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Worte bewegen die Welt

Worte bewegen die Welt

Titel: Worte bewegen die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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überliefert – Zeitgenossen und er selbst nennen ihn. Man kennt weder seine Lebensdaten noch seine Lebensumstände, und die einzige Äußerung zu seiner Herkunft – »wir Beier« (»wir Bayern«) – ist wohl falsch. Das mittelfränkische Eschenbach (heute Wolframs-Eschenbach) als Heimatort Wolframs, für das die meisten Argumente sprechen, kam erst im 19. Jahrhundert zu Bayern. Aus Bemerkungen, die Wolfram in seinen Werken machte, wurden zwar Schlüsse auf seine Lebensumstände gezogen, doch gilt der Wert dieser »Beweise« als fragwürdig, weil sie vornehmlich der Ausgestaltung der Erzählerrolle dienen. Von höherem, wenn auch vieldeutigem Zeugniswert für das Leben Wolframs von Eschenbach sind Erwähnungen von Personen, Ereignissen und Örtlichkeiten.
    Die Schaffenszeit Wolframs von Eschenbach wird von Ende des 12. Jahrhunderts bis in die 20er-Jahre des 13. Jahrhunderts festgesetzt. Da sich in Eschenbach seit 1268 eine Familie »von Eschenbach« nachweisen lässt und diese im 14. Jahrhundert in der dortigen Liebfrauenkirche für Wolfram ein Hochgrab errichten ließ, nimmt man an, dass der Dichter zwar aus diesem Ort stammt, aber nicht zwangsläufig aus dieser Familie. Ob er dort tatsächlich beigesetzt wurde, ist ebenfalls ungewiss.
    Auch über Wolframs Standeszugehörigkeit und seine Bildung wird gerätselt. Aus den Texten kann nicht eindeutig erschlossen werden, dass er dem Ritterstand angehörte. Auch das Wappen in der »Großen Heidelberger Liederhandschrift« und die Anrede als »hêrre« durch andere Dichter sind keine Beweise für seine ritterliche Abstammung oder eine ständische Einordnung als Ministerialer. Ob er in ärmlichen Verhältnissen lebte, wie einige Verse nahe zu legen scheinen, oder ob er als gefeierter Berufsdichter über ausreichende Einkünfte verfügte, ist allerdings ebenfalls ungewiss.
    Wolfram von Eschenbach war Laie, also kein Geistlicher, und soll, anders als seine Dichterkollegen Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue oder Gottfried von Straßburg, keine lateinische Schulbildung besessen haben. Das heißt, er wäre nach mittelalterlicher Auffassung ein »illiteratus«, ein Ungebildeter, gewesen. Dem widerspricht die Tatsache, dass er über genaue theologische, juristische und naturwissenschaftliche Kenntnisse – Tier- und Pflanzenkunde, Medizin, Astronomie, Kosmologie und Geographie – verfügte, die man sich üblicherweise aus lateinischen Schriften aneignete.
    Aufgrund der – zu diesem Zweck aus dem Zusammenhang gerissenen – Bemerkung »ine kann decheinen buochstap« (»ich kann keine Buchstaben«) wurde Wolfram von Eschenbach mitunter sogar für einen Analphabeten gehalten. Selbst seine Französischkenntnisse sind ausgesprochen umstritten: Ungeachtet der Tatsache, dass die wichtigsten seiner Quellen altfranzösische Texte darstellen und dass er darüber hinaus auf eine ganze Reihe französischer Dichtungen anspielt, wurde sein Französisch vielfach als stümperhaft bezeichnet. Die höfische Kultur dieser Zeit – nicht nur die Dichtung – orientierte sich an französischen Vorbildern.
    DAS RITTERTUM
    Das Rittertum hatte seine Grundlagen im germanischen Gefolge: Die karolingischen Hausmeier schufen ein schlagkräftiges Heer von Gefolgsleuten, die gegen Überlassung von Grund und Boden als Lehen Ritterdienste in schwerer Rüstung leisteten. So trat allmählich neben das germanische Volksheer ein berittenes Berufskriegerheer, das vom 11. bis zum 13. Jahrhundert im Zeitalter der Kreuzzüge und unter den staufischen Kaisern seine größte historische Bedeutung erlangte.
    Die kulturelle Entwicklung des Abendlandes wurde durch Rittertum und Hofleben entscheidend beeinflusst. Ritterliche Tugenden waren Zucht, kriegerische Tüchtigkeit, Treue zum Lehnsherrn sowie die christlichen Forderungen nach einwandfreiem Lebenswandel, Schutz der Schwachen und Frauendienst. Literarisch spiegeln sich diese Idealvorstellungen unter anderem im Minnesang des Walther von der Vogelweide und im höfischen Epos Wolframs von Eschenbach.
    Durch Pagendienst (ab 7 Jahren) und Knappendienst (ab 14 Jahren) wurden Knaben aus ritterlichen Geschlechtern standesgemäß erzogen, bevor sie mit 21 Jahren zum Ritter geschlagen wurden.
    Im Spätmittelalter verloren die Ritter infolge der Einführung von Feuerwaffen und veränderter Kriegstaktik an militärischer Bedeutung, was ihren wirtschaftlichen Niedergang und sozialen Abstieg bedingte.
    Die Darstellung der Ritterschlacht von Mühldorf stammt aus einer

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