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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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HÖHEPUNKTE DER NOVELLISTIK DER BIEDERMEIERZEIT
    Adalbert Stifter zählt zu den bedeutenden Novellisten, die seine Zeit so zahlreich hervorgebracht hat. Seine sechs Novellenbände »Studien« (1844–50), deren Titel er in Anlehnung an die Malerei wählte, zeigen den Autor als Meister der detaillierten Beschreibung einer oft – als Spiegelbild und Widerpart der Protagonisten – symbolisch überhöhten Landschaft. Charakteristisches Motiv ist die Überwindung von Leidenschaften und Schicksalsschlägen durch Entsagung.
    Das in seinen Werken konsequent umgesetzte ethisch-ästhetische Programm Stifters ist als »sanftes Gesetz« bekannt geworden: Das »Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen der Getreide, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde« ist größer als »das prächtig einherziehende Gewitter« oder der »Feuer speiende Berg«, denn auch sie sind nur »Wirkungen viel höherer Gesetze«. Schon gar nicht kann der Mensch das Maß aller Dinge sein, denn auch er ist dem »sanften Gesetz« des Naturnotwendigen unterworfen, »wodurch das menschliche Geschlecht geleitet wird«.
    Man mag darin die für das Biedermeier typische Selbstbescheidung erblicken, sofern nur dabei nicht der künstlerische Rang seines Werks unterschätzt wird.
    Stifter selbst hingegen distanzierte sich von einer Literatur, die rein auf gegenwartsbezogene Tendenzen ausgerichtet war, ging es ihm doch nicht um die »Befriedigung flüchtiger Begierden«, sondern allein um die »Erfüllung eines schönen Gemütes«. Die letzten Jahre seines Lebens widmete er sich ganz seinen großen epischen Werken. 1857 erschien »Der Nachsommer«, ein sich am Vorbild von Goethes »Wilhelm Meister« orientierender utopischer Erziehungs- und Bildungsroman in drei Bänden, in dessen Zentrum die Vervollkommnung des Individuums durch Bildung und die Hoffnung auf eine die Gesellschaft verändernde Kraft der Künste stand. Friedrich Nietzsche sah in ihm einen der wenigen Höhepunkte deutscher Prosa, von Stifters Zeitgenossen aber wurde er abgelehnt. Zunehmend vereinsamt und von Krankheiten geplagt, nahm er daraufhin sein zweites großes Projekt in Angriff, das er schon seit den 1840er-Jahren mit sich herumgetragen hatte und endlich zum Abschluss bringen wollte. Es sollte ein historischer Roman über die Geschichte des südböhmischen Grafengeschlechts der Rosenberger sein, das im 12. und 13. Jahrhundert in seiner Heimat regierte. Dargestellt wird der Aufstieg des kleinen Adligen Witiko zum Begründer der Rosenberger, dann die Entstehung des Herzogtums und Königreichs Böhmen bis hin zu dessen Eingliederung in das deutsche Reich. Dieser Roman mit dem Titel »Witiko« erschien zwischen 1865 und 1867 ebenfalls in drei Bänden. Stifters Krankheit – er litt an einer Leberzirrhose und Nervenkrankheit – verschlimmerte sich danach zusehends. In der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 1868 unternahm er einen Selbstmordversuch, indem er sich mit dem Rasiermesser in den Hals schnitt. Zwei Tage später verstarb er an den Folgen.
    WICHTIGE LITERARISCHE WERKE
    Studien (Novellen, 6 Bände, 1844–50), darin u.a.:
    Der Condor (1840)
    Das Heidedorf (1840)
    Der Hochwald (1840)
    Feldblumen (1841)
    Die Mappe meines Urgroßvaters (1841)
    Der Hagestolz (1842)
    Abdias (1842)
    Brigitta (1843)
    Die Landschule (Essay, 1849)
    Bunte Steine (Erzählungen, 2 Bände, 1853)
    Über den geschnitzten Hochaltar in der Kirche zu Kefermarkt (Essay, 1853)
    Der Nachsommer (Roman, 1857)
    Nachkommenschaften (Erzählung, 1864)
    Witiko (Roman, 3 Bände, 1865–67)
    Der Kuss von Sentze (Erzählung, 1866)
    Der fromme Spruch (Erzählung, 1869)
    Erzählungen (1869)

CHARLES DICKENS

    STIMME DES NATIONALEN GEWISSENS
    Kein Autor, nicht einmal Shakespeare, lebt im Bewusstsein der Briten in so vielen Gestalten fort wie Charles Dickens. Von den mehr als tausend Figuren, die sein Werk bevölkern, sind viele in die englische Alltagsmythologie eingegangen, sodass sie auch denen vertraut sind, die die Werke gar nicht kennen. Er ist als Einziger unter den großen Viktorianern in die Weltliteratur eingegangen und steht ebenbürtig neben Balzac, Flaubert und Dostojewskij.
    7. 2. 1812
    Geburt in Portsmouth
    1827
    Tätigkeit als Schreiber
    ab 1829
    Tätigkeit als Berichterstatter
    1834
    Beginn seiner literarischen Laufbahn
    1841
    Amerikareise
    9. 6. 1870
    Tod in Gadshill Place
    Charles John Huffam Dickens, wie er mit vollem Namen hieß, wurde am 7. Februar 1812 als zweites von acht Kindern in Portsmouth geboren.

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