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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Machtkämpfe unter den Jakobinern in Paris aus der Zeit der Französischen Revolution, die Büchner in vieler Hinsicht als modellhaft erkannte. In den Konflikten der zerstrittenen Parteien sah Büchner eine wesentliche Ursache für das Scheitern der Revolution, und zweifellos verband er mit seinem Drama die Hoffnung, dass »die Leute daraus lernen« möchten, wie es Ende Juli 1835 in einem rechtfertigenden Brief an die Familie heißt. »Dantons Tod« verbindet, zitiert und parodiert Elementarpoesie und Schulbankwissen, deutsche Klassik und französische Romantik, Shakespeares Geschichtsdramen und das Drama der Geschichte. Nicht so sehr einzelne Neuerungen machen die Originalität dieses Lesedramas aus, sondern die Art und Weise, wie Büchner verschiedene Traditionslinien zusammengeführt hat.
    KARL GUTZKOW
    (* 1811, † 1878)
    Der Publizist und Schriftsteller Karl Gutzkow äußerte über das zweite von Büchners Werken, er habe »große Mühe« mit dem Manuskript von »Dantons Tod« gehabt: »Es tobte eine wilde Sansculottenlust in der Dichtung; die Erklärung der Menschenrechte wandelte darin auf und ab, nackt und nur mit Rosen bekränzt … Als ich nun, um dem Zensor nicht die Lust des Streichens zu gönnen, selbst den Rotstift ergriff und die wuchernde Demokratie der Dichtung mit der Schere der Vorzensur beschnitt, fühlt ich wohl, wie grade der Abfall des Buches, der unsern Sitten und unsern Verhältnissen geopfert werden musste, der beste, nämlich der individuellste, der eigentümlichste Teil des Ganzen war. Der echte Danton von Büchner ist nicht erschienen. Was davon herauskam, ist ein notdürftiger Rest, die Ruine einer Verwüstung, die mich Überwindung genug gekostet hat.«
    Insgesamt konnte sich Büchner trotz manch scharfer Kritik von rechts wie von links bereits frühzeitig als Dichter der Revolution etablieren: In einer umfassenden Literaturanthologie aus dem Jahr 1848 wird »Dantons Tod« wie selbstverständlich in die »Weltliteratur« eingereiht, und der französische Schriftsteller Jules Claretie ging bereits 1868 davon aus, dass das Drama in Deutschland mit großem Erfolg aufgeführt werden würde, was allerdings erst ab 1902 der Fall war, 67 Jahre nach der Erstveröffentlichung. Im März/April 1835 erschien ein gekürzter Vorabdruck in der Zeitschrift »Phönix«; im Sommer kam die Buchausgabe heraus. Verantwortlicher Lektor war in beiden Fällen der jungdeutsche Autor und Kritiker Karl Gutzkow.
    »ICH VERLANGE IN ALLEM – LEBEN, MÖGLICHKEIT DES DASEINS, UND DANN ISTS GUT«
    Seit dem Herbst 1834 zog sich das Netz der juristischen Ermittlungen gegen die hessischen Republikaner immer enger zusammen. Anfang März floh Büchner nach Straßburg. Dort lebte er zunächst mit den Papieren eines elsässischen Weinkellners, ehe er im Herbst eine reguläre Aufenthaltsgenehmigung erwirkte. Während in Deutschland sein Drama gedruckt wurde, setzte er im französischen Exil seine philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien fort, um sich in absehbarer Zeit als Hochschuldozent eine Existenzgrundlage zu schaffen.
    Nebenbei übersetzte er, im Auftrag von Johann David Sauerländers Verlag, zwei Theaterstücke des Romantikers Victor Hugo, des Autors des »Glöckners von Notre Dame« (1831), ins Deutsche, »Marie Tudor« und »Lucrèce Borgia« – Letzteres nach Heinrich Heine ein »Brechpulver in fünf Akten«, ein »Gemisch aus Blut, Gift und Inzest«, beides aber ausgesprochen beliebte Bühnenstücke. Zwar gelang es Büchner, Pathos und rhetorische Klischees der französischen Schauerromantik auf ein Minimum zu reduzieren, doch blieben Hugos Melodramen auch in Büchners behutsamer Übertragung ihrer trivialliterarischen Herkunft verhaftet. Als Honorar erhielt Büchner 100 Gulden, was nach heutigem Wert etwa 800 Euro entspricht, die gleiche Summe, die ihm Sauerländer auch für die Veröffentlichung des »Danton« gezahlt hatte.
    ›Und die große Klasse selbst? Für die gibt es nur zwei Hebel, materielles Elend und religiöser Fanatismus. Jede Partei, welche diese Hebel anzusetzen versteht, wird siegen. Unsere Zeit braucht Eisen und Brot – und dann ein Kreuz oder sonst so was.‹
    Büchner an Gutzkow
    Ab dem Sommer 1835 entstand eine Novelle über den Sturm-und-Drang-Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz. Persönliche und literarische Auskünfte und nicht zuletzt der Genius Loci der elsässischen Hauptstadt, des einstigen Mittelpunkts der Sturm-und-Drang-Bewegung, brachten Büchner die Figur des

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