WoW 01 - Aufstieg der Horde
weg, leckte das Blut und grunzte.
»Zwei Oger und ihr Meister«, murmelte er und schlug Orgrim auf die Schulter. »Die bedauernswerten Draenei haben keine Chance gegen unsere Kraft.«
Orgrim stand schwitzend in der Sonne, das grelle Licht spiegelte sich auf seiner Rüstung und blendete ihn fast. Blutrausch stieg in ihm auf. Er vertraute Ner'zhul und dem Schamanen ihres Stammes. Außerdem hatte er mit Durotan gesprochen, und sie waren darin übereingekommen, dass, obwohl sie an diesem Tag vor langer Zeit von den Draenei zuvorkommend behandelt worden waren, es schon etwas merkwürdig gewesen war, als sie von den Blauhäuten gerettet worden waren. Die Ahnen hatten sie noch nie belogen. Warum sollten sie es also auf einmal tun?
Aber als er neben seinem Häuptling ritt, unterwegs zu dem Ort, wo eine kleine Jagdgruppe gesichtet worden war, kamen Orgrim Zweifel. Was, wenn die Draenei gar nicht merkwürdig gewesen waren? Sicherlich waren denen die Orcs auch seltsam vorgekommen, als sie diese das erste Mal getroffen hatten. War der Tod tatsächlich eine gerechte Strafe für das Anderssein? Wann hatte je ein Draenei einen Orc angegriffen? Eine einzige Beleidigung oder Anschuldigung ausgesprochen? Achtzehn Schwarzfelskrieger, bis an die Zähne bewaffnet, ihre Körper in schützendes Metall gehüllt, ritten aus, um eine Gruppe von Blauhäuten zu töten, die nichts Bedrohlicheres taten, nichts anderes machten, als Nahrung für ihr Volk zu sammeln. Unerwartet und ungewollt stieg das Bild des jungen Draenei-Mädchens vor seinem Auge auf, das ihm schüchtern zugelächelt hatte. Würde ihr Vater oder ihre Mutter an diesem herrlichen Tag sterben?
»Du siehst schwermütig aus, Orgrim«, sagte Schwarzfaust mit seiner rauen Stimme, und Orgrim schreckte augenblicklich auf. »Was beschäftigt meinen Stellvertreter?«
Das Gesicht einer Waise,
dachte Orgrim, aber stattdessen sagte er fest: »Ich frage mich, welche Farbe das Blut der Draenei hat.«
Schwarzfaust warf seinen übergroßen Kopf zurück und lachte herzhaft. Orgrim hörte das harte Krächzen und den Klang wild schlagender Flügel, als die Krähen aufflogen, aufgescheucht vom Gelächter des Häuptlings.
»Ich werde dafür sorgen, dass dein Gesicht damit bemalt wird«, sagte Schwarzfaust lachend.
Orgrim biss die Zähne zusammen und erwiderte darauf nichts.
Die Ahnen lügen nicht,
dachte er grimmig.
Ein Kind ist immer unschuldig, aber seine Eltern haben den Tod verdient, wenn sie gegen uns Pläne schmieden, wie es uns die Ahnen erzählten.
Sie kamen leicht voran und verbargen ihre Ankunft nicht. Der Kundschafter hatte gesagt, dass die Jagdgruppe aus elf Draenei bestand, sechs Männern und fünf Frauen, und sie jagten eine Herde Spalthufe. Obwohl die großen zottigen Tiere stark und schwierig zu jagen waren, waren sie anders als eine Herde Talbuks lammfromm. Die Draenei hatten schon einen jungen Bullen von der Herde getrennt. Er brüllte, scharrte auf der Erde und senkte seinen Kopf, zielte mit seinem einen Horn auf seine Angreifer, aber der Ausgang stand fest.
Oder hätte er, hätten die Orcs nicht eingegriffen.
Schwarzfaust ließ seinen Trupp auf einem Berggrat halten. Orgrim konnte die Erregung seiner Leute riechen. Ihre Körper zitterten vor Erwartung in ihren neuen Rüstungen, ihre Hände verkrampften und entkrampften sich, wollten sich um die Waffen legen, an die sie sich allmählich gewöhnten. Schwarzfaust reckte seine gepanzerte Faust empor, seine kleinen Augen konzentrierten sich auf die Ereignisse im Tal, und er wartete auf den richtigen Moment, sich auf die Draenei zu stürzen wie der Falke auf eine Ratte.
Der Häuptling der Schwarzfelsen schaute seine Schamanen weiter hinten an. Auch sie trugen Rüstungen, aber keine Waffen, weil sie keine brauchten. Sie würden ihre Brüder heilen, wenn sie verwundet wurden. Und die unglaubliche Macht der Elemente den Feinden entgegenwerfen.
»Seid ihr bereit?«, fragte er.
Der Älteste von ihnen nickte. Seine Augen glühten heftig, und ein Grinsen lag auf seinen Lippen. Auch er wollte, dass Draeneiblut vergossen wurde.
Schwarzfaust grunzte und riss die Faust nieder. Die Schwarzfelskrieger griffen an.
Sie riefen ihren Kriegsschrei, und die Blauhäute wirbelten herum. Zu Beginn war nur Überraschung in ihren Gesichtern zu sehen. Kein Wunder, sie fragten sich, warum so viele gerüstete Krieger sie bei ihrer Jagd unterstützten. Erst als Schwarzfaust auf seinem riesigen Wolf sein zweihändiges Schwert zog und den Führer der
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