Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
Version von Thomas Scott Eliots »Waste land« erscheint. Dickens letzter, 1870 begonnener Roman, »The mystery of Edwin Drood« (»Edwin Drood«), blieb unvollendet, da er mitten in der Arbeit am 8. Juni desselben Jahres einem Schlaganfall erlag. In diesem Buch nahm er bewusst den Wettstreit mit dem Freund und Rivalen Wilkie Collins auf, der mit seinen Kriminalromanen großen Erfolg hatte. Ganz offensichtlich wollte er zeigen, dass er auch auf diesem Feld der »Unnachahmliche« war – »the inimitable«, wie er sich selber scherzhaft, doch nicht ohne Stolz nannte. Das Rätselraten um die geplante Auflösung des »Geheimnisses von Edwin Drood« beschäftigt seitdem nicht nur die Literaturwissenschaft, sondern auch ganze Heerscharen von Hobbydetektiven.
HAUPTWERKE CHARLES DICKENS’
Londoner Skizzen (1834)
Die Pickwickier (1837)
Oliver Twist (1837)
Nicholas Nickleby (1838)
Der Raritätenladen (1840)
Aufzeichnungen aus Amerika (1842)
Eine Weihnachtsgeschichte (1843)
Martin Chuzzlewit; Die Silvesterglocken (1844)
Dombey und Sohn (1846)
David Copperfield (1849)
Bleakhaus (1852)
Harte Zeiten (1854)
Klein Dorrit (1855)
Zwei Städte (1859)
Große Erwartungen (1860)
Unser gemeinsamer Freund (1864)
Edwin Drood (1870)
GEORG BÜCHNER
SCHRIFTSTELLER, WISSENSCHAFTLER, REVOLUTIONÄR
Mit seinen Dichtungen hat Büchner einen bedeutenden Platz in der Literaturgeschichte eingenommen. Radikale Skepsis und provozierende Offenheit, künstlerische Intuition und politisches Engagement, ein hoher formaler Anspruch und ein unsentimentales Gefühl des Mitleidens haben ihn zum Wegbereiter der literarischen Moderne gemacht, richtungweisend für die Weltliteratur und für das Welttheater.
17. 10. 1813
Geburt in Goddelau
1831–1833
Studium in Straßburg
1833–1834
Studium der Naturwissenschaften, Medizin und Philosophie in Gießen
1834
Teilnahme an den politischen Kämpfen in Hessen
1835
Flucht nach Straßburg
1836
Privatdozent in Zürich
19. 2. 1837
Tod in Zürich
Am 17. Oktober 1813, einem Sonntag, wurde Karl Georg Büchner im großherzoglich-hessischen Goddelau, einem Bauerndorf drei Fußstunden südwestlich der Residenzstadt Darmstadt, als Sohn des Amtschirurgen Doktor Ernst Büchner geboren.
Der Vater stammte aus einer traditionsreichen Wundarztfamilie und war stolz auf die durch Fleiß, Selbstdisziplin und Geschicklichkeit erreichte bürgerliche Stellung. Zivilcourage und Liberalismus des Vaters fanden jedoch ebenso wie seine Napoleonverehrung ihre Grenze in der bedingungslosen Loyalität des Staatsbeamten gegenüber seinem Landesherrn. Analog dazu verlangte er auch als Familienvater Respekt und widerspruchslose Unterordnung. Mit seiner pedantischen Strenge und Härte legte er bei seinem Erstgeborenen ungewollt den Keim zu einer fundamentalen Opposition, die sich bald schon nicht mehr bloß gegen den staatsbürgerlich angepassten Vater richtete, sondern mit einer strikten Ablehnung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse einherging. Wenn Büchner seiner Familie dennoch aufs Engste verbunden blieb, dann wegen des versöhnenden Einflusses seiner Mutter, die nicht müde wurde, zwischen dem »heftig aufstrebenden Sohn« und dem »strengen entschiedenen Vater« zu vermitteln. Caroline Büchner, aus einer gesellschaftlich höher gestellten hessisch-elsässischen Beamtenfamilie stammend, wird als vielseitig interessierte, freundlich-heitere, zugleich aber resolute Frau geschildert, mit allen Fähigkeiten zur Führung eines zuletzt neunköpfigen Haushalts. Unter den sechs Kindern des Ehepaars sind neben Georg weiterhin der Arzt und materialistische Philosoph Ludwig Büchner (»Kraft und Stoff«, 1855) und die Frauenschriftstellerin Luise Büchner (»Die Frauen und ihr Beruf«, 1855) zu bekannten Persönlichkeiten geworden. Noch bis zur Jahrhundertwende waren beide berühmter als ihr großer Bruder.
1816 siedelte die Familie nach Darmstadt über, wo Georg Büchner das altsprachliche Gymnasium besuchte und eine solide humanistische Bildung erhielt.
Nachdem er seine rund zehnjähriger Schulzeit erfolgreich hinter sich gebracht hatte, schrieb sich Büchner im Herbst 1831 an der Medizinischen Fakultät der »Académie« in Straßburg ein. Er wohnte bei einem entfernten Verwandten, dem protestantischen Pfarrer Jaeglé, mit dessen Tochter Wilhelmine er sich im Frühjahr 1832 heimlich verlobte.
Fast zwei Jahre studierte Büchner in Straßburg. Vor seinen Augen vollzog sich ein sozialer Wandel, der
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