Wovon eine Prinzessin träumt (German Edition)
heute kennengelernt, aber er war beim Hundefriseur. Er ist ein Shih Tzu.“
So. Muffin war also einer dieser kleinen kläffenden Flohtransporter, über die Garrett sich immer ärgerte. Er bevorzugte richtige Hunde, etwa Schäferhunde oder Collies, wie er sie von der Farm kannte. Eben intelligente Tiere, deren Gehirn größer als eine Walnuss war.
„Er kann manchmal etwas angriffslustig sein“, sagte Louisa. „Aber eigentlich ist er sehr lieb und einfach süß. Du wirst dich mit ihm bestimmt gut verstehen.“
„Ganz sicher“, log er und erinnerte sich daran, dass diese Beziehung ein paar Veränderungen zur Folge haben würde. Das würde er ansprechen, sobald sie erst einmal verheiratet waren.
Zu seinem Missfallen läutete es plötzlich an der Tür. Garrett erwartete niemanden. Wer wollte ihn so spät am Abend noch besuchen?
„Hat es bei dir geklingelt?“, fragte Louisa.
„Ja, aber ich erwarte keinen Besuch.“
„Vielleicht eine Freundin?“, hakte sie in scherzhaftem Ton nach, aber er hörte ihre Besorgnis deutlich heraus.
„Ihr seid die einzige Frau in meinem Leben, Eure Hoheit“, erwiderte er beruhigend.
Abermals läutete es. Wer auch immer es war, er war höllisch ungeduldig.
„Ich will dich nicht aufhalten“, sagte Louisa.
„Wann soll ich am Sonntag bei dir sein?“
„Wie wäre es mit elf Uhr? Dann können wir den ganzen Tag gemeinsam verbringen.“
„Klingt fantastisch“, antwortete er, obwohl er sich eigentlich noch nie etwas aus Picknicks gemacht hatte. Er hätte Louisa viel lieber zum Essen ausgeführt – am besten in das feinste Restaurant der Stadt. Doch das wäre angesichts der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen nicht so einfach.
Sie verabschiedeten sich voneinander und beendeten das Gespräch.
Während Garrett zur Tür ging, klingelte es zum dritten Mal. „Ich komme ja schon“, murmelte er, öffnete und unterdrückte ein Stöhnen, als er sah, wer vor ihm stand.
„Wie, freust du dich denn gar nicht, deinen kleinen Bruder wiederzusehen?“
Tatsächlich freute er sich nicht besonders, gab jedoch sein Bestes, um sich die Verärgerung nicht anmerken zu lassen. „Ich habe gedacht, du arbeitest auf einer Viehfarm in Schottland?“
Ian zuckte die Schultern. „Ist mir zu langweilig geworden. Außerdem habe ich etwas Großes am Laufen – einen brillanten Plan.“
Mit anderen Worten: Er war entlassen worden und hatte sich etwas Neues ausgedacht, um schnell reich zu werden. Und zwar etwas, das wie alles andere zuvor zum Scheitern verurteilt war.
„Willst du mich denn nicht hineinbitten?“, fragte Ian fast zu fröhlich. Seine zerknitterte Kleidung, das lange Haar und der Drei-Tage-Bart verrieten, dass es sich keinesfalls um einen unbeschwerten Höflichkeitsbesuch handelte.
Wenn ich Ian hereinlasse, kann ich genauso gut einen Vampir zu mir einladen, dachte Garrett. Sein Bruder hatte die Eigenschaft, seine Gastgeber schamlos auszunutzen. Außerdem blieb er immer länger, als er willkommen war. Garrett fiel es schwer, sich daran zu erinnern, wie er einst mit seinem kleinen Bruder Hoppe-Hoppe-Reiter gespielt hatte und Ian ihm überallhin gefolgt war.
„Mum und Dad haben dich fortgeschickt?“, fragte er und erkannte am Gesichtsausdruck seines Bruders, dass er mit der Vermutung ins Schwarze getroffen hatte. Nicht dass Garrett seinen Eltern einen Vorwurf machte.
Mit einem Mal wirkte Ian gar nicht mehr so fröhlich, sondern sah ihn flehend an. Er schien völlig übermüdet zu sein. „Bitte, Garrett. Ich habe meinen letzten Penny für das Boot gebraucht, das mich auf die Insel gebracht hat. Seit Tagen habe ich schon nichts Richtiges mehr gegessen.“
Dem Geruch nach zu urteilen hatte er auch nicht geduscht. Doch sein erbärmlicher Anblick rührte Garrett zutiefst. Immerhin war Ian sein Bruder. Seine Familie. Der einzige Teil seiner Familie, der noch etwas von ihm wissen wollte. Wohl wissend, dass er es schon bald bereuen würde, trat Garrett zur Seite, um seinen Bruder in das Foyer zu lassen.
Ian warf seinen Seesack auf den Boden, und eine Staubschicht rieselte auf die italienischen Keramikfliesen. Wäre Garrett abergläubisch gewesen, hätte er das für ein schlechtes Omen gehalten. Dennoch fröstelte er leicht in dem kühlen Windzug, den sein Bruder von draußen mitgebracht hatte.
„Ganz schön geräumig“, meinte Ian, während er sich im Foyer umsah und die Treppe zum ersten Stock betrachtete. „Du bist wohl sehr erfolgreich.“
„Nichts anfassen.“ In Ians Nähe
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