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Wortstoffhof

Wortstoffhof

Titel: Wortstoffhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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kaufe, diese Dame also, die jedes Mal stumm vor mir steht, mürrisch meine Einkäufe ineine Tüte wirft, schon fast wütend wird, wenn mir bei schon geschlossener Tüte etwas Zusätzliches einfällt, diese Dame, die dann das Wechselgeld laut klackernd auf den Wechselgeldteller wirft, obwohl doch meine geöffnete Hand unmittelbar neben dem Wechselgeldteller erwartungsvoll bereitliegt – dass also diese Dame, wenn ich morgens den Bäckerladen betrete, fröhlich ruft:
    »Grüß Gott, dies ist die Bäckerei Brummer, mein Name ist Kürzenich-Hintermeier, was kann ich für Sie tun?«
    Einmal nur, bitte! Das kann doch Keinproblem sein.
    Wie wäre es: Montag?
KETCHUP
    Der Vorsitzende des Rates für Rechtschreibung, der frühere bayerische Kultusminister Zehetmair, hat sich einmal in den heißen Zeiten der Rechtschreibreformdebatte zur Frage, ob man das Wort »Ketchup« in Zukunft auch »Ketschup« schreiben dürfe, dahingehend geäußert, ihn habe »das Wort Ketchup nie ereifert, weil ich das Produkt nicht mag«, es sei »ein grässliches Wort für eine grässliche Sache«.
    Das ist eine interessante Haltung den Wörtern gegenüber. Würde man sich Zehetmayers Meinung anschließen und sie noch ein wenig zuspitzen, wäre es fast gleichgültig, wie man ein Wort schriebe, wenn man entweder dieses Wort nicht mag oder den Gegenstand, den es bezeichnet. Schriebe der Schüler im Diktat statt »Kriegsführung« etwa »Kriechsfürunk« oder »Kriksfyrong«, könnte er den Mäkeleien des Lehrers mit den Worten begegnen: »Finden Sie nicht auch, dass es ein scheußliches Wort ist? Und ’ne widerliche Sache?«
    Ist es das, was Zentnermayer will?
    Lassen wir das dahinstehen. Aber ein Wort zum Ketchup. Grässliche Sache? Haben Sie wirklich, Zetermeier, je die ganz unerhört zarte Fruchtigkeit eines mit Apfelmark aus Bohnäpfeln zubereiteten Ketchups geschmeckt? Und sagen Sie, Centmayor, steckt hinter ihrem Geschimpfe nicht der alte Antiamerikanismus der Konservativen? Wussten Sie nicht, dass der Ketchup in Amerika wirklich weite Verbreitung erst durch einen Sohn deutscher Einwanderer erfuhr, Henry John Heinz, mit dessen Erbe heute noch in denUSA Präsidentschaftskampagnen vernünftiger Männer finanziert werden?
    So viel zur Sache, verehrter Cehetmaja. Nun etwas über das Wort »Ketchup«, welches eine durchaus ehrwürdige Geschichte besitzt. Es hat seine Ursprünge im Wort »ketsiap« oder »koechiap«, womit man schon im China des 17. Jahrhunderts eine Sauce aus gesalzenem Fisch, Muschelfleisch und Gewürzen bezeichnete. Als dieses Gemisch auch bei den Malaien bekannt wurde, nannten diese es »kechap« oder »ketjap«, sie malaiifizierten den Begriff gewissermaßen, ehrwürdiger Tse Het Ma Ya. Die Engländer brachten das nach Europa, nannten es »Catsup« oder »Catchup« oder »Ketchup«, variierten aber in Ermangelung asiatischer Gewürze die Zutaten mit Champignons, Walnüssen und Essiggurken. Byron erwähnt das in seinem Gedicht Beppo , und Dickens schwärmt in Barnaby Rudge von »lamb chops with plenty of ketchup«. Erst in Amerika kam die Tomate ins Spiel, welche dort übrigens von einem gewissen Thomas Jefferson zuerst angebaut wurde.
    Was ich sagen will, lieber Mister C. Hettmyer, das Wort »Ketchup« hat schon viele Variationen erlebt, da wird es die eine auch noch vertragen. So ist das nun mal mit Wörtern, die um die ganze Welt gehen. Selbst der »Schweinebraten« heißt in Berlin »Schweinebraten«, in München jedoch »Schweinsbraten« (→ Schweinekäse )
    Aber das wissen Sie nun wirklich selbst am besten, Hans Zehetmair.
KÖRPERWASCHANLEITUNG
    Nach einer Lesung in Magdeburg drückte mir eine Leserin das dort beheimatete Stadtmagazin Dates in die Hand, in dem die Waschanleitung aus einer Jeans der Firma Pepe abgebildet war, deren Text sich aber anscheinend gar nicht auf die Jeans, sondern auf deren Träger bezog.
    Oder doch nicht?
    Man wird jedenfalls plötzlich so unsicher in seinen Jeans, auch angesichts der zitierten und bisher ganz und gar ungekannten Gefahren:
    »Wir empfehlen immer, die folgenden richtlinien zu gebrauchen:
    – Waschen sie immer ihren körper das innere nach aussen und seperat von anderer kleidung
    – Bitte seien sie extras vorsichtig mit dem licht gefärbt kleidend und oberflächen, dunkler körper kann verbluten.«
KOTKNOTEN
    Das Ehepaar Z. aus Bayreuth verbrachte vor Jahren seinen Urlaub auf der Nordseeinsel Langeoog und brachte mir das Foto eines Schildes mit, auf dem eine

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