WoW 01 - Aufstieg der Horde
Gebäude inspizierten, das Gul'dan Portal nannte. Wohin Durotan auch schaute, überall arbeiteten Orcs. Die Männer waren bis zur Hüfte nackt, die Frauen fast auch, und ihre grüne Haut glitzerte vor Schweiß unter einer Sonne, die das Land verbrannte. Einige sangen Kriegslieder, während sie arbeiteten, andere waren konzentriert und still. Die Straße zum Plateau, die in fast gerader Linie zu der mittlerweile Höllenfeuerzitadelle genannten Festung verlief, war bereits gepflastert, weshalb das Baumaterial leicht herangeschafft werden konnte.
Die Formen der vier großen Plattformen basierten auf Entwürfen der Draenei. Durotan erkannte eine gewisse Ironie darin: Der Originalbauplan war verändert worden, gekrönt von den inzwischen vertrauten Spitzen und scharfen Kanten, die die Orc-Architektur mittlerweile auszeichneten. Aber Durotan konnte sich daran erinnern, auf ähnlichen Stufen als Junge gegangen zu sein. Später hatte er diese Stufen erneut erklommen, in der Absicht, alle, die er oben antraf, zu töten. Zwei Obelisken ragten wie scharfe Speere in den Himmel, eine Statue von Gul'dan stand auf einem weiteren.
Aber am bedrohlichsten wirkten die Steine, die ein wenig hinter den Obelisken standen. Sie bildeten den Rahmen für das eigentliche Portal, das Gul'dan ihnen versprochen hatte. Zwei große steinerne Säulen ragten empor, ein steinerner Balken lag quer über ihnen, um das Tor zu bilden. Figuren waren auf den Steinen zu erkennen, Umrisse von Wesen in Kapuzenmänteln auf beiden Säulen und darüber eine sich windende Schlange.
»Ist dies hier nicht besser, als wenn sie in dein Lager reiten und deine Clan-Leute töten?«, fragte Orgrim.
Durotan nickte. »Ja, sicherlich. Aber wir wissen immer noch nicht, wohin das Portal eigentlich führt.«
Orgrim deutete auf die verdorrte Landschaft. Die Höllenfeuerhalbinsel war eine der verwüstetsten Gegenden der Welt, aber bei Weitem nicht die einzige. »Ist das wichtig? Wir wissen, von wo das Portal wegführt.«
Durotan grunzte amüsiert. »Ich glaube, damit hast du recht.«
Er fühlte, dass der Blick von Orgrims grauen Augen auf ihm ruhte. »Durotan, ich habe dich das bislang bewusst nicht gefragt, aber... warum hast du den Trank, den Gul'dan dir bot, abgelehnt?«
Durotan sah seinen Freund an und antwortete mit einer Gegenfrage: »Warum hast du nicht getrunken?«
»Etwas war... nicht richtig«, antwortete Orgrim nach kurzem Zögern. »Mir gefiel nicht, was es aus den anderen machte.«
Durotan zuckte mit den Schultern. »Du hattest denselben Gedankengang wie ich.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, gestand Orgrim, aber er fragte nicht weiter.
Durotan wollte nicht verraten, was er wusste. Er hatte es geschafft, seine Leute vor dem zu bewahren, was das Dämonenblut aus ihnen gemacht hätte. Er hatte sich gegen Gul'dan durchgesetzt, und bislang hatte das noch keine negativen Auswirkungen gehabt. Orgrim, den Ahnen sei Dank dafür, hatte genug Weisheit besessen, um zu erkennen, dass etwas nicht stimmte, und hatte den Kelch ebenfalls abgelehnt.
»Ich kämpfe heute«, sagte Orgrim und wechselte damit das Thema. »Kommst du?«
»Ich weiß, dass du das nicht für den Ruhm tust, sondern für deinen Clan«, erklärte Durotan. »Du kämpfst, um Nahrung für sie zu gewinnen und Wasser. Aber ich werde nicht zu diesen Schaukämpfen gehen. Orcs sollten nicht gegeneinander kämpfen. Nicht einmal zum Vergnügen.«
Orgrim seufzte. »Du hast dich nicht verändert, Durotan. Du hattest immer Angst davor, gegen mich zu verlieren.« Seine Stimme klang vergnügt.
Durotan schaute ihn an, und zum ersten Mal seit ewig langer Zeit lachte er aus vollem Herzen.
Der Tag war gekommen.
Die ganze Nacht lang, während ein Ring aus Hexern Wache gestanden hatte, damit kein Neugieriger das finstere Ritual beobachtete, hatten mehrere Steinmetze hart daran gearbeitet, das letzte Siegel in die Basis des Portals zu schlagen. Nachdem sie fertig waren und einander angelacht hatten, waren sie getötet worden. Das Blut derjenigen, die das Siegel erschaffen hatten, würde es veredeln, hatte Medivh gesagt. Gul'dan hatte keinen Grund, an der Weisheit seines neuen Verbündeten zu zweifeln. Aber die glücklosen Steinmetze waren nicht die Letzten, die an diesem Ort sterben sollten.
Die Morgendämmerung war feurig rot und orange, die Luft dick und schal. Während das Portal in den letzten paar Tagen fertiggestellt worden war, mussten gleichzeitig auch noch andere Aufgaben erledigt werden. Die
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