WoW 01 - Aufstieg der Horde
damals geschlagen worden sind. Ich tue, was ich kann, um sie zu heilen, während ich noch immer die Interessen der neuen Horde schütze, die ich gegründet habe. Dennoch frage ich mich, ob diese Wunden je verheilen werden. Leben für mein Volk: Segen. Wie wir dieses Leben erhielten: Fluch.
Die Mitglieder des Schattenrats waren so nervös wie Gul'dan bei Kil'jaedens Verschwinden. Aber jetzt hatten sie eine Aufgabe. Er hatte den Rat einberufen und den Ratsmitgliedern von dem mysteriösen Fremden namens Medivh erzählt. Er hatte von fruchtbaren Feldern, sauberem Wasser, gesunden Beutetieren gesprochen. Und er sprach mit glühenden Worten von den Wesen, die sich Menschen nannten. Sie kämpften gut genug, um eine Herausforderung darzustellen, würden aber der Horde mit Sicherheit unterlegen sein.
»Wasser, Nahrung, Töten. Und Macht für diejenigen, die dazu beitragen, diesen Preis zu gewinnen«, hatte Gul'dan gesagt, und seine Stimme war betörend, fast schon zwingend gewesen. Er hatte sie richtig eingeschätzt. Die Blicke ihrer Augen, einige rot und glühend, andere immer noch braun und intensiv, waren auf ihn geheftet, und er sah Hoffnung in ihren Gesichtern und Gier.
Die Vorbereitungen begannen.
Zuerst mussten sie das Vertrauen der verhungernden Horde zurückgewinnen. Gul'dan wusste, dass die Orcs aufgrund der schwindenden Vorräte und angestachelt von der stetig anwachsenden Gier nach Gewalt damit begonnen hatten, sich gegenseitig anzugreifen. Er hatte Schwarzfaust Erlasse an alle Clans schicken lassen, in denen er ihre besten Krieger zu kontrollierten Schaukämpfen einlud. Die Gewinner würden Nahrung vom verlierenden Clan erhalten und sauberes Wassers sowie Ruhm und Ehre. Dankbar, weil sie damit gleich beide Begierden stillen konnten, nahmen die Orcs die Einladung an. Gul'dan war erleichtert. Medivh wollte eine Armee, die die Menschen angriff. Es durfte nicht sein, dass sich Orcs gegenseitig umbrachten, bevor die Invasion starten konnte.
Durotan machte ihm weiterhin Ärger. Der Häuptling des Frostwolf-Clans, leicht ermutigt dadurch, dass ihn Gul'dan in der Nacht des Angriffs auf Shattrath nicht getötet hatte, schwang nun häufiger in der Öffentlichkeit Reden. Er bezeichnete den Krieg als ehrlos. Er forderte, dass man einen Weg finden müsse, das Land zu heilen. Zwischen seinen Worten hörte man heraus, dass er die Hexer bezichtigte, Schuld an der Misere zu sein. Er bewegte sich hart am Rande des Tolerierbaren, manchmal auch bereits einen Schritt darüber hinaus.
Und, wie immer, hörten ihm Einige zu. Der Frostwolf-Clan hatte es als Einziger komplett abgelehnt, von Mannoroths Blut zu trinken. Aber es gab auch andere in niedrigeren Positionen, die sich dem ebenfalls verweigert hatten. Von denen beunruhigte Gul'dan am meisten Orgrim Schicksalshammer. Der konnte ernste Schwierigkeiten machen. Orgrim hatte Schwarzfaust nie sehr gemocht, und eines Tages würde er vielleicht mehr tun, als ihn nur nicht zu mögen. Aber im Moment schloss er sich nicht öffentlich den Frostwölfen an, sondern war sogar einer der regelmäßigen Sieger in den Wettkämpfen.
Gul'dan hatte weiterhin Visionen. Medivh hatte sehr konkrete Ideen von dem, was er wollte und was zu tun war: ein Portal zwischen den beiden Welten. Das konnte vom Schattenrat und den Hexern auf der einen Seite und Medivh und seinen Magiern auf der anderen Seite erschaffen werden.
Die Arbeiten ließen sich nicht heimlich durchführen, denn das Portal musste sehr groß sein, damit die Armeen, die Medivh forderte, auch hindurchpassten. Außerdem stand es nicht gut um die Moral der Horde. Die aufregenden Wettkämpfe in der Arena und der Bau des Portals mit all seinen Feierlichkeiten gaben ihnen Ziele, an denen sie festhalten konnten.
Medivh gefiel diese Idee. In einer Vision nahm er die Form eines großen schwarzen Vogels an, der sich auf Gul'dans Arm setzte. Klauen gruben sich in Gul'dans Fleisch, und rötlich-schwarzes Blut lief über die grüne Haut, aber der Schmerz fühlte sich gut an. Ein kleines Stück Papier war um den Fuß des Vogels gebunden. In seiner Vision entrollte Gul'dan das Papier und sah eine Skizze, eine Art Bauplan, und der raubte ihm den Atem. Als er erwachte, zeichnete er ihn auf ein großes Pergament.
Er begutachtete den Plan, und seine Augen strahlten vor Vorfreude.
»Schön«, sagte er.
»Ich verstehe deine Unzufriedenheit nicht«, sagte Orgrim eines Tages, während er und Durotan auf ihren Reittieren saßen und das
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