WoW 01 - Aufstieg der Horde
seine Hartnäckigkeit zu belohnen. Die Dämmerung kam, und Durotan hatte mit sinkendem Herzen daran gedacht, dass er wieder Schutz suchen musste, um einen fruchtlosen Tag zu beenden. Dann fiel ihm auf, dass die kleinen Kügelchen Kot nicht hart gefroren waren, sondern frisch.
Sie waren in der Nähe.
Er begann zu laufen, der Schnee knirschte zwischen seinen Fellschuhen, und eine neue Wärme durchflutete ihn. Er folgte den Spuren. wie er es gelernt hatte, erklomm eine Anhöhe...
Und sah eine ganze Herde herrlicher Tiere.
Sofort ließ er sich hinter einen großen Felsen fallen und lugte herum, um die Tiere zu beobachten. Sie waren immer noch dunkelbraun, gut zu erkennen gegen den weißen Schnee; das Winterfell trugen sie noch nicht. Es waren mindestens zwei Dutzend, vielleicht mehr, größtenteils Weibchen. Er hatte die Herde gefunden, doch nun hatte er ein anderes Problem. Er wollte nur ein Tier erledigen. Anders als anderes Wild, beschützten Talbuks sich gegenseitig. Wenn er eins attackierte, würde es der Rest der Herde verteidigen.
Schamanen begleiteten die Jäger, um die Tiere abzulenken. Durotan jedoch war allein, und plötzlich fühlte er sich sehr verwundbar.
Er fröstelte und beruhigte sich selbst. Er hatte die Tiere seit drei Tagen gesucht, und er hatte sie endlich gefunden. An diesem Abend würde er eine frische Fleischlende essen oder sein steif gefrorener Orc-Körper würde im Schnee verenden.
Er beobachtete sie eine Weile, während die Schatten immer länger wurden, aber er wollte nichts überstürzen, um dann einen Fehler zu begehen. Talbuk waren tagaktive Tiere, deshalb gruben sie Löcher für die Nacht in den Schnee. Er hatte gewusst, dass sie so etwas taten, und dennoch beobachtete er mit Bestürzung, wie sie sich eng aneinanderschmiegten. Wie sollte er ein Tier davon abtrennen?
Eine Bewegung fiel ihm auf. Eins der Weibchen, jung und gesund von einem milden Sommer, gab sich einem Festmahl von süßem Gras und Beeren hin. Sie schien in angriffslustiger Stimmung zu sein, stampfte und warf ihren Kopf herum, der gekrönt war von einem herrlichen Satz Hörnern. Sie tanzte förmlich um die anderen herum, schien nicht geneigt, ihnen zu folgen, und wie ein, zwei andere entschied sie sich außerhalb der Herde zu schlafen.
Durotan grinste. Die Ahnen sandten ihm ein Zeichen – die lebhafteste, gesündeste Kuh der ganzen Herde, die es nicht nötig hatte, geistlos den anderen zu folgen, sondern ihren eigenen Weg wählte. Obwohl diese Wahl wohl ihren Tod bedeutete, gab es Durotan die Möglichkeit, Ehre zu gewinnen, sodass man ihn fortan als Erwachsenen behandeln würde.
Durotan wartete. Die Dämmerung kam und ging, und die Sonne versank hinter den Bergen. Mit der Sonne schwand auch die schwache Wärme, und Durotan wartete mit der Geduld des Jägers. Schließlich legten sich auch die letzten Tiere nieder.
Endlich bewegte sich Durotan. Seine Glieder waren steif, und beinahe wäre er gestolpert. Er kroch langsam von seinem Versteck hinter dem Felsen hervor und arbeitete sich den Abhang hinunter. Seine Blicke waren auf das schlummernde Weibchen gerichtet. Ihr Kopf hing auf dem langen Hals, ihr Atem ging gleichmäßig; er konnte kleine weiße Wölkchen vor ihrer Schnauze ausmachen.
Langsam und vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend schlich er auf seine Beute zu. Er spürte die Kälte nicht; die Hitze der Erwartung, der kraftvolle Fokus auf den Angriff vertrieb alle unangenehmen Gefühle. Er kam immer näher, und immer noch träumte der Talbuk.
Er hob die Axt. Er schlug zu.
Ihre Augen öffneten sich. Sie versuchte auf die Beine zu kommen, aber der Todesstoß war bereits unterwegs. Durotan wollte den Kriegsschrei brüllen, den er von seinem Vater so oft gehört hatte. Aber er hielt sich zurück. Es würde nichts nützen, den Talbuk zu töten, nur um dann selbst von einem Dutzend der Herde aus Rache getötet zu werden. Er hatte das Axtblatt frisch geschärft, deshalb fuhr es durch den dicken Nacken, als wenn es durch Käse schneiden würde. Blut schoss hervor, die warme, klebrige Flüssigkeit bespritzte Durotan, und er lächelte grimmig. Sich mit dem Blut des ersten selbst getöteten Tiers einzureiben war Teil des Rituals; das hatte bereits die Talbuk-Kuh für ihn getan. Auch ein Zeichen der Ahnen.
Da hörte er die Geräusche der erwachenden Herde. Er wirbelte herum, atmete schwer und brüllte den Kriegsschrei, hob die Axt. Das Blatt aus Metall war mit rotem Blut beschmiert. Er brüllte erneut.
Die
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