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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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verfolgten viele Athener seine Politik mit Argwohn. Thukydides aber sah die Dinge anders als diese Kritiker. Berühmt ist die von ihm durchaus positiv gemeinte Einschätzung der athenischen Verfassung, wonach Athen nur dem Namen nach eine Demokratie, in Wahrheit aber die »Herrschaft des ersten Mannes«, nämlich die des Perikles, gewesen sei.
    Als 431 v. Chr. der große Krieg gegen die Spartaner ausbrach, war es auch folgerichtig jener Perikles, der die Taktik bestimmte. Während es den Spartanern darum ging, die Vormacht der Athener zu brechen und den von ihnen beherrschten griechischen Stadtstaaten Freiheit und Autonomie zurückzugeben, war Perikles auf die Bewahrung der bestehenden politischen und militärischen Kräfteverhältnisse aus. Da Athen zu Lande unterlegen, zur See aber beherrschend war, wählte er eine im Wesentlichen defensive Taktik, was dazu führte, dass die Spartaner unter ihrem König Archidamos in Attika einfielen, die Felder verwüsteten, militärisch jedoch wenig erreichten, da Perikles die gesamte Bevölkerung in der stark befestigten Stadt Athen versammelt hatte. Inzwischen suchte die athenische Flotte die Küsten des Peloponnes heim und zermürbte so die Gegner. Doch dann brach im überfüllten Athen eine verheerende Seuche aus, der viele Menschen, unter anderem auch Perikles, zum Opfer fielen. Thukydides, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in Athen, hatte das Glück, die Katastrophe zu überleben. In seinem Geschichtswerk hat er die Ausbreitung der Seuche und die Leiden der Menschen in höchst eindringlicher Weise beschrieben und ist dabei auch auf sein eigenes Schicksal eingegangen, indem er betont, dass er selber von der Krankheit betroffen gewesen sei.
    KIMON
    (* UM 510, † UM 449)
    Kimon, ein Verwandter des Thukydides und Sohn des attischen Staatsmannes und Feldherrn Miltiades, der 490 v. Chr. in der Schlacht bei Marathon gesiegt hatte, war seit 478 v. Chr. Stratege der attischen Flotte und siegte 466 v. Chr. am Eurymedon über die Perser. Wegen seiner spartafreundlichen Politik wurde er 461 v. Chr. verbannt, aber schon 451 v. Chr. zurückgerufen. Er fiel 449 v. Chr. bei dem Versuch, Zypern von den Persern zurückzuerobern.
    Der Kallias-Friede – fälschlich auch Kimonischer Friede genannt – wurde durch den Athener Kallias herbeigeführt und bezeichnet den nach Kimons Tod zwischen Athen und den Persern 449/448 v. Chr. geschlossenen Frieden.
    Dieser sah die Autonomie der kleinasiatischen Griechenstädte, das Fernhalten der persischen Kriegsflotte von der Ägäis und den athenischen Verzicht auf weitere Angriffe gegen Persien vor.
    HISTORISCHE ARBEIT IM EXIL
    Mag Thukydides, wie er selbst bekundet, also bereits beim Ausbruch des Peloponnesischen Krieges mit der Arbeit an seinem Geschichtswerk begonnen haben, so verschaffte ihm doch erst der erzwungene Abschied aus der Politik nach den Ereignissen bei Amphipolis die Möglichkeit zu umfangreichen Recherchen. »Ich habe den Krieg ganz miterlebt«, teilt er in seinem Buch mit, »alt genug zum Begreifen und mit voller Aufmerksamkeit, um Genaues zu wissen, und musste nach meinem Feldzug bei Amphipolis als Verbannter 20 Jahre lang mein Land meiden.« Diese für den Politiker Thukydides fatale Situation war aus der Sicht des Historikers Thukydides ein Glücksfall: »Ich war also wegen der Verbannung auf beiden Seiten, auch auf der der Spartaner, und konnte auf diese Weise bequem Näheres erfahren.« Wo genau sich Thukydides in den Jahren bis zum Ende des Krieges aufgehalten hat, ist unbekannt. Seine eigene Aussage, er sei Selbsterlebtem und Nachrichten von anderen mit aller erreichbaren Genauigkeit bis ins Einzelne nachgegangen, wird von modernen Historikern als Hinweis gewertet, dass Thukydides während des Krieges viel unterwegs war, um Material zu sammeln und zu überprüfen. Vermutlich hielt er sich aber vorwiegend in seinen thrakischen Besitzungen auf, wobei allerdings die Nachricht in einer spätantiken Thukydides-Biografie, er habe dort unter einer Platane gesessen und an seinem Buch geschrieben, wohl das Produkt einer allzu idyllischen Vorstellung von historischer Arbeit gewesen sein dürfte.
    VOM SINN DER BESCHÄFTIGUNG MIT GESCHICHTE
    Im Übrigen ist es eine bis heute nicht geklärte Frage, wie Thukydides seine Arbeit organisiert hat. Immerhin stand er vor der grundsätzlichen Schwierigkeit, nicht über eine lange vergangene Epoche, sondern über die Geschichte seiner eigenen Zeit zu schreiben. Entweder hat er sein Werk parallel zu den

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