Wovon eine Prinzessin träumt (German Edition)
– außer, dass er erwischt worden war.
Als sein Bruder die Augen schloss, dachte Garrett, er wäre wieder eingeschlafen. Aber dann sah Ian ihn wieder an und sagte: „Ich wollte ihn wieder zurückbringen.“
„Das Auto oder den Schnaps?“
„Beides.“
Garrett wünschte, er könnte ihm glauben.
„Als ich ein paar Meilen gefahren war, habe ich mich schuldig gefühlt.“
Das war noch unglaubwürdiger. „Das tust du doch sonst nicht.“
„Jetzt offenbar schon. Ich habe geglaubt, wenn ich schnell genug zurückfahre, merkst du nicht, dass ich fort war. Und dann ist dieser verdammte Hund auf die Straße gerannt.“ Prüfend sah er ihn an. „Du glaubst mir nicht.“
„Sollte ich?“
Ian seufzte. „Na, ob du mir glaubst oder nicht, ich habe dieses Leben satt. Ich will es endlich ändern, das schwöre ich.“
Garrett hätte ihm vielleicht geglaubt, hätte er das nicht schon unzählige Male von seinem Bruder gehört gehabt. „Jetzt musst du erst mal wieder gesund werden. Der Arzt sagt, dass du dein Bein sechs Wochen lang schonen musst. Weil ich keine Zeit habe, stelle ich eine Krankenschwester für dich ein.“
„Das brauchst du nicht.“
Oh doch, dachte Garrett. Und er erwartete nicht, jemals einen Penny dafür zurückzubekommen. „Wohin willst du denn sonst gehen? Glaubst du, Mum und Dad würden dich aufnehmen?“
Die Antwort lag auf der Hand: Obwohl ihre Mutter ein Herz für Ian hatte, würde ihr Vater dagegen sein.
„Ich lass mir was einfallen“, erklärte Ian.
„Hast du einen Freund, bei dem du bleiben kannst?“
Ian schwieg.
Sie wussten beide, dass Ian seine Freunde immer betrog. Unglücklicherweise war Garrett der einzige Mensch, den er hatte. „Dann bleibst du also bei mir.“
„Ich schulde dir sowieso schon so viel“, sagte Ian.
Garrett wünschte, das Bedauern seines Bruders wäre aufrichtig. „Stell dich den Tatsachen, Ian. Wir müssen jetzt zusammenhalten. Wenn du ehrlich meinst, was du vorhin gesagt hast …“
„Ich will wirklich ein neues Leben beginnen, das schwöre ich.“
„Dann darfst du die nächsten sechs Wochen damit verbringen, mich davon zu überzeugen.“
Am Sonntagmorgen wachte Louisa früh auf und plante ihr Picknick mit Garrett noch vor dem Aufstehen. Plötzlich hörte sie jedoch einen Donnerschlag und Regen, der gegen die Fensterscheiben ihres Schafzimmers prasselte. Oh, verdammt!
Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und stand auf, um ans Fenster zu gehen. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, dass Muffin kurz wach wurde, aber gleich darauf wieder die Augen schloss. Louisa schob die Vorhänge zur Seite. Im Nordwesten türmten sich dichte graue Wolken. Kräftige Windböen schüttelten die Zweige der Bäume, Regen peitschte gegen die Glasscheibe.
Louisa seufzte. Offensichtlich hatte die Schlechtwetterfront entgegen der Voraussage in der Nacht die Richtung geändert und die Insel doch noch erreicht. Obwohl es erst sieben Uhr morgens war, würde es an diesem Tag trotzdem für ein Picknick zu nass sein – selbst wenn es zu regnen aufhörte. Louisa hatte sich so sehr darauf verlassen, dass es ein sonniger und freundlicher Tag werden würde – und sich deswegen gar keinen Plan B zurechtgelegt. Ihr blieben auch nicht viele Möglichkeiten, da sie das Schloss nur verlassen durfte, wenn sie Chris mindestens zwei Tage vorher darüber informierte. Und bei diesem widerwärtigen Wetter würden Chris und Melissa sicher auch nicht segeln. So viel also zu ihrem Vorhaben, ungestört mit Garrett Zeit zu verbringen. Wenn sie gezwungen waren, im Schloss zu bleiben, würde ihnen ständig jemand über die Schulter schauen.
Königlicher Abstammung zu sein, dachte Louisa missmutig, und dann auch noch unter Hausarrest zu stehen, ist furchtbar unbefriedigend. Doch dieser kleine Rückschlag durfte ihr nicht die gute Laune verderben. Bestimmt fiel ihr noch etwas ein. Sie würde mit Garrett etwas im Schloss unternehmen, das ihnen beiden Spaß machte. Vielleicht eine Schlossführung oder eine Runde Billard. Oder sie saßen einfach beisammen und unterhielten sich.
Auf dem Weg ins Bad ging Louisa an ihrem Computer vorbei. Beinahe wäre sie der Versuchung erlegen, sich einzuloggen und nachzuschauen, ob ihr Stalker wieder geschrieben hatte. Doch dann besann sie sich eines Besseren. Selbst wenn eine weitere E-Mail von ihm gekommen war, konnte sie nichts ändern. Und was sie nicht wusste, musste sie auch nicht weiter beschäftigen.
Sie schlenderte ins Bad, cremte sich unter der Dusche
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