing, Goethe, Schiller, Iffland und Kotzebue sowie Opern von Gluck und Mozart kennen lernte. Eichendorffs Gedichte aus seiner Schulzeit sind größtenteils erhalten geblieben; als erstes veröffentlichtes Gedicht erschien im Jahr 1803 die mit seinem Bruder gemeinsam verfasste Totenklage »Am frühen Grabe unseres Bruders Gustav«.
    STUDIUM IN HALLE UND HEIDELBERG
    Im Frühjahr 1805 begannen die Brüder Eichendorff ihr Studium an der Universität in Halle/Saale, damals eine der bedeutendsten Universitäten Europas. Neben Veranstaltungen in Rechtswissenschaften besuchten sie Vorlesungen in klassischer Philologie und Philosophie; so begegneten sie dem klassischen Philologen Friedrich August Wolf, waren aber besonders von dem Naturphilosophen Henrik Steffens beeindruckt. Daneben besuchten sie oft die Sommeraufführungen des Weimarer Theaters im nahe gelegenen Bad Lauchstädt, wo die Dramen der Weimarer Klassiker Goethe und Schiller, teils in Anwesenheit des Ersteren, aufgeführt wurden. Eichendorff entdeckte die Werke der Frühromantiker Novalis und Ludwig Tieck sowie von Jean Paul für sich. Im Herbst 1805 durchwanderten die Brüder den Harz und reisten weiter über Hamburg und Lübeck bis ans Meer bei Travemünde. Es war merkwürdigerweise die einzige große Wanderung im Leben Eichendorffs, in dessen Werk das lustige Wandern so oft als Bild der ewigen Jugend vorkommt.
    Eine Unterbrechung des Studiums brachte die Schließung der Universität Halle im Zuge der Napoleonischen Kriege im Herbst 1806 mit sich. Im Frühjahr 1807 setzten die Brüder ihr Studium in Heidelberg fort. Sie hörten Vorlesungen bei dem Juristen Anton Friedrich Justus Thibaut, bei Johann Heinrich Voß, dem klassizistischen Schriftsteller und Gegner der Romantiker, und bei Joseph von Görres, dem Privatdozenten für Naturphilosophie und späteren Publizisten der Befreiungskriege.
    Zunächst war Eichendorff auch von dem Dichter Otto Heinrich Graf von Loeben stark beeinflusst, der damals Novalis nacheiferte und seine sentimental-romantischen Gedichte unter dem Pseudonym Isidorus Orientalis veröffentlichte. Der nur zwei Jahre ältere Loeben sorgte für die Erstdrucke von Eichendorffs Gedichten unter dessen Pseudonym »Florens« und machte ihn später mit mehreren Berühmtheiten bekannt. Eichendorff verabschiedete sich um 1810 von Loebens mystisch-eklektischer Poesie und verspottete den sich priesterlich gebärdenden Dichter in seinem Erstlingsroman »Ahnung und Gegenwart«, blieb aber mit ihm trotzdem noch mehrere Jahre freundschaftlich verbunden. Ferner begegnete er den Werken der beiden Romantiker Clemens Brentano und Achim von Arnim, die in dieser Zeit in Heidelberg die Volksliedsammlung »Des Knaben Wunderhorn« herausbrachten.
    EIN HERZ UND EINE SEELE
    Eichendorff verbrachte seine Kindheit und Jugend gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Wilhelm; die beiden waren geradezu ein Herz und eine Seele. Die katholischen Eltern ließen ihren beiden Söhnen eine verhältnismäßig freie Erziehung zuteil werden und sie in einer geselligen und großherzigen Umgebung heranwachsen. Dagegen hatten sie aber eher wenig Verständnis für die erwachenden poetischen und musikalischen Neigungen der beiden Jungen. Ab 1793 war der katholische Priester Bernhard Heinke für ihre Bildung und Erziehung zuständig. Der ab 1797 in Ratibor ansässige Ortskaplan Paul Ciupke wurde ihr engster Vertrauter. Stärker als der Katholizismus scheinen Eichendorff die Festlichkeiten der Familie geprägt zu haben, wie aus seinem ab 1800 regelmäßig geführten Tagebuch hervorgeht.
    An das einjährige Studium ohne Examen schloss sich im Frühjahr 1808 eine eher bescheidene Bildungsreise an. Sie führte zunächst über Straßburg nach Paris und wieder zurück nach Heidelberg, dann über Nürnberg nach Regensburg und schließlich mit dem Schiff

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