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WoW 01 - Aufstieg der Horde

WoW 01 - Aufstieg der Horde

Titel: WoW 01 - Aufstieg der Horde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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um ihr Spiegelbild sehen zu können, und stellte sicher, dass sie beide entsprechend ihren Platz einnahmen. Am Anfang konnte Kashur nur ihr eigenes Gesicht erkennen und das von Durotan. Die Gesichtszüge wirkten geisterhaft, reflektiert in einem weißen Becken statt in einem dunklen.
    Dann gesellte sich eine dritte Gestalt hinzu, als wenn sich Großvater Tal'kraa direkt neben ihr befinden würde, sein Spiegelbild so deutlich wie ihres. Ihre Blicke trafen sich, und Kashur lächelte.
    Sie wandte den Kopf und bog den Nacken, um zu ihm aufzusehen, während Durotan weiterhin auf das Wasser starrte, als läge dort die Antwort auf all seine Fragen. Kashurs Herz sank ein wenig, aber sofort maßregelte sie sich selbst. Wenn Durotan Tal'kraa nicht sah und nichts von einem Schamanen in ihm schlummerte, dann war es eben so. Sicherlich würde er dennoch ein guter Anführer seines Stammes werden.
    »Ich grüße dich, Enkelin«, sagte Tal'kraa, und er sagte es freundlicher als jemals zuvor. »Du hast ihn hergebracht, wie ich es wünschte.«
    Während der Großvater schwer auf einen Stab gestützt stand, der so substanzlos war wie er selbst, bewegte sich sein Geist in einem langsamen Kreis um Durotan, während der junge Orc immer noch auf das Wasser starrte. Kashur betrachtete die beiden Frostwolfmänner genau. Durotan fröstelte und schaute sich um; zweifelsfrei wunderte er sich, woher das Frösteln kam. Kashur lächelte innerlich. Er konnte den Geist des Ahnen nicht sehen, aber er spürte Tal'kraas Anwesenheit irgendwie.
    »Du kannst ihn nicht sehen«, sagte sie traurig.
    Durotan hob den Kopf, und seine Nasenlöcher zitterten. Geschmeidig stand er auf. In dem unheimlichen Licht sahen seine Hauer blau aus, und seine Haut wirkte grünlich. »Nein, Mutter. Das kann ich nicht. Aber... ist ein Ahne anwesend?«
    »Ja, ist er«, sagte Kashur. Sie wandte sich an den Geist. »Ich habe ihn zu dir gebracht, wie du wolltest. Was hältst du von ihm?«
    Durotan schluckte schwer, blieb aber hoch aufgerichtet stehen, als der Geist ihn gedankenvoll umlief.
    »Ich spürte... etwas«, sagte Tal'kraa. »Ich hatte gedacht, er könne ein Schamane werden, aber wenn er mich nicht sehen kann, wird dies niemals der Fall sein. Doch obwohl er keine Geister sehen kann oder die Elemente beschwören, ist er für eine große Bestimmung geboren. Er wird ein bedeutender Gewinn für den Frostwolf-Clan sein, sogar für sein ganzes Volk.«
    »Wird er ein... ein Held sein?«, fragte Kashur und schnappte nach Luft. Alle Orcs lebten nach ihrem Kodex von Tapferkeit und Ehre, aber nur wenige waren mächtig genug, dass sich ihr Name ins Gedächtnis der Nachfahren eingrub. Als er ihre Worte vernahm, atmete Durotan heftiger, und sie konnte den Wunsch auf seinem Gesicht erkennen.
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete Tal'kraa. »Erziehe ihn gut, Kashur, denn eins ist sicher: Von seiner Familie wird die Erlösung kommen.«
    In einer Geste der Zärtlichkeit, die Kashur nie bei ihm erlebt hatte, fuhr Tal'kraa mit seinen nichtstofflichen Fingern über Durotans Gesicht. Durotans Augen weiteten sich, und Kashur konnte sehen, dass er gegen den natürlichen Instinkt zurückzuzucken kämpfte. Aber Durotan behielt sich unter Kontrolle und wich nicht unter der Liebkosung des Geistes zurück.
    Dann, wie der Nebel an einem heißen Tag, war Tal'kraa verschwunden. Kashur war ein wenig irritiert; stets vergaß sie, wie sich die Energien der Geister näherten und wieder entschwanden.
    »Mutter, bist du in Ordnung?« fragte Durotan.
    Sie nickte. Seine größte Sorge galt ihr, nicht dem, was sein Ahne vielleicht gesagt haben mochte. Sie entschied sich, Durotan nichts davon zu erzählen. Zwar war er besonnen und großherzig, aber eine solche Prophezeiung konnte selbst das treueste orcische Herz korrumpieren.
    Von seiner Familie wird die Erlösung kommen.
    »Mir geht es gut«, versicherte sie ihm. »Aber ich bin nicht mehr jung, und die Energie der Geister ist stark.«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn sehen können«, sagte Durotan ein wenig wehmütig. »Aber... aber ich weiß, dass ich ihn gefühlt habe.«
    »Das hast du, und das ist mehr, als wozu die meisten fähig sind«, sagte Kashur.
    »Mutter... verrätst du mir, was er gesagt hat? Ob ich... ob ich ein Held werde oder nicht?«
    Er versuchte ruhig zu bleiben und reif zu wirken. Aber ein wenig Verlangen schwang schon in seinen Worten mit. Sie zürnte ihm deswegen nicht. Jeder wollte in glorreicher Erinnerung weiterleben, wollte, dass

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