Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WoW 01 - Aufstieg der Horde

WoW 01 - Aufstieg der Horde

Titel: WoW 01 - Aufstieg der Horde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
Vom Netzwerk:
Talbuks zögerten. Man hatte ihm erzählt, dass die Tiere eher flohen als angriffen, wenn sie erkannten, dass sie ihrer Schwester nicht mehr helfen konnten. Er hoffte, dass dies den Tatsachen entsprach. Einen oder zwei würde er besiegen können, aber wenn sie sich tatsächlich zum Angriff entschieden, würde er ihren Hufen nicht entkommen.
    Langsam begannen sie sich zurückzuziehen, wirbelten dann herum und liefen davon. Er beobachtete, wie sie über die Anhöhe galoppierten, bis sie entschwanden. Ihre Hufabdrücke auf dem makellosen Schnee waren der einzige Beweis, dass sie überhaupt da gewesen waren.
    Durotan senkte die Axt und keuchte vor Anstrengung. Er stand wieder auf und brüllte einen Siegesschrei. Sein leerer Magen würde an diesem Abend voll werden, der Geist des Talbuks würde in seinen Träumen erscheinen. Und am Morgen würde er als erwachsener Mann zu seinem Volk zurückkehren, bereit, seinen Platz im Clan einzunehmen.
    Bereit, eines Tages sein Anführer zu werden.
     
     
    »Warum reiten wir nicht?«, fragte Durotan gereizt und schmollte wie ein Kind.
    »Weil es gegen die Regeln verstößt«, sagte Mutter Kashur knapp. Verärgert knuffte sie den Jungen. Durotan war jung und fit. Der lange Aufstieg zum heiligen Berg der Ahnen fiel ihm nicht schwer. Sie dagegen wäre sehr gern auf dem Rücken ihres großen Wolfes Dreamwalker geritten. Aber die Tradition schrieb es anders vor. Und solange sie laufen konnte, würde sie laufen. Durotan neigte den Kopf, während sie weitergingen.
    Jede Reise erschöpfte sie mehr als die vorhergehende, andererseits aber spürte Mutter Kashur auch eine Erregung, die ihr half, die Qual und die Müdigkeit zurückzudrängen. Sie hatte bereits viele Kinder, Mädchen wie Jungen, auf diesem abschließenden Teil des Ritus begleitet, aber niemals zuvor war sie gebeten worden, eines zu den Ahnen zu bringen. Sie war nicht zu alt, um neugierig zu sein.
    Es waren nur ein paar Stunden für die jungen, aber eine gute Tagesreise für ihre älteren Knochen. Der Abend brach an, und sie waren fast am Ziel. Mutter Kashur schaute auf die vertraute Form des Berges und lächelte. Anders als andere Berge, deren Gestalt vom Zufall geprägt war, bildete die Spitze des Oshu'gun ein perfektes Dreieck. Glitzernd wie Kristall fingen seine Facetten die Sonne ein. Nichts in der Umgebung sah vergleichbar aus. Er war vor langer Zeit vom Himmel gefallen, und die Geister waren davon angezogen worden. Das war der Grund, warum die Orcs in seinem heiligen Schatten siedelten. Welche Zankereien und kleine Differenzen sie im Leben auch gehabt hatten, im Berg waren sie vereint. Sie würde bald dorthin gehen, das wusste sie, aber nicht als humpelnde alte Frau. Dies war ihr letzter Besuch, den sie dem Berg in diesem gealterten Körper abstattete. Beim nächsten Mal würde sie den Oshu'gun als Geist aufsuchen, durch die Luft fliegend wie ein Vogel, ihr Herz leicht und rein und neu.
    »Stimmt etwas nicht, Mutter?«, fragte Durotan, und Besorgnis zeichnete sich auf seinem jungen Gesicht ab.
    Sie blinzelte, als sie aus ihrer Träumerei zurück in die Wirklichkeit kam, und lächelte ihn an.
    »Nein, es ist nichts«, versicherte sie ihm aufrichtig.
    Die Schatten hatten bereits das Sonnenlicht verjagt, als sie den Fuß der Berge erreichten. Sie würden in der folgenden Nacht hier schlafen und ihren Aufstieg bei Sonnenaufgang beginnen. Durotan schlief als Erster ein, eingewickelt in das Fell des Talbuks, das er vor nicht allzu langer Zeit selbst erlegt hatte. Mutter Kashur wachte liebevoll über ihn, während er den tiefen Schlaf des Gerechten schlief. Sie selbst würde keine Träume haben, ihr Geist musste klar sein, wenn sie für die Visionen am Morgen bereit sein wollte.
     
     
    Der Aufstieg war lang, ermüdend und härter als die gesamte Wanderung zum Berg. Kashur war für beides dankbar – für ihren harten Stab und für Durotans helfende Hand. Zudem schienen sich ihre Füße an diesem Tag sicherer zu bewegen, und ihre Lungen atmeten besser als sonst, während sie und ihr junger Begleiter den Berg emporstiegen. Es war, als ob die Ahnen ihr Kraft gaben, indem sie ihren Körper um zusätzlicher Energie versorgten.
    Sie rasteten am Eingang zur heiligen Höhle, der ein perfektes Oval in der weichen Oberfläche des Berges darstellte. Durotan versuchte tapfer zu wirken, aber tatsächlich war er sehr nervös. Mutter Kashur schenkte ihm nicht mal ein Lächeln. Er
sollte
nervös sein. Er stand dicht davor, heiligen Boden zu

Weitere Kostenlose Bücher